15. Februar 2019

EU-Entschei­dung: Palmöl im Biodiesel ist nicht nach­haltig – darf aber weiter genutzt werden

Es ist kompli­ziert, lang­wierig, verwir­rend und noch immer nicht endgültig entschieden: Die Frage, ob und – falls ja – wie lange noch, Palmöl in euro­päi­schen Biodiesel beigemischt werden darf.

Nun hat die EU-Kommis­sion fest­ge­stellt, dass der Anbau von Ölpalmen eine bedeu­tende Abhol­zung von Regen­wald verur­sacht und damit der aus Palmöl gewon­nene Biodiesel nicht zur Errei­chung der EU-Ziel­vor­gaben für umwelt­freund­liche Brenn­stoffe gezählt werden kann. Unter dem stei­genden Druck der Regie­rungen Malay­sias und Indo­ne­siens (einschließ­lich der Drohung mit einem Handels­krieg) hat die Kommis­sion jedoch mehrere Schlupf­lö­cher einge­baut. So sollen für Palmöl, das von unab­hän­gigen kleinen Plan­tagen (weniger als fünf Hektar) oder auf „unge­nutzten“ Flächen ange­baut wird, Ausnahmen gelten.

Abschlie­ßend ist aber auch diese Entschei­dung der EU-Kommis­sion noch nicht. Bisher verlief der Palmöl-Ritt durch die euro­päi­schen Instanzen wie folgt: Im Juni 2018 entschied das EU-Parla­ment, dass Palmöl und Soja ab 2030 nicht mehr in Biosprit einge­setzt werden dürfen. Diese Entschei­dung wurde nicht kritiklos ange­nommen. Denn so gut das ange­strebte Verbot von Palmöl in Biodiesel ist, so lange dauert es noch bis 2030 – denn wenn die Umwand­lung von Regen­wäl­dern in Plan­tagen im bishe­rigen Tempo fort­schreitet, ist es bis 2030 zu spät für die Regen­wälder Indo­ne­siens und Malay­sias und für die Orang-Utans.

Nun sollte also die EU-Kommis­sion defi­nieren, welche Rohstoffe ein hohes Risiko einer soge­nannten indi­rekten Land­nut­zungs­än­de­rung (indi­rect Land Use Change, kurz iLUC) beinhalten und somit nicht mehr in Biodiesel enthalten sein dürfen – oder sehr verkürzt: ob und wie Palmöl und andere Lebens­mittel ab 2023 bis 2030 in Kraft­stoffen verwendet werden dürfen. 

Die Entschei­dung

Am 8. Februar wurde diese lang­erwar­tete Entschei­dung endlich getroffen: Palmöl gehört nun zu den Rohstoffen, die die EU-Kommis­sion als hoche­mit­tie­rend einstuft. D.h. es besteht ein hohes Risiko einer indi­rekten Land­nut­zung. Und außerdem muss Palmöl bis 2030 stufen­weise aus euro­päi­schem Biodiesel verschwinden. Der Haupt­grund für diese Entschei­dung waren wissen­schaft­liche Studien, die nach­weisen, dass 45 Prozent der Palm­öl­plan­tagen von 2008 bis 2015 in Gebieten errichtet wurden, die als große natür­liche CO2 Spei­cher dienten.

190215_Palmöl_orangutan.de_1
 

Große Schlupf­lö­cher und Bauernopfer

So gut all das viel­leicht klingen mag, unterm Strich hat der Beschluss riesige Schlupf­lö­cher für die Palm­öl­in­dus­trie geschaffen. Denn Palmöl, das auf Klein­plan­tagen ange­baut oder auf „unge­nutzten“ Flächen produ­ziert wird, darf weiter für die Beimi­schung in euro­päi­schem Kraft­stoff genutzt werden. Leider zeigen aller­dings Beispiele von großen Konzernen, wie dem Palm­öl­riesen FELDA, dass diese oft ihr Palmöl von Klein­bauern beziehen. Dabei spielen Nach­hal­tig­keits­kri­te­rien keine Rolle, der Klein­bauer trägt oft ein noch höheres wirt­schaft­li­ches Risiko, als die Ange­stellten auf einer Plan­tage und außerdem werden Flächen, die sonst für den Anbau von Nahrung genutzt werden würden, in Ölplan­tagen umge­nutzt. Ein echtes Bauern­opfer also. Und Palmöl bleibt so weiterhin Bestand­teil des euro­päi­schen Biosprits. 

Die EU-Kommis­sion hat eine öffent­liche Anhö­rung bis 8.März ange­kün­digt, bevor sie den endgül­tigen Rechtsakt annimmt. Das EU-Parla­ment und die EU-Mitglieds­staaten haben dann zwei Monate Zeit, ihr Veto einzu­rei­chen. Ergän­zungen und Ände­rungen am Rechtsakt können nicht mehr gemacht werden.
 

Quellen:

https://www.transportenvironment.org/press/eu-classifies-palm-oil-diesel-unsustainable-fails-cut-its-subsidised-use-and-associated

https://www.euractiv.com/section/agriculture-food/news/biofuels-commission-blacklists-palm-oil-throws-soybeans-lifeline/