Feier­liche Einwei­hung des neuen Beob­ach­tungs­camps im Nationalpark

Feier­liche Einwei­hung des neuen Beob­ach­tungs­camps im Nationalpark

Im Rahmen unserer aktu­ellen Auswil­de­rung wurde am 15. Juni das neue Himba Pambelum Moni­to­ring Camp im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya feier­lich eröffnet. Die Auswil­de­rung der Orang-Utans und die Einwei­hung des neuen Über­wa­chungs­la­gers wurden vom Leiter der Natio­nal­parks­be­hörde von Bukit Baka Bukit Raya, Andi Muhammad Kadhafi, und dem CEO der BOS Foun­da­tion, Dr. Jamartin Sihite, begleitet.

HIMBA PAMBELUM MONITORING CAMP
Das neue Himba Pambelum Moni­to­ring Camp 

Die feier­liche Veran­stal­tung begann mit einer tradi­tio­nellen Zere­monie, die von einem Mantir, einem lokalen Beamten des Unter­be­zirks, geleitet wurde. Die Zere­monie war eine symbo­li­sche Geste des guten Willens und der Akzep­tanz des Auswil­de­rungs­teams beim Betreten des Gebiets: Nach den örtli­chen Über­lie­fe­rungen sollte damit auch verhin­dert werden, dass nega­tive Energie in das Himba Pambelum Beob­ach­tungs­camp eindringt. Himba Pambelum bedeutet aus der Sprache der Dayaks über­setzt „Wald des Lebens“.

Diese beson­dere Zere­monie ist heilig und einzig­artig für die lokale Dayak-Gemein­schaft. Während der Zere­monie wurden der Mantir und das Auswil­de­rungs­team durch ein in ein Tuch einge­wi­ckeltes Stück Bambus, das vor dem Eingang des Über­wa­chungs­la­gers plat­ziert war, vom Betreten des Camps abge­halten. Das Auswil­de­rungs­team durfte die Bambus­bar­riere erst nach Abschluss der Zere­monie passieren.

Das Ritual begann mit Gesängen, dann wurden an mehrere Mitglieder des Auswil­de­rungs­teams Dayak-Klawung – spezi­elle Kopf­be­de­ckungen – verteilt. Der Mantir, der die Zere­monie leitete, erkun­digte sich nach dem Grund für die Ankunft des Auswil­de­rungs­teams in dem Gebiet, was Andi, der Leiter der Natio­nal­park­be­hörde, prompt beant­wor­tete. Die Zere­monie endete mit Gesang und der Opfe­rung eines Huhns.

Andi wurde dann gebeten, das Bambus­stück mit einer Mandau-Klinge (ein Dayak-Schwert) durch­zu­schlagen und auf ein auf der Treppe plat­ziertes Ei zu treten. Als die Mitglieder des Beabach­tungs­teams das Lager betraten, wurden sie vom Mantir mit reini­gendem Wasser bespritzt. Dieser Teil der Zere­monie wird „Potong Pantan“ oder „Tetek Pantan“ genannt. Im Anschluss an die Prozes­sion wurde das Himba Pambelum Moni­to­ring Camp offi­ziell seiner Bestim­mung übergeben.

HIMBA PAMBELUM MONITORING CAMP Luftaufnahme
Himba Pambelum Moni­to­ring Camp Luftaufnahme

Dieses neue Camp soll den Prozess der Wieder­an­sied­lung von Orang-Utans im Gebiet und die umlie­genden Gemeinden unterstützen.

Jede Spende hilft. Den Orang-Utans und dem Regenwald.

Papier ist auch keine Lösung

Papier ist auch keine Lösung

Mitt­ler­weile werden nicht nur in deut­schen Super­märkten Papier­tüten und ‑verpa­ckungen als ökolo­gi­sche Alter­na­tive von Plastik ange­priesen. Gern wird dabei mit Begriffen wie Nach­hal­tig­keit geworben. Es ist also kein Wunder, dass die Verwen­dung von Papier und Pappe als Verpa­ckungs­ma­te­rial in der EU am weitesten verbreitet ist und enorm schnell wächst.


Was steckt dahinter?


Aufgrund der Digi­ta­li­sie­rung ist die Produk­tion von normalem Papier in Europa nach ihrem Höhe­punkt im Jahr 2005 um 35,8 Prozent bis 2018 gesunken. Nun könnte man annehmen, dass der Druck auf die Wälder also nach­ge­lassen habe. Doch die Realität sieht anders aus. Zwischen 1991 und 2018 stieg die euro­päi­sche Papier- und Karton­pro­duk­tion um 42,1 Prozent. Denn wo die Verwen­dung von normalem Papier zurück­ging, stieg gleich­zeitig der Einsatz von Zell­stoff für die Herstel­lung von Verpa­ckungs­pa­pier und ‑karton explo­si­ons­artig an und hat sich fast verdop­pelt (+ 82,5 %).
Tabelle Seite 18
Welt­weit werden etwa drei Milli­arden Bäume jähr­lich gefällt, um die Nach­frage nach Papier­ver­pa­ckungen zu decken. Die Papier- und Zell­stoff­in­dus­trie ist einer der größten Umwelt­ver­schmutzer und Süßwas­ser­ver­brau­cher der Welt. Außerdem nutzt sie vier Prozent der welt­weiten Energie und ist sehr chemie­in­tensiv, sie verschmutzt Flüsse und schä­digt Ökosysteme.

Müll­pro­du­zent Europa


Die Gesamt­menge an Verpa­ckungs­müll in der EU steigt weiter an. Im Jahr 2022 hatte jeder Euro­päer ca.180 kg Müll durch Verpa­ckungen zu verant­worten, wobei allein auf Papier­ver­pa­ckungen zehn Kilo­gramm pro Person und Jahr entfallen. Ohne Maßnahmen wird dieser Wert bis 2030 um weitere 19 Prozent steigen. Diese Entwick­lung muss gestoppt werden. Aber die Lösung kann nicht darin bestehen, Plas­tik­ver­pa­ckungen durch Papier­ver­pa­ckungen zu ersetzen.


Papier­ver­pa­ckungen bedeuten oft Entwal­dung und Monokulturen


Der größte Teil des in der EU zur Herstel­lung von Papier und Pappe verwen­deten Holzes stammt aus Europa – mit großen Auswir­kungen auf Europas Wälder. Euro­päi­scher Papier­konsum hat jedoch auch Auswir­kungen auf Wälder außer­halb der EU. Die wich­tigsten Länder, aus denen die EU Zell­stoff impor­tiert, sind Brasi­lien, Uruguay, Chile und die USA, aber auch Indo­ne­sien gehört zu den großen Papier­pro­du­zenten der Welt.
Im Jahr 2020 impor­tierte die EU außerdem noch große Mengen Holz für die Papier­pro­duk­tion aus Russ­land und Belarus – sieben Millionen bzw. 3,4 Millionen Tonnen. Mit den derzei­tigen Einschrän­kungen auf Importe aus Russ­land, Belarus und der Ukraine sind 57 Prozent der Importe (sechs Prozent des Gesamtroh­stoff­be­darfs für die Zell­stoff- und Papier­pro­duk­tion von CEPI Mitglie­dern: Öster­reich, Belgien, Tsche­chien, Finland, Frank­reich, Deutsch­land, Ungarn, Italien, Norwegen, Polen, Portugal, Rumä­nien, Slowakei, Slowe­nien, Spanien, Schweden, Nieder­lande, Groß­bri­ta­nien) offen und erhöhen nicht zuletzt auch den Druck, für Abhol­zungen im inner­halb der EU. So verwun­dert es nicht, dass Länder wie Finn­land und Schweden seit neuestem zu den führenden Export­län­dern für Zell­stoff gehören.


Ein Blick zurück in die euro­päi­sche Geschichte zeigt, wo die Ursprünge der heutigen Wald­nut­zungs­kon­zepte liegen. Denn in Europa wurde die Idee der Mono­kultur über Jahr­zehnte entwi­ckelt und geprägt. Die Forst­wirt­schafts­prin­zi­pien von heute basieren letzt­lich auf Forst­me­thoden des 18. Jahr­hun­derts, die darauf abzielten, den Ertrag einer einzigen Baumart zu maxi­mieren. Dieses Modell der „wissen­schaft­li­chen Forst­wirt­schaft“ zeich­nete sich durch Einheit­lich­keit, mini­male Diver­sität und leichte Quan­ti­fi­zier­bar­keit aus und setzte damit welt­weit den Trend zu Monokulturen.


Wir sollten also nicht nur mit dem Finger auf Länder in Südame­rika, Afrika und Südost­asien zeigen, wenn es um die Ausbeu­tung von Wald­öko­sys­temen geht. Zwei der größten Sorge­kinder Europas sind aktuell eben Finn­land und Schweden. Eine Analyse zeigt, dass im Jahr 2020 allein in Finn­land 20.000 Hektar Wald gerodet wurden oder zur Rodung vorge­sehen waren, was etwa 30.000 Fußball­fel­dern entspricht. Diese Wälder wurden als arten­rei­chen Gebiete einge­stuft und ihre Vernich­tung hat schwer­wie­gende Auswir­kungen auf die biolo­gi­sche Viel­falt und das Ökosystem. Laut aktu­eller Statis­tiken landeten in 2021 47 % der Produk­tion der finni­schen Forst­in­dus­trie im Export von Papier und Pappe und das haupt­säch­lich nach Europa.


Schweden steht auch nicht viel besser da. Laut einer aktu­ellen Publi­ka­tion von Fern und ENP hat die schwe­di­sche Papier- und Pappe-Lobby eine sehr solide Posi­tion im Land. Wie Lina Burne­lius, inter­na­tio­nale Koor­di­na­torin bei Protect the Forest Sweden, sagt: „Die Strom­ra­batte, die die Forst­in­dus­trie für zwei bis drei Jahre erhält, würden ausrei­chen, um die gesamte welt­weit einzig­ar­tige Berg­na­tur­land­schafts­kette in Nord­schweden zu schützen.“ Trotz Studien von Orga­ni­sa­tionen wie Green­peace, die nach­weisen, dass große Papier- und Pappe­un­ter­nehmen Wälder mit hoher Biodi­ver­sität zerstören, in denen auch von vom Aussterben bedrohte Arten zu Hause sind, wird in diesem Bereich wenig gemacht und notwen­dige Verord­nungen werden zu lax umgesetzt.


Torf­moor­wälder werden zerstört


Auch in Südame­rika und Südost­asien wütet die Papier­in­dus­trie. Hier bestehen die Haupt­pro­bleme darin, dass Torf­moor­ge­biete trocken­ge­legt werden, regel­mäßig Land­raub von indi­genen Gemeinden prak­ti­ziert wird und dann Plan­tagen mit teil­weise hoch entflamm­barem – aber extrem schnell wach­sendem – Euka­lyptus ange­legt werden, der dann als Haupt­roh­stoff an die Papier- und Papp­e­indus­trie gelie­fert wird. Gerade die Torf­moor­wälder Brasi­liens und Indo­ne­siens sind essen­ziell wich­tige CO₂-Reser­voire. Trocken­ge­legt sind sie extrem brand­ge­fährdet. So wurde Indo­ne­sien in den Jahren 2015 und 2019 – Jahre mit hoher Inten­sität von Wald­bränden – zum fünf­größten CO₂-Emit­tenten weltweit.

Torfmoorbrand in Indonesien
Torf­moor­brand in Indo­ne­sien (Borneo)


Studien der Harvard- und Columbia Univer­sity haben ergeben, dass die Wald­brände von 2015, die sich über ganz Indo­ne­sien erstreckten, schät­zungs­weise 91.600 vorzei­tige Todes­fälle aufgrund der Rauch­be­las­tung verur­sachten haben. Neben den Auswir­kungen auf das Klima und die Wälder, sowie ihrer Rolle bei tödli­chen Bränden, ist die Zell­stoff- und Papier­in­dus­trie auch in Menschen­rechts­ver­let­zungen und zahl­reiche Konflikte mit lokalen Gemein­schaften verwi­ckelt.


Aber wo landen indo­ne­si­sche Zell­stoff- und Papier­pro­dukte letzt­end­lich? Im Jahr 2019 trugen sie fast 16 Prozent zu den welt­weiten Holz­zell­stoff­ex­porte bei, wobei der asia­tisch-pazi­fi­sche Markt von beson­derer Bedeu­tung war. Die Zell­stoff- und Papier­in­dus­trie ist aller­dings global verflochten, und indo­ne­si­sche Produkte finden so ihren Weg in verschie­dene Länder. Deswegen ist es wichtig, die globale Wert­schöp­fungs­kette zu betrachten. Jour­na­lis­ti­sche Inves­ti­ga­tiv­re­cher­chen zeigen, dass einige der indo­ne­si­schen Firmen wiederum mit euro­päi­schen Papier­mühlen koope­rieren.


Daher ist es entschei­dend, dass die EU-Verord­nung über Verpa­ckungen und Verpa­ckungs­ab­fälle die Gesamt­nach­frage nach Verpa­ckungen verrin­gert, um den Trend zuneh­mender Importe von Fasern aus tropi­schen Wald­län­dern umzukehren.

Gibt es eine wahre nach­hal­tige Lösung?


Die Antwort liegt auf der Hand: Die Redu­zie­rung unnö­tiger Verpa­ckungen und die Inves­ti­tion in lang­fris­tige, funk­tio­nie­rende Systeme zur Wieder­ver­wen­dung von Verpa­ckungen, sind entschei­dende Schritte, um den zuneh­menden Import von Zell­stoff aus tropi­schen und euro­päi­schen Wald­ge­bieten umzu­kehren und die Umwelt­aus­wir­kungen der Papier­in­dus­trie zu verrin­gern. Es liegt in unserer Verant­wor­tung, den Verbrauch zu redu­zieren und nach­hal­tige Alter­na­tiven zu fördern, um die Zukunft unserer Wälder und unseres Planeten zu schützen.

Versteck­spiel mit Gonzales im Bukit Baka Bukit Raya Nationalpark

Versteck­spiel mit Gonzales im Bukit Baka Bukit Raya Nationalpark

Ein halbes Jahr ist es jetzt her, dass Gonzales zusammen mit Lima und Ben, unserem 500. ausge­wil­derten Orang-Utan, sein neues Zuhause im Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park gefunden hat. Nun ist unser Post-Release Moni­to­ring Team ihm das erste Mal wieder begegnet.
Die beste Nach­richt zuerst: Gonzales scheint sich wunderbar einge­lebt zu haben und sein Leben in Frei­heit zu genießen!


Am Tag der Begeg­nung waren unsere PRM-Team­mit­glieder Dandi und Darsono schon um vier Uhr früh für eine Studie im Regen­wald unter­wegs, bei der es um Erkennt­nisse zur Phäno­logie von Pflanzen geht. Dabei stießen sie auf das Schlaf­nest von Gonzales, das er sich etwa 15 Meter über dem Erdboden in einer Astgabel gebaut hatte.

Orang-Utan-Männ­chen Gonzales zeigt, wie gut er sich im Regen­wald zurecht findet

Den ganzen Tag lang lässt sich Gonzales von unserem Team beob­achten, wie er durch die Bäume hangelt und sich durch den Wald bewegt. Beim Essen ist das Orang-Utan-Männ­chen äußerst wähle­risch, stellen Dandi und Darsono fest. Klasse statt Masse scheint sein Motto zu sein.
Gonzales knab­bert ein paar Orchi­deen­blätter (Orchi­daceae), probiert das Mark unter­schied­li­cher Pflan­zen­stängel, genießt Blätter des tropi­schen Kerzenstrauchs Cassia Alat und pflückt ein paar Termiten (Isop­tera), die er sich zwischen die Lippen steckt. Wegkrab­beln zwecklos!
Schließ­lich baut sich Gonzales ein neues Schlaf­nest in einem mäch­tigen Kapok­baum (Ceiba pent­andra). Dieses befindet sich nur etwa 20 Meter von seinem alten Schlaf­nest entfernt.

Orang-Utan-Gonzales im Baum
Kleiner Gourmet: Gonzales im Bukit Baka Bukit Raya Nationalpark


Das Team beschließt, die Gele­gen­heit zu nutzen und die Beob­ach­tung des frisch Ausge­wil­derten am nächsten Tag fort­zu­setzen. Doch am Morgen treffen Dandi und Darsono, diesmal in Beglei­tung von Andri­anto, Gonzales nicht an. Über­ra­schen­der­weise hat er die Nacht nicht in jenem Nest verbracht, das er sich am Voraband zum Schlafen gebaut hatte. Auch in seinem alten Schlaf­nest liegt er nicht. Wie seltsam!


Das PRM-Team verbringt den Tag daher mit der zuvor begon­nenen Pflan­zen­studie im Wald, wobei es immer wieder nach Gonzales Ausschau hält. Kurz vor Sonnen­un­ter­gang treffen die drei dann doch noch auf ihn. Entspannt sitzt er am Boden und kaut auf Blät­tern herum.


Als das Orang-Utan-Männ­chen unser Team erblickt, stößt er einen Long Call aus. Ganz offen­sicht­lich fühlt er sich gestört. Nachdem er seinen Unmut kund getan hat, zieht sich Gonzales in den Wald zurück, um einen Ort ohne Menschen für die Nacht­ruhe zu suchen.
Auch unser Team kehrt nun ins Camp zurück. So gerne sie ihn noch weiter beob­achtet hätten, um Erkennt­nisse für die künf­tige Arbeit von BOS und den Arten­schutz zu gewinnen, so sind sie doch sehr glück­lich: Gonzales hat sich gut in sein neues, freies Leben im Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park eingefunden.


Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans und ihrem Lebens­raum. Jeder Beitrag hilft.

Besuch eines unbe­kannten Orang-Utans am Camp Lesik

Besuch eines unbe­kannten Orang-Utans am Camp Lesik

Wie aufre­gend! Unser Post Release-Moni­to­ring Team hat kürz­lich ganz in der Nähe von Camp Lesik einen Orang-Utan beob­achtet, den sie auf Anhieb nicht iden­ti­fi­zieren konnten. Etwa eine Woche später kehrte dieser Orang-Utan zurück und diesmal war er oder sie in Beglei­tung von Lesan, eine Orang-Utan-Dame, die wir 2012 in den Kehje Sewen Wald ausge­wil­dert haben. Die beiden verstanden sich augen­schein­lich bestens.

Was unser Team jedoch genau erkennen konnte, war der implan­tierte Trans­mitter auf dem Rücken des Orang-Utans. Es handelt sich also um ein Tier, das wir einst ausge­wil­dert haben! Doch um wen? Ist es ein Männ­chen oder Weib­chen? Unser Team ist dabei, Fotos und mögliche Erken­nungs­merk­male zu verglei­chen. Es bleibt also noch eine Weile spannend.

Lesan und der unbe­kannte Orang-Utan kuscheln

Bei seinem ersten Besuch war der myste­riöse Orang-Utan alleine. Kaum hatte unser Team ihn in der Nähe des Camps bemerkt, suchte er auch schon das Weite.
Etwa eine Woche kehrte er (oder sie) jedoch zurück und diesmal hatte unser Team länger die Gele­gen­heit zur Beob­ach­tung: Der unbe­kannte Wald­mensch hatte es sich gemeinsam mit Lesan und ihrem Baby in einer Palme bequem gemacht und futterte dort genüss­lich Früchte (Elaeis), Später knab­berten sie noch Blätter eines Farn­ge­wächses (Adiantum peruvianum).


Während sie sich am üppigen Buffet des Dschun­gels die Bäuche füllten, genossen die Orang-Utans die Gesell­schaft des jeweils anderen und es war für unser Team offen­sicht­lich, dass sich zwischen den beiden eine freund­schaft­liche Bezie­hung entwi­ckelt hatte. Wo auch immer sich Lesan mit ihrem Baby hinbe­wegte, folgte ihr der unbe­kannte Orang-Utan. Er ließ sich von ihr sogar Früchte anbieten.

Mystery Orang-Utan
Der unbe­kannte Orang-Utan bedient sich am üppigen Buffet des Dschungels 


Orang-Utans sind zwar semi-soli­täre und terri­to­riale Indi­vi­duen. Nichts desto trotz begeben sie sich hin und wieder gerne in die Gesell­schaft von Artge­nossen. So ist nicht nur ihre DNA der von uns Menschen sehr ähnlich, sondern auch ihr Sozi­al­ver­halten: Orang-Utans spielen mitein­ander, berühren und umarmen sich, halten sich im Arm und verbringen hin und wieder auch einfach gerne Zeit mitein­ander. Das gilt insbe­son­dere für Orang-Utans, die diese sozialen Fähig­keiten bereits im Wald­kin­der­garten und in der Wald­schule unserer Rettungs­zen­tren erlernen konnten.
Für unser PRM-Team war es wunderbar, die kleine Gruppe bei ihrem Mitein­ander zu beob­achten. Nach einiger Zeit bewegten sich die drei schließ­lich in Rich­tung Pehpan Fluss. Wir sind gespannt, ob wir sie in nächster Zeit noch einmal zu Gesicht bekommen. Und natür­lich, wer denn der unbe­kannte Freund von Lesan ist!

Helfen auch Sie, diesen faszi­nie­renden Lebens­raum und seine gewal­tige Arten­viel­falt zu erhalten und zu schützen. Jeder Beitrag hilft.

Ein Baum, der Orang-Utans zusammenbringt

Ein Baum, der Orang-Utans zusammenbringt

In den Regen­wäl­dern von Borneo wächst eine Viel­zahl von Pflanzen, die Orang-Utans gerne fressen: Blumen, Pilze, das Mark von Ästen, Gräser, Blätter, Rinde, Insekten, Honig, manchmal auch Eier – und natür­lich frische Früchte. Einige Lieb­lings­speisen der Wald­men­schen haben wir schon in früheren Arti­keln vorge­stellt. Beson­ders span­nend ist dabei, dass der viel­sei­tige Spei­se­plan die Orang-Utans auch vor Erkran­kungen zu schützen scheint, denn einigen Pflanzen werden medi­zi­ni­sche Wirkungen zugeschrieben.

Eine dieser Pflanzen ist die in Kali­mantan heimi­sche Sang­kuang (Dracon­to­melon dao), auf Deutsch: Drachen­apfel. Es handelt sich dabei um einen Baum, der bis zu 45 Meter hoch werden kann, große, breit gefie­derte Blätter trägt und essbare, apri­ko­sen­große Früchte von gelb­lich-grüner Farbe.

Die Früchte riechen – zumin­dest für uns Menschen – muffig und haben einen über­wäl­ti­gend sauren Geschmack, sind jedoch bei Frucht­fle­der­mäusen und auch bei Orang-Utans äußerst beliebt. Von den in Kali­mantan heimi­schen Menschen wird der Drachen­apfel unter anderem zum Würzen von Fisch­ge­richten verwendet und um Durch­fall zu behandeln.

Orang-Utan Jaka im Baum
Ein Wieder­sehen mit Jaka, den wir 2018 ausge­wil­dert haben

Im Regen­wald über­nehmen die Sang­kuang-Bäume eine wich­tige Funk­tion, da sie oftmals entlang von Flüssen wachsen und dort wie eine Barriere gegen Erosion wirken. Leider ist auch das Holz der Bäume sehr begehrt.

Sang­kuang-Bäume bieten auch Schutz – nicht nur den Orang-Utans!

Dass die Bäume so groß werden, ist ein weiterer Grund, warum Orang-Utans sie so sehr lieben: Weit oben über dem Wald­boden sind sie ziem­lich sicher vor mögli­chen Gefahren und haben alles gut im Blick.

Bei einer Patrouille durch den Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya hat unser Team zwei Orang-Utans beob­achtet, die sich stun­den­lang an Sang­kuang gütlich getan haben. Dabei sind sie mit lautem Rascheln durch die Baum­kronen geklet­tert und haben sich von einem Ast zum nächsten gehan­gelt, auf der Suche nach weiteren reifen Früchten.

Orang-Utan im Baum
Beim Naschen der Sang­kuang-Früchte kommen sich Miri (Foto) und Jaka näher

Bei den beiden handelte es sich um Miri, eine 23-jährige Orang-Utan-Dame, die im Dezember 2016 ausge­wil­dert wurde, und Jaka, ein 18-jähriges Männ­chen, dem wir im Januar 2018 im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya die Frei­heit geschenkt haben.

Unsere Ranger beob­ach­teten Miri und Jaka mehrere Stunden lang

Sie schienen nicht nur die Sang­kuang-Früchte zu genießen, sondern auch die Gesell­schaft des jeweils anderen. Wenn ein Orang-Utan-Weib­chen und ‑Männ­chen Futter mitein­ander teilen und offen­sicht­lich die Nähe des anderen suchen, dann ist das für unser Team immer ein Grund zur Hoff­nung: Viel­leicht haben die beiden Nach­wuchs gezeugt?

Unser Team ist nach dieser erfolg­rei­chen Patrouille jeden­falls sehr glück­lich und beschwingt in unser Camp zurückgewandert.

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