Augen­wi­scherei par excellence

Augen­wi­scherei par excellence

Ist jemand über­rascht, dass die COP28 schon wieder nichts Neues ange­boten hat? Leere Worte, Privat-Jets, eine Menge Lobby­ar­beit, Golf­staaten, die unbe­dingt das Thema fossile Energie aus der finalen Verein­ba­rung gestri­chen haben wollten?

Uns hat das leider nicht über­rascht. Ein Jahr und mehrere nutz­lose Treffen hat es gedauert bis das Thema „Loss and Damage“, die Essenz der Verein­ba­rung von 2022, voran­ge­trieben wurde. Wohl­ge­merkt, die 2022 verspro­chenen Finan­zie­rungen der reichen Staaten ist ein Tropfen auf den heißen Stein.

Daher wundert es mich persön­lich nicht, dass das Ergebnis von zwei Wochen Diskus­sionen so mager ausfällt. Ein Deal, der nach allen Kritiken gegen das erste Entwurf vom 12.12.2023 in einer Nacht und Nebel Aktion entwi­ckelt und beschlossen wurde. Haupt­sache die Dele­gierten können nach Hause fliegen und die COP28 und ihr Ergebnis schadet nicht dem Image von Dubai. Quasi ein Image Akt. Im Text wird zu einem Ausstieg aus fossilen Brenn­stoffen aufge­rufen — einem Über­gang weg von fossilen Ener­gien. Keiner weiß, was das konkret heißt. Keiner wie, wie die nächsten Hand­lungs­schritte aussehen sollen. Keiner weiß, woher das Geld dafür kommen soll.

Aber halt! Eine wich­tige Entschei­dung wurde doch getroffen – der Standort der nächsten Klima­kon­fe­renz, der COP29 in Aser­bai­dschan. „The party must go on!“ Auf Kosten der kleinen Insel­staaten, der bedrohten Tier­arten, der Menschen, die bereits jetzt unter den Folgen der Klima­ka­ta­strophe leiden und im Endef­fekt auf Kosten von 95 % der Welt­be­völ­ke­rung, die am Ende die Quit­tung zahlen werden.

Shame on you, Sultan Al Jaber… Sie waren die Enttäu­schung, mit der alle von Anfang an gerechnet hatten! Und der Abschluss­text, der soge­nannte United Arab Emirates‘ Consensus ist nichts anderes als ein Papiertiger.

Malai­enbär Asri: Klet­ter­ta­lent trotz schwerer Verletzung

Malai­enbär Asri: Klet­ter­ta­lent trotz schwerer Verletzung

Seit drei Jahren lebt Asri nun in unserem Schutz­zen­trum für Malai­en­bären in Samboja Lestari. Wie geht es ihr heute? Wir haben die kleine Bärin besucht.

Es sah gar nicht gut aus für Asri, als sie gefunden wurde: Die kleine Bärin war mit ihrem rechten Hinter­bein in eine Falle geraten und hing so fest, dass sie schwere Verlet­zungen davon­trug. Glück­li­cher­weise konnten wir Asri befreien. Doch für ihr Bein kam die Rettung zu spät. Unseren Ärzten blieb nichts anderes übrig als zu amputieren.

Asri verbrachte einige Zeit in unserem Rettungs­zen­trum für Orang-Utans in Nyaru Menteng, bis sie sich von der schweren Opera­tion erholt hatte. Dann zog sie, gemeinsam mit anderen Malai­en­bären, nach Samboja Lestari um, wo wir ein Gehege ange­legt haben, das speziell auf die Bedürf­nisse dieser Bärenart zuge­schnitten ist.

Malai­en­bären, wegen ihrer charak­te­ris­ti­schen Fell­zeich­nung auch Sonnen­bären genannt, teilen in vielerlei Hinsicht das Schicksal von Orang-Utans: Ihr Bestand wird durch Wild­tier­handel und Vernich­tung ihres Lebens­raumes immer weiter dezi­miert, sodass sie inzwi­schen vom Aussterben bedroht sind. Im Gegen­satz zu Orang-Utans sind Malai­en­bären jedoch nicht mehr auswil­derbar, sobald sie Umgang mit Menschen hatten.

Die inzwi­schen sechs­jäh­rige Asri hat sich prächtig in ihrem neuen Zuhause in Samboja Lestari einge­lebt. Und sie kommt bestens zurecht, obwohl ihr ein Bein fehlt! Tatsäch­lich klet­tert sie sogar genauso gut wie die anderen Malai­en­bären in unserem Rettungs­zen­trum, mit denen sie sehr gerne Zeit verbringt. Am liebsten spielt und klet­tert Asri mit India, Deni, Malinau, Barbie und Tapir.

Wir sind glück­lich, dass sich Asri trotz ihrer trau­ma­ti­schen Erfah­rung so gut erholt und entwi­ckelt hat. Unter diesen Bedin­gungen stehten ihre Chancen auf ein langes und gesundes Leben sehr gut. Malai­en­bären können in Gefan­gen­schaft bis zu 30 Jahre alt werden!

Und Sie können uns dabei unter­stützen, Asri und anderen Malai­en­bären zu helfen: Jede Spende ist uns willkommen!

Der Wild­tier­kor­ridor in Sabah wächst und gedeiht!

Der Wild­tier­kor­ridor in Sabah wächst und gedeiht!

Es war ein visio­näres Projekt, das wir 2019 gemeinsam mit dem Rhino and Forest Fund e. V. gestartet haben. Eines mit erheb­li­cher Bedeu­tung für den Arten­schutz auf Borneo, für das wir jedoch einen langen Atem brau­chen würden. Umso mehr freuen wir uns, dass schon jetzt die ersten Erfolge zu sehen sind!

Im Jahr 2019 haben wir uns mit dem Rhino and Forest Fund (RFF) zusam­men­getan und gemeinsam die einma­lige Chance ergriffen, eine still­ge­legte Ölpal­men­plan­tage in Regen­wald zurück­zu­ver­wan­deln und dadurch eine Wild­tie­r­oase zu schaffen. Genauer gesagt: einen Wild­tier­kor­ridor, der zunächst zwei Natur­schutz­ge­biete mitein­ander verbindet und dann weiter­wächst, bis er ins Herz von Borneo führt.
Und wir nehmen die gute Nach­richt gleich vorweg: Schon jetzt sind die ersten Erfolge zu sehen! Nicht einmal fünf Jahre nach Projekt­be­ginn ist die Rena­tu­rie­rung in Tabin weit fort­ge­schritten und wir konnten bereits neue Gebiete in Sila­bukan Ost und Bukit Piton erschließen! Was wir im Einzelnen erreicht haben, erzählen wir Ihnen hier.

Karte mit Projekte von RFF in Sabah
Karte mit allen Projekten von RFF

Auffors­tung und Biodi­ver­sität auf der Palmölplantage


Unser Partner vor Ort, der RFF, (Link) hat im Jahr 2020 damit begonnen, 50 Hektar erwor­bene Ölpal­men­plan­ta­gen­fläche im Gebiet Tabin zu rena­tu­rieren. Bisher wurden 8.250 Baum­setz­linge von 47 verschie­denen Arten gepflanzt. Dabei nutzt man die Baum­kronen der noch auf dem Areal wach­senden Ölpalmen als Schutz für die zarten Pflänz­chen. Dazwi­schen haben sich zehn­tau­sende wilde Bäum­chen ausgesät, welche wir teil­weise in die Pflege mit einbeziehen.

Baumschule in Tabin, Sabah
Die Setz­linge für die Auffors­tung werden in lokalen Baum­schulen vorbereitet

Nicht alle Setz­linge über­leben die erste Zeit außer­halb der Baum­schule. Wir freuen uns, dass die Morta­lität zwischen den einzelnen Pfle­ge­runden im Jahr 2023 auf 32 Prozent zurück­ge­gangen ist. Um die Auffors­tung weiter voran­zu­bringen, ersetzen wir punk­tuell Pflanzen, die sich an ihrem Standort nicht etablieren konnten, durch andere Arten. So erhöhen wir die Über­le­bens­quote der Bäum­chen und zugleich die Arten­viel­falt auf der Fläche.

Zu Beginn des Projektes haben wir es uns zum Ziel gesetzt, den Bestand der Ölpalmen auf dem Areal zunächst als Schutz für die Setz­linge zu nutzen und sie nach fünf Jahren zu fällen. Und tatsäch­lich sind unsere Setz­linge sowie auch die wilden Bäum­chen an einigen Stellen bereits hoch genug gewachsen. So können unsere Teams im Jahr 2024 mit der Fällung der Ölpalmen beginnen.

Der neu ange­legte See wird zur Wildtieroase


Im Jahr 2022 haben wir auf einer 3,5 Hektar großen Fläche inner­halb der von uns erwor­benen Plan­tage einen künst­li­chen See mitsamt Weide­flä­chen ange­legt. Das Areal war ursprüng­lich komplett mit der inva­siven Pflan­zenart Mucuna brac­teata bedeckt. Seitdem wurden auf der offenen Fläche außerdem rund 500 Bäume gepflanzt.

Teich in einem Gebiet in Tabin, Sabah
Eine Wild­tier-Oase ensteht

Schon jetzt beob­achtet unser Team vor Ort, dass der See und die neu entstan­denen Weide­flä­chen von den Wild­tieren gut ange­nommen werden. Bereits während der Bagger­ar­beiten wurde der See von mehreren Fisch‑, Amphi­bien- und Repti­li­en­arten besie­delt, darunter die gefähr­dete Amboina-Schar­nier­schild­kröte, und die Wasser­fläche wird von etli­chen Vogel­arten genutzt, darunter die gefähr­deten Arten Höcker­storch, Sunda­ma­rabu und Orient-Schlangenhalsvogel.

Unsere Auffors­tungs­teams haben rund um den See auch Elefanten beob­achtet, die ausgiebig auf der neuen Weide­fläche gefressen haben.

Die wilden Tiere kehren zurück


Unser Partner RFF ist seit 2012 konti­nu­ier­lich in dem Auffors­tungs­ge­biet am Ufer des Tabin­flusses aktiv und hatte in dieser Zeit spora­disch Kame­ra­fallen im Einsatz, sowohl entlang des Ufers als auch in der angren­zenden Plan­tage. Außerdem sind Mitar­beiter des RFF häufig im Gebiet unter­wegs. Dadurch haben wir eine recht gute Vorstel­lung davon, welche Arten in diesem Gebiet vor Beginn des Projektes heimisch waren und welche sich im Zuge der Rena­tu­rie­rung neu ange­sie­delt haben. Auch wenn es sich hier um keine syste­ma­ti­sche Studie handelt, so greifen die Teams bei ihren beglei­tenden Beob­ach­tungen der Wild­kor­ri­do­r­er­wei­te­rung doch auf andere wissen­schaft­lich fundierte Erkennt­nisse zurück .

Mit zuneh­mender Breite des Wild­tier­kor­ri­dors wächst die Artenvielfalt

Mitt­ler­weile ist es durch die Still­le­gung der erwor­benen Plan­ta­gen­flä­chen und deren Rena­tu­rie­rung gelungen, den Ufer­streifen von rund 20 Metern rechts und links des Tabin-Flusses auf rund 800 Meter zu verbrei­tern. Und der neue Lebens­raum zieht neue Arten an! Während von 2012 bis 2020 nur wenige größere Säuge­tier­arten in der Korri­dorfläche am Fluss beob­achtet werden konnten – vor allem Bart­schweine, Makaken, Sund­a­katzen und Elefanten – kam in den vergan­genen drei Jahren eine Viel­zahl von Arten neu hinzu. So konnte das Team des RFF Malai­en­bären, Marmor­katzen, Maro­nen­lan­guren, Nasen­affen, Nebel­parder, Plum­ploris und Orang-Utans beob­achten. Zudem wird der beson­ders seltene Höcker­storch seit 2022 regel­mäßig auf der Auffors­tungs­fläche nachgewiesen.

Effi­zient gegen Wilderer und ille­gale Baum­fäl­lungen vorgehen


Ein schwer zu quan­ti­fi­zie­render, aber deut­lich sicht­barer Erfolg des Projekts ist es außerdem, die stetige Entwal­dung sowie die Wilderei im Osten Sila­bu­kans redu­ziert zu haben.

Aufforstung in Ost-Silabukan
Auffors­tung in Ost-Silabukan

Noch zu Beginn des Projektes wurden weiterhin neue Ölpalmen an der Entwal­dungs­grenze inner­halb des Schutz­ge­bietes gepflanzt. In einem ille­galen Ressort auf dem Gebiet wurde außerdem kommer­zi­eller Jagd­tou­rismus betrieben. Beides wurde von den RFF-Mitar­bei­tern vor Ort entdeckt und umge­hend den Behörden gemeldet. Die Forst­be­hörden reagierten prompt: Sie zerstörten alle neuen Ölpalmen und legten das ille­gale Jagdres­sort still.

Die Botschaft ist ange­kommen: Erneute Inves­ti­tionen in ille­gale Akti­vi­täten sind sinnlos! Seit 2022 wurden keine ille­galen Holz­fäl­lungen im Südosten Sila­bu­kans mehr verzeichnet und die Wilderei ist zumin­dest deut­lich rückläufig.


Heraus­for­de­rungen und Lösungen


Während unser Projekt in einigen Gebieten erfreu­liche Fort­schritte gemacht hat, haben wir in anderen mit Heraus­for­de­rungen zu kämpfen. So befinden sich im Südwesten von Sila­bukan eine Viel­zahl ille­galer Plan­ta­gen­flä­chen. Hier plant der RFF, in Koope­ra­tion mit den lokalen Forst­be­hörden, zunächst rund 26 Hektar entwal­deter Fläche wieder aufzu­forsten. Die Auffors­tungs­fläche soll dann schritt­weise ausge­weitet werden, bis alle illegal gero­deten Gebiete rena­tu­riert sind.


Leider stecken diese Arbeiten noch immer in der Vorbe­rei­tungs­phase, da die von uns beauf­tragte Firma aufgrund von Perso­nal­pro­blemen den Auftrag zurück­geben musste. Wir sind nun dabei, die Arbeiten gemeinsam mit dem Team des RFF zu orga­ni­sieren und dabei auch Menschen aus den umlie­genden Commu­ni­ties einzubeziehen.


Wir sind zuver­sicht­lich, durch einen Endspurt zum Jahres­ende 2023 die zeit­liche Verzö­ge­rung im Projekt zumin­dest teil­weise wieder aufholen zu können. Im Gebiet Bukit Piton laufen die Arbeiten jetzt auf Hoch­touren und wir freuen uns darauf, Ihnen schon bald von der weiteren Entwick­lung berichten zu dürfen.

Werden auch Sie zum Regen­wald-Retter. Mit Ihrer Spende helfen Sie uns, weitere Flächen zu sichern und diese in Regen­wald umzu­wan­deln. Für die Orang-Utans, die Arten­viel­falt und das Klima. Jeder Beitrag hilft.

Wann und warum sind wilde Orang-Utans neugierig — und was haben sie davon?

Wann und warum sind wilde Orang-Utans neugierig — und was haben sie davon?

Unsere Baby­sit­te­rinnen und Tier­pfleger kennen dies nur allzu gut: Neugie­rige Orang-Utans, die ihre Nasen überall rein­ste­cken müssen, auf der Suche nach Lecke­reien oder neuem, inter­es­santem Spiel­zeug. Eine Gruppe von Wissen­schaft­le­rinnen und Wissen­schaft­lern hat kürz­lich in einer Feld­studie auf Sumatra die Neugier wild­le­bender Orang-Utans unter­sucht. Und ist dabei zu einigen span­nenden Ergeb­nissen gekommen.

Neue Objekte und Situa­tionen kommen in unbe­rührten, natür­li­chen Lebens­räumen in der Regel selten vor. Doch bieten sie, wenn sie sich ergeben sollten, ausge­zeich­nete Möglich­keiten, etwas Neues zu lernen. Denn genau in solch einem Umfeld werden Indi­vi­duen oft inno­vativ, um aus der unbe­kannten, mögli­cher­weise bedroh­li­chen Situa­tion herauszukommen.

Inno­va­ti­ons­for­schung beim Menschen

Indi­vi­duen, die aktiver mit neuen Stimuli umgehen und offen sind diese zu erkunden, nutzen auch aktiver neue Lern­mög­lich­keiten aus. Solche Menschen entwi­ckeln schneller adap­tive Fähig­keiten und Wissen als zöger­liche Individuen.

Wie sieht es bei den Tieren aus?

Die Prima­to­login Dr. Caro­line Schuppi hat sich mit einer Gruppe von Forsche­rinnen und Forschern auf die Suche nach Faktoren gemacht, die die Neugier bei Orang-Utans beein­flussen können. Die Studie „Ecolo­gical, social, and intrinsic factors affec­ting wild oran­gutans’ curio­sity, assessed using a field expe­ri­ment“ unter­sucht, wie Orang-Utans auf Neues reagieren, aber auch, wie offen sie sind, Neues zu erkunden. Im Gegen­satz zu klas­si­schen Studien zu Reak­tionen auf Neuheiten, haben die Wissen­schaft­le­rinnen und Wissen­schaftler hier auf ein Expe­ri­ment­de­sign mit natür­li­chen Mate­ria­lien gesetzt.
Die Hypo­these der Forschungs­gruppe lautete, dass drei Faktoren das Orang-Utan-Verhalten beein­flussen: Das Alter der Tiere, die Anwe­sen­heit einer Gruppe von Artge­nossen, die sich auch für die neuen Objekte inter­es­siert und die Verfüg­bar­keit von Nahrung. Je nach Ausgangs­lage zeigen die Orang-Utans Inter­esse oder komplettes Desin­ter­esse für die neuen Stimuli.

Big Male Orang-Utans Patek und Komo

Inno­va­tionen aus Notwen­dig­keit oder Gelegenheit?

In der Inno­va­ti­ons­for­schung gibt es eine fort­lau­fende Debatte darüber, ob Notwen­dig­keit oder Gele­gen­heit zu Erfin­dungen führt, d.h., ob Indi­vi­duen eher dazu neigen inno­vativ zu sein, wenn sie ökolo­gi­schen Druck verspüren (z. B. bei Nahrungs­mit­tel­knapp­heit oder in Zeiten erhöhten Ener­gie­auf­wands) oder wenn sie geeig­nete ökolo­gi­sche Bedin­gungen und Reize vorfinden (z. B. die Ressourcen und Mate­ria­lien, die für Inno­va­tionen benö­tigt werden) und über erhöhte Mengen an Energie und Zeit verfügen. In der Natur ist eine Sache klar: Neuar­tige Objekte und Situa­tionen stellen poten­zi­elle Gefahren für Wild­tiere dar, beispiels­weise in Form von Verlet­zungen, Vergif­tungen oder der Bedro­hung durch Feinde. Aus evolu­tio­närer Sicht sind Umwelt­ri­siken für lang­le­bige Arten bedeut­samer, so dass bei Arten wie Orang-Utans ein höheres Maß an Desin­ter­esse für neue Objekte zu vermuten wäre.

Was verraten die Studienergebnisse?

Die Studie fand nun heraus, dass wilde, junge Orang-Utans ein viel größeres Inter­esse an neuen Dingen zeigten. Außerdem erkunden sie länger visuell neuar­tige Reize als ihre erwach­senen Artge­nossen.
So ein Verhalten beob­achten auch unsere Post-Release-Moni­to­ring-Teams. Orang-Utan-Junge Bungaran, der 2016 als Baby mit seiner Mutter Signe in Kehje Sewen ausge­wil­dert wurde, ist ein gutes Beispiel dafür. Neugierig klet­tert er von Ast zu Ast auf der Suche nach Nahrung und probiert Neues aus.

Orang-Utan Bungaran auf Entdeckungsreise
Orang-Utan Bungaran auf Entdeckungsreise

Insge­samt waren die Orang-Utans in der Studie jedoch zurück­hal­tend, wenn es darum ging, direkt mit dem Objekt des Expe­ri­ments zu inter­agieren. Diese Kombi­na­tion aus Inter­esse und Scheu schützt die Tieren vermut­lich vor zu gefähr­li­chen Objekten, die für sie z. B. giftig sein könnten, erlaubt ihnen aber gleich­zeitig Neues zu erlernen.
Neben dem Alter ermu­tigt auch die Gegen­wart von Artge­nossen die Orang-Utans mit neuen, unbe­kannten Objekten zu inter­agieren. So erfor­schen wilde Orang-Utans am ehesten neue Gegen­stände (Stimuli) oder nutzen Lern­mög­lich­keiten, wenn sich in ihrer Nähe weitere Wald­men­schen befinden, die eben­falls eine posi­tive Reak­tion auf die Reize zeigen.
Hinsicht­lich der Umwelt­ein­flüsse haben die Forsche­rinnen und Forscher fest­ge­stellt, dass eine hohe Nahrungs­ver­füg­bar­keit (und somit wahr­schein­lich ein hohes Ener­gie­ni­veau) mit einer gestei­gerten visu­ellen Erkun­dung des Versuchs­ap­pa­rats korre­liert. Aller­dings gab es während des Expe­ri­m­ent­zeit­raums keine Fälle von Nahrungs­knapp­heit. Daher ist es schwer zu sagen, wie die Orang-Utans in solch einer Situa­tion reagieren würden.

Je jünger und satter, umso neugie­riger und lernfähiger

Orang-Utan Valentino in der Dschungelschule
Die Anwe­sen­heit von Artge­nossen hat starken Einfluß auf die Neugier 

Die Studie zeigt, dass wilde, junge Orang-Utans neugie­riger sind und neue Reize länger erkunden als erwach­sene Orang-Utans. Gleich­zeitig sind sie aber vorsich­tiger, was ihnen hilft, sicherer Neues über ihre Umwelt zu lernen. Über­ra­schen­der­weise fördert die Anwe­sen­heit von Artge­nossen die Neugier und Erkun­dungs­lust bei den norma­ler­weise solitär lebenden Orang-Utans.
Ein hohes Ener­gie­ni­veau führt zu verstärktem Inter­esse an neuen Reizen, aber es scheint, dass Orang-Utans in Phasen geringer Energie tatsäch­lich näher an diese heran­gehen, was in einer weiteren Studie detail­liert unter­sucht werden soll.
Fest­ge­stellt wurde, dass Alters­un­ter­schiede einen stär­keren Einfluss auf die Neugier haben als die Anwe­sen­heit von Artge­nossen oder die Verfüg­bar­keit von Nahrung. Diese Erkennt­nisse legen nahe, dass junge Orang-Utans am besten geeignet sind, Lern­mög­lich­keiten durch neue Reize auszu­nutzen, wobei die Unter­stüt­zung durch Artge­nossen und güns­tige Umwelt­be­din­gungen ihre Neugier weiter fördern können.

Quellen:

Ecolo­gical, social, and intrinsic factors affec­ting wild oran­gutans’ curio­sity, assessed using a field expe­ri­ment | Scien­tific Reports (nature.com)

Green­berg, R. S. The role of neophobia and neophilia in the deve­lo­p­ment of inno­va­tive beha­viour of birds. In Animal inno­va­tion (eds Reader, S. & Laland, K. N.) 175–196 (Oxford Univer­sity, 2003).

Lasst uns den Dunkel­roten Meranti schützen!

Lasst uns den Dunkel­roten Meranti schützen!

Der Dunkel­rote Meranti ist ein Baum­riese, der in den tropi­schen Regen­wäl­dern auf Borneo, Sumatra und der Malay­ischen Halb­insel vorkommt. Er ist massiv vom Aussterben bedroht – doch im Kehje Sewen gibt es noch immer Exemplare!

Der Kehje Sewen ist nicht nur seit 2012 einer unserer Auswil­de­rungs­wälder, er ist auch ein echter Biodi­ver­si­täts-Hotspot, der “unseren” Orang-Utans eine wunder­bare Lebens­grund­lage bietet. Bereits im Jahr 2010 wurde Kehje Sewen von der BOS-Wald­schutz­firma RHOI als Konzes­sion zur Wieder­her­stel­lung des Ökosys­tems einge­richtet und unsere Arbeit trägt Früchte — im wahrsten Sinne des Wortes! Das konnte unser Post-Release Moni­to­ring (PRM) Team gerade erst wieder bestätigen.

Bei einer Patrouille durch den geschützten Wald entdeckte unser Exper­ten­team Exem­plare des Dunkel­roten Meranti (Shorea platy­clados). Diese Baumart, welche zur Familie der Dipte­ro­car­paceae gehört, ist etwas ganz Beson­deres: Mit einer Größe von über 50 Metern erreicht ihre Krone das Dach des Regen­waldes und ihr Stamm bis zu zwei Meter Durch­messer. Ihr Holz ist begehrt bei Möbel­tisch­lern wie auch als Konstruk­ti­ons­holz, etwa für den Bau von Eisen­bahn­stre­cken. Aufgrund der hohen Nach­frage werden diese Bäume immer wieder auch illegal gefällt .

Dunkelroten Meranti (Shorea platyclados).
Die Blüten der Dunkel­roten Meranti (Shorea platyclados). 

Dunkel­rote Meranti wachsen nur in Primar­re­gen­wäl­dern, die noch unbe­rührt sind von Menschen­hand, denn sie benö­tigen den beson­ders frucht­baren, rot-braunen Boden, welcher nur dort vorkommt. Rodungen großer Flächen von Regen­wald, um statt dessen Plan­tagen anzu­legen, sind ein weiterer Grund für den Habi­tats­ver­lust der Dunkel­roten Meranti. Heute ist diese beson­dere Art vom Aussterben bedroht und steht auf der Roten Liste der IUCN .

Die Entde­ckung der seltenen Exem­plare gelang unserem in Camp Nles Mamse statio­nierten Team, während es für eine phäno­lo­gi­sche Feld­studie im Kehje Sewen unter­wegs war. Auch das gehört, neben dem Moni­to­ring der von uns ausge­wil­derten Orang-Utans, zu den wich­tigen Aufgaben unseres PRM-Teams: Daten über die viel­fäl­tigen Pflanzen zu sammeln, welche im geschützten Wald vorkommen.

Wir sind stolz darauf, dass der Kehje Sewen auch bedrohten Pflan­zen­arten Lebens­raum bietet, und werden alles daran setzen, auch die Dunkel­rote Meranti vor dem Aussterben zu bewahren, damit auch künf­tige Gene­ra­tionen diesen majes­tä­ti­schen Baum in all seiner Pracht bewun­dern können.

Mit Ihrer Spende für Lebens­wald .org können Sie uns dabei helfen, den Wald und seine wunder­bare Viel­falt und damit auch den Lebens­raum der Orang-Utans zu schützen!

Jede Spende hilft. Den Orang-Utans und dem Regenwald.