15. April 2025
Feruza, Baimah und Galaksi

Der erste Schultag für Baimah und Feruza, Galaksi und Otan

Unter den Orang-Utan-Kindern gibt es ganz unter­schied­liche Charak­tere, genau wie bei uns Menschen: Es gibt schüch­terne und kontakt­freu­dige, ängst­liche und mutige, manche tun sich leicht mit Verän­de­rungen und andere brau­chen viel Unter­stüt­zung. Das konnten wir gerade wieder miter­leben, als vier kleine Orang-Utans vom Wald­kin­der­garten in die erste Klasse der Wald­schule wech­seln durften. War das eine Aufregung!


Ende 2024 war für Baimah und Feruza der große Tag gekommen: Ihre Entwick­lung im Wald­kin­der­garten zeigte deut­lich, dass die beiden Vier­jäh­rigen bereit waren für den nächsten Schritt – die Wald­schule. Hier lernen die jungen Orang-Utans in vielen spie­le­ri­schen Lektionen all die Dinge, die sie für ihr künf­tiges Leben in Frei­heit brau­chen, von der Futter­suche über Gefahren im Regen­wald wie etwa Schlangen bis hin zur hohen Kunst des Schlafnestbaus.


Für Baimah waren die ersten Schul­tage sehr, sehr aufre­gend. Zum Wechsel in die Wald­schule gehört zunächst der Umzug in eine neue Unter­kunft. Bei ihrer Ankunft wirkte die Vier­jäh­rige verängs­tigt und zitterte, erzählt ihre Ersatz­mutter. Weinend klam­merte sich Baimah an ihre Ersatz­mama, die sie liebe­voll fest­hielt und ihr die Sicher­heit gab, die sie in dem Moment brauchte.

Orang-Utan-Mädchen Feruza hilft ihrer Freundin Baimah

Und noch jemand war an Baimahs Seite: Freundin Feruza! Trotz ihrer trau­ma­ti­schen Vorge­schichte – als Baby musste sie den Tod ihrer Mutter durch eine Wilde­rer­falle miter­leben – hat sich Feruza zu einer echten Über­flie­gerin in der BOS-Baby­gruppe entwi­ckelt. Sie ist sehr klug und schaut sich Neues und Unbe­kanntes ganz ohne Berüh­rungs­ängste an. So hat sich Feruza bereits im Wald­kin­der­garten zu einem eigen­stän­digen und aktiven Indi­vi­duum entwi­ckelt und war ihren Alters­ge­nossen bald ein Stück voraus.

Mit Freundin Feruza an ihrer Seite sind die ersten Tage in der Waldschule nicht ganz so beängstigtend…
Mit Freundin Feruza an ihrer Seite sind die ersten Tage in der Wald­schule nicht ganz so beängstigtend…


Auch beim Wechsel in die Wald­schule zeigte sich Feruza gelassen, selbst­be­wusst und neugierig. Schnell sozia­li­sierte sie sich mit Ruby, mit der die beiden Neuan­kömm­linge die Unter­kunft teilen, und ermu­tigte Freundin Baimah, sich ihnen anzu­schließen. Nach einer Weile wagte sich Baimah vom Arm ihrer Ersatz­mutter herunter und hatte am dritten Tag ihre Angst so weit abge­legt, dass sie nicht mehr weinte, wenn sich ihre Ersatz­mama für einen Moment entfernte.


Die Einge­wöh­nung ist geschafft, der Unter­richt kann beginnen


Jetzt konnte Baimah anfangen, zusammen mit Feruza die neuen Möglich­keiten zu genießen, die das Wald­schul­ge­lände bietet: mehr Platz und viele neue Lern-Spiele!


Anfang 2025 durften auch Galaksi und Otan in die erste Klasse der Wald­schule wech­seln. Für die beiden war der Wechsel einfa­cher, denn ihre Kinder­garten-Freunde Baimah und Feruza waren ja schon da und inzwi­schen einge­wöhnt. Und so dauerte es auch nicht lange, da waren die beiden in der neuen Umge­bung ange­kommen. Während Otan sofort wieder ins Spiel mit Baimah und Feruza eintauchte, freun­dete sich Galaksi mit den etwas älteren Wald­schü­lern Ecky und Frank an. Auch Ruby blüht neben ihren neuen Klas­sen­ka­me­ra­dinnen auf: Die Baby­sit­te­rinnen berichten, dass sie viel selbst­be­wusster geworden ist und sich im Spiel und bei den Wald­schul­lek­tionen mehr zutraut.

Haben sich gut eingelebt. Baimah, Feruza und Otan
Haben sich gut einge­lebt. Baimah, Feruza und Otan


Die Entwick­lung der Wald­schüler wird vom BOS-Team ganz genau beob­achtet und proto­kol­liert. Das Moni­to­ring umfasst acht Kate­go­rien, die für das spätere Leben der jungen Orang-Utans in freier Wild­bahn essen­tiell sind – darunter die fein- und grob­mo­to­ri­schen Fähig­keiten, ihre körper­liche Akti­vität, Viel­sei­tig­keit der Ernäh­rung, Nestbau und Sozi­al­ver­halten. Anhand der Proto­kolle wird entschieden, wann ein Orang-Utan so viel gelernt hat, dass er oder sie in die nächste Wald­schul­klasse versetzt werden kann.


Genaues Moni­to­ring: Was lernen die Orang-Utans in der Waldschule?


Beispiel Ernäh­rung: Welche Früchte, Blätter, Wurzeln und Insekten sind essbar und welche gefähr­lich oder sogar giftig? Wo findet und woran erkennt man sie? Und wie fängt, pflückt, schält oder macht man sie sich ander­weitig zugäng­lich? All diese Dinge würden die Orang-Utan-Kinder norma­ler­weise von ihren Müttern lernen. Jetzt über­nehmen die BOS-Baby­sit­te­rinnen diese Aufgabe.


Soziales Lernen bei Orang-Utans: Ruby, Ecky, Baimah und Feruza


Sie proto­kol­lierten in den vergan­genen Wochen, dass Ruby, die im Kinder­garten drei bis vier verschie­dene Obst­sorten aß (ergänzt um ihre regel­mä­ßige Portion Baby­milch) in der Wald­schule bereits acht Futter­sorten kennen­ge­lernt hat. Die deut­lich ältere Ecky, die schon seit 2020 in die Wald­schule geht, ist bei 17 verschie­denen Nahrungs­quellen ange­kommen. Und Baimah und Feruza, die erst seit wenigen Monaten in die Wald­schule gehen, erkennen eben­falls schon 13 bis 14 verschie­dene Futter­sorten. Ein phan­tas­ti­scher Fortschritt!


Wir sind ganz schön stolz auf die neuen Erst­kläss­le­rinnen und Erst­klässler. Sie sind gut ange­kommen in der Wald­schule. Tag für Tag lernen die jungen Orang-Utans neue Dinge, die sie ein Stück näher bringen an das große Ziel, das wir bei BOS uns gesetzt haben: ihre Auswil­de­rung in geschützte Regen­wälder, um die vom Aussterben bedrohte Art zu erhalten.


Möchten Sie unsere Arbeit unter­stützen? Als Orang-Utan-Pate bekommen Sie regel­mäßig ganz persön­liche Einblicke in die Fort­schritte ihres Paten­kindes in der Waldschule!