Im Bukit Baka Bukit Raya Nationalpark ist unser Post-Release-Monitoring-Team (PRM) nicht nur unterwegs, um ausgewilderte Orang-Utans aufzuspüren und zu beobachten. Monatlich werden auch phänologische Erhebungen durchgeführt. Dabei kommt es manchmal auch zu überraschenden Begegnungen.
Die phänologischen Erhebungen sind notwendig, um festzustellen, welche Pflanzen in den Auswilderungsgebieten vorhanden sind. Daraus können wir Schlüsse ziehen, wo, wann und welche Nahrung für die Waldmenschen verfügbar ist. Und auch, welche Bäume als mögliche Schlafplätze für die Orang-Utans in Frage kommen. Nützlich ist dies zum einen, um künftige Auswilderungsstellen zu identifizieren, zum anderen, um die Orte und Zeiten zu kennen, an denen eine gewisse Wahrscheinlichkeit besteht, auf unsere neuen Wilden zu treffen. Und schließlich dienen sie auch wissenschaftlichen Zwecken, denn der Regenwald Borneos wartet noch immer mit unzähligen Geheimnissen auf.
18 Jahre bei BOS
Als unser Team kürzlich in phänologischer Mission an den Ufern des Hiran-Flusses unterwegs war, traf es zufällig auf das 20 Jahre alte Weibchen Svenja, die seit Juni 2023 wild und frei im Nationalpark umherstreift.
Svenja hatte 18 Jahre bei BOS verbracht, nachdem wir sie 2005 im Alter von eineinhalb Jahren retten konnten. Damals war sie in einem äußerst schlechten gesundheitlichen Zustand. Nur dem Einsatz unserer Tierärzte und Babysitterinnen hat sie ihr Leben zu verdanken. Bei BOS wurde sie in den Jahren ihrer Rehabilitation dann auf ihre Auswilderung und ihr selbstständiges Leben im Regenwald vorbereitet.
Ein gesundes Dschungelmahl
Wie gut ihre Ausbildung war, davon konnte sich unser PRM-Team bei der Begegnung überzeugen. Svenja bewegte sich sicher durch die Urwaldriesen und gönnte sich ein gesundes Dschungelvesper: wilde Feigen (Ficus sp.), wilde Ingwerwurzeln (Etlingera sp.), Ujau-Früchten, Poring-Blättern und das Kambium unter der Feigenbaumrinde standen auf ihrem Speiseplan.
Feigenbäume sind eine wichtige Nahrungsquelle für Orang-Utans und andere Regenwaldbewohner. Nicht nur ihre Früchte sind reich an bioaktiven Verbindungen und Nährstoffen wie Vitaminen, Eisen, Proteinen und Kalzium. Darüber hinaus bieten große und robuste Feigenbäume auch anderen Nutzen neben der Nahrung: Das PRM-Team konnte beobachten, wie sich Svenja ein Nest in den Zweigen des Feigenbaums baute, nachdem sie sich satt gefuttert hatte.
Strand- und Sandspaß
Unser Team konnte Svenja aber nicht nur bei der Nahrungssuche beobachten. Auch Spiel und Spaß gehören zu ihrem Dschungelleben. Dazu suchte Svenja den Strand des Flusses auf, sprang und kugelte über den weichen Sand oder wühlte und grub darin – wie ein Kind, das am Strand spielt.
Denn auch erwachsene Orang-Utans profitieren vom Spielen. Es ist wichtig für ihre kognitive Entwicklung, trainiert ihre motorischen und sensorischen Fähigkeiten – und macht sie einfach glücklich.
Was für ein glückliches Wiedersehen mit Svenja. Zu beobachten, wie gut sie sich in ihrem wilden Leben zurechtfindet und ihre Umwelt erkundet, schenkt uns Hoffnung für die Zukunft der Orang-Utans.
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