17. Januar 2025
Orang-Utan-Baby Temon

Ein großes Aben­teuer für die kleinen Orang-Utans

Genau wie bei Menschen­kin­dern, so haben auch Orang-Utans ganz indi­vi­du­elle Charak­tere und Eigen­schaften. In unserer Wald­schule gibt es mutige, schüch­terne, beson­ders anhäng­liche und verschmuste, ängst­liche, freche und neugie­rige Kinder. Und es gibt zwei Orang-Utans, die trotz ihres noch sehr jungen Alters bereits einen ausge­prägten Frei­heits­drang und große Unab­hän­gig­keit beweisen: die drei­jäh­rige Temon und der vier­jäh­rige Lahei.


Ihre Baby­sit­te­rinnen und Ersatz­mütter wissen ganz genau: Die beiden verbringen ihre Zeit am liebsten weit oben in den Bäumen und tief im Wald, wo sie hangeln und klet­tern üben und nach wilden Früchten und Lecke­reien suchen. Manchmal dürfen die beiden sogar schon über Nacht im Wald bleiben, denn auch Schlaf­nester können die beiden schon richtig gut bauen, während ihre gleich­alt­rigen Klas­sen­ka­me­raden zurück in ihre Schlaf­ge­hege gebracht werden.

Orang-Utan Lahei
Hat es faust­dick hinter den Ohren: der vier­jäh­rige Lahei

Am nächsten Morgen stoßen die beiden dann zur nächsten Wald­schul-Lektion wieder zu ihren Artge­nossen. Falls die beiden Früh­auf­steher nicht schon total vertieft sind in ihre eigenen Entde­ckungen und Geschicklichkeitsübungen.


Wenn Temon und Lahei am Abend gemeinsam mit den anderen Orang-Utan-Kindern den Wald verlassen und ins Gehege zurück­kehren sollen, dann klappt das nur, wenn ihre Ersatz­mütter sie mit Milch oder einer Extra­por­tion Obst locken. Eigent­lich möchten die beiden nämlich jede Nacht im Wald bleiben. Schließ­lich sind sie ja schon sooooooo groß! Und im Gehege ist es langweilig!


Eines Abends war Lahei nicht aufzu­finden, als die Baby­sit­te­rinnen ihre Schütz­linge um sich versam­melten, um zu den Gehegen zurück­zu­kehren. Wirk­lich über­rascht waren Laheis Ersatz­mamas nicht. Wenn ein Orang-Utan aus der Klasse fehlen würde, dann wäre das Lahei oder Temon – ganz klar. Aber natür­lich waren sie trotzdem besorgt. Schließ­lich ist der kleine Racker noch ein Kind!


Die Baby­sitter suchen verzwei­felt Orang-Utan-Kind Lahei


Nachdem sie aufge­regt alles abge­sucht, seinen Lieb­lings-Schlaf­baum kontrol­liert und Lahei immer wieder gerufen und mit Lecke­reien gelockt hatten, mussten sie aufgeben, um die rest­li­chen Orang-Utan-Kinder vor Einbruch der Dunkel­heit nach Hause zu bringen.

Orang-Utan Temon
Soooo lang­weilig ist es gar nicht im Gehege – aber im Wald ist es natür­lich viel schöner!

Auch am nächsten Morgen blieb Lahei verschwunden. Und am darauf­fol­genden Tag fehlte Temon eben­falls, als die Wald­schul­gruppe am Abend zusammenkam.


Jetzt war die Panik natür­lich richtig groß. Waren die beiden kleinen Aben­teurer gemeinsam durch­ge­brannt? Wohin? Für wie lange würden sie sich ganz alleine im Wald behaupten können? Und würde unser Team sie recht­zeitig finden, ehe ihnen etwas zustieße?


Denn eines war klar: Im Alter von drei und vier Jahren sind Temon und Lahei noch lange nicht so weit, eigen­ständig im Regen­wald zu überleben!


Zehn Tage lang blieben Temon und Lahei verschwunden


Selbst Orang-Utan-Kinder, die bei ihren Müttern in freier Wild­bahn aufwachsen, beginnen erst im Alter von etwa sechs Jahren sich abzu­na­beln. Über einen Zeit­raum von mehreren Jahren entwi­ckeln sie eine immer größere Unab­hän­gig­keit und entfernen sich stück­weise immer länger und weiter von ihren Müttern. Erst im Alter von etwa acht Jahren ist der Nach­wuchs bereit, tatsäch­lich eigen­ständig im Regen­wald zurecht zu kommen. Dann trennen sich die Wege von Mutter und Kind.


Am Abend des zehnten Tages nach Laheis Verschwinden passierte das Wunder. Die Baby­sit­te­rinnen versam­melten gerade ihre Schütz­linge um sich, da raschelte es in den Bäumen über ihnen. Wer konnte das sein? Ein schneller Blick über die Schar kleiner Orang-Utans. Schnell nochmal durch­zählen. Nein, da fehlte niemand… außer: Temon und Lahei!


Und tatsäch­lich: Es waren die beiden Aben­teurer. Doch noch konnten die Baby­sit­te­rinnen nicht erleich­tert aufatmen. Denn die beiden Orang-Utan-Kinder verhielten sich äußerst zöger­lich, als über­legten sie noch, ob sie sich den anderen wieder anschließen wollten.


Zum Glück funk­tio­nierte der bewährte Trick: Die Baby­sit­te­rinnen holten einige Stücke Obst hervor und lockten die beiden Kinder damit. Temon ließ sich nicht lange bitten und kaum hatte sie die Frucht gegriffen, nahm ihre Ersatz­mama sie an die Hand. Lahei hingegen spielte noch ein biss­chen Fang-mich-doch mit ihrer Ersatz­mutter, bis diese ihn schließ­lich schnappen und auf den Arm nehmen konnte.

Orang-Utan-Temon
Mit Obst lässt sich Temon immer locken…

Am folgenden Tag durften Temon und Lahei nicht sofort wieder die Wald­schule besu­chen, sondern mussten in ihren Gehegen bleiben. So wollten die Baby­sit­te­rinnen sicher stellen, dass die beiden nicht sofort wieder auf Wander­schaft gehen würden. Und natür­lich mussten die beiden gründ­lich unter­sucht werden, ob sie denn gesund und ohne Bles­suren wieder­ge­kommen waren. Glück­li­cher­weise war das große Aben­teuer der beiden Kleinen glimpf­lich ausgegangen.


Als Temon und Lahei den ersten Tag zurück in die Wald­schule durften und quietsch­ver­gnügt mit ihren Artge­nossen durch die Bäume tobten, verspürte Ersatz­mama Ibu Sri aber auch einen gewissen Stolz auf ihre Schütz­linge, erzählt sie. Denn so groß der Schreck auch war, den die beiden ihr einge­jagt hatten: Temon und Lahei haben auf ihrem Ausflug bewiesen, wie viel sie bereits in der Wald­schule gelernt haben. Das macht Ibu Sri und das gesamte Team des Rettungs­zen­trums sehr zuver­sicht­lich, dass die beiden Orang-Utans in nicht allzu ferner Zukunft ausge­wil­dert werden und dann tatsäch­lich frei und wild im Regen­wald leben können. Vorher jedoch müssen sie noch ein biss­chen älter und natür­lich groß und stark werden!


Möchten Sie Temon und Lahei dabei unter­stützen? Wie wäre es mit einer extra Portion Milch, einer Vitaminkur oder Lehr­ma­te­rialen für die Wald­schule, die Sie in unserem Spen­den­kauf­haus erwerben können?