Das Häuflein, das auf einem Waldweg in Richtung einer Ölpalmenplantage aus einer Matschpfütze ragte, war winzig klein. Kaum erkennbar, dass es sich um ein Lebewesen handelte. Das Fell völlig verkrustet, saß das Malaienbärenbaby da, regungslos und verängstigt. Nur sein leises Stimmchen, das weinte und nach der Mutter rief, war für aufmerksame Ohren hörbar. Allzu leicht hätte das Leben des Bärenbabys auch schon hier enden können – in den Fängen eines Raubtiers oder unter den Rädern eines Fahrzeugs.
Doch das hilflose Tierkind wurde gefunden, denn ein aufmerksamer Mann lief die Waldstraße entlang. Er wusste, wie wichtig der Schutz von Wildtieren ist. Daher ergriff er sofort die richtigen Maßnahmen, als er das Bärenbaby entdeckte, jedoch weit und breit kein Muttertier in Sicht war.
Ein Winzling von Babybär
Der Mann brachte das Bärenbaby zur örtlichen Polizeistation, die wiederum die für Ost-Kalimantan zuständige Naturschutzbehörde BKSDA informierte. Als das Team eintraf, hatten die Polizisten den Winzling bereits in ein weiches Handtuch gewickelt und mit etwas Milch gefüttert.

Mia, wie wir das Malaienbärenmädchen geannt haben, war bei ihrer Rettung weniger als einen Monat alt und wog nur 135 Gramm. Ihr Gesundheitszustand war, auch dank ihrer schnellen Rettung, stabil. Beim Gesundheitscheck nach Mias Ankunft in unserem Rettungszentrum Samboja Lestari, entdeckte unser Tierarzt nur einige rote Stellen an den Ballen ihrer Pfoten, die versorgt wurden und nun abheilen können.

Intensive Betreuung
Dennoch: Da Mia noch so klein, jung und zart ist, benötigt sie intensive Pflege, damit sie gesund bleibt und wachsen kann. Im Babybereich der Malaienbären wird das Waisenkind von den Tierärzten gut überwacht, erhält besondere Pflege und liebevolle Aufmerksamkeit. Und natürlich ganz viel Milch.

Wir können wie immer nur erahnen, was der Mutter des Findelkindes wohl zugestoßen sein mag. Fest steht: Malaienbärenmütter bleiben mit ihrem Nachwuchs zwei bis drei Jahre lang zusammen, bis diese alleine im Regenwald zurechtkommen. Der Verlust ihrer Mutter so kurz nach der Geburt ist eine Tragödie – nicht nur für das nun verwaiste Baby. Malaienbären, die auch Sonnenbären genannt werden und die kleinsten unter den Großbären sind, sind auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN als gefährdet eingestuft.
Eines Tages in Freiheit?
Außerdem ist eine Rückkehr geretteter Malaienbären in den Regenwald bisher erst selten gelungen. Doch wir stellen uns der Herausforderung. Aktuell stehen wir mit Experten und Organisationen im intensiven Austausch, um auch auf dem Gebiet der Rehabilitation von Malaienbären Fortschritte erzielen zu können. Gerade bei so jung geretteten Bären wie Mia stehen die Chancen besser, dass eine Rückkehr in den Dschungel möglich ist.
Sobald Mia aus dem Gröbsten raus ist, beginnen wir daher mit dem Rehabilitationsprozess, um das Malaienbärenmädchen auf ein selbstständiges Leben in der Wildnis vorzubereiten.

Doch erstmal päppeln die BOS-Tierpfleger im Rettungszentrum die kleine Mia mit viel Babymilch auf. So kann sie hoffentlich Tag für Tag ein bisschen größer und stärker werden und ihr frühes Trauma hinter sich lassen. Und irgendwann für den Regenwald bereit sein.
Sie möchten Mia auf ihrem Weg zurück in die Freiheit unterstützen? Jede Spende hilft!