13. Dezember 2024
Aufforstungsarbeiten Silabukan

Fort­schritte in unserem Auffors­tungs­pro­jekt in Sabah

Die 50 mäch­tigsten tropi­schen Bäume der Welt befinden sich in Sabah, auf dem malay­si­schen Teil Borneos. Der höchste misst 100,8 Meter – die sechs­fache Länge eines Pott­wals. Das entdeckte 2016 der Forscher Gregor Asner (Uni Stan­ford) als Teil eines Forschungs­pro­jekts, mitfi­nan­ziert von Regis­seur James Cameron („Avatar“). Dieser Primär­wald ist einer der größten CO₂-Spei­cher der Tropen und damit unver­zichtbar für unser Klima. Doch der Regen­wald von Sabah wurde in den vergan­genen Jahr­zehnten massiv abge­holzt, um Platz für Ölpal­men­plan­tagen zu schaffen.

Allein die Größe der Plan­tagen auf Borneo wuchs von 6.000 km² im Jahr 1985 auf 140.000 km² im Jahr 2015 an (WWF 2017). Das entspricht zweimal der Größe Irlands. Die Plan­tagen zerstören den Lebens­raum der Tiere, zerstü­ckeln Schutz­ge­biete und begrenzen die Wande­rungen und den Austausch der Genpools von Zwerg­ele­fanten, Orang-Utans oder Nasenaffen.

Ein Projekt, das Früchte trägt

Um diese drama­ti­sche Situa­tion zu entschärfen, hat sich der Verein Rhino and Forest Fund (RFF) seit seinem ersten Projekt im Jahr 2011 zum Ziel gesetzt, der Frag­men­tie­rung der Regen­wälder in Sabah entge­gen­zu­wirken. Auf einer zehn Hektar großen Fläche, die in den 1980er Jahren fast kahl­ge­schlagen wurde und die sich selbst nach Jahr­zehnten kaum selbst rege­ne­rieren konnte, pflanzte der RFF 1.500 Bäume. Mitt­ler­weile sind aus dieser ersten Pflan­zung mehrere Meter hohe Bäume geworden, die heute wort­wört­lich Früchte tragen. Und aus deren Samen in Baum­schulen schon wieder neue Setz­linge gezogen werden können.

Sie sehen gerade einen Platz­hal­ter­in­halt von YouTube. Um auf den eigent­li­chen Inhalt zuzu­greifen, klicken Sie auf die Schalt­fläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Dritt­an­bieter weiter­ge­geben werden.

Mehr Infor­ma­tionen

Als wir von BOS Deutsch­land im Jahr 2019 auf die Nach­richt stießen, dass zum ersten Mal eine Ölpal­men­plan­tage von einer NGO für Natur­schutz­zwecke aufge­kauft wurde, war uns schnell klar: Mit dieser Orga­ni­sa­tion wollen wir zusam­men­ar­beiten.
Wir freuen uns seit damals Teil des Projekts vom RFF zu sein und damit einen wich­tigen Unter­schied für die Region und die Biodi­ver­sität auf Borneo zu machen.
Mitt­ler­weile haben wir gemeinsam 2.300 Hektar gefähr­deten Wald gerettet. 65 Hektar Plan­tagen haben wir erworben und Flächen von 67 Hektar werden aktuell rena­tu­riert.
Weder wir noch der RFF hätten dies ohne unsere Unter­stützer und Unter­stüt­ze­rinnen geschafft.

Was haben wir 2024 in Tabin erreicht?

Seit 2020 rena­tu­rieren wir in Zusam­men­ar­beit mit dem RFF im Norden des Tabin Wild­life Reserve 53 Hektar erwor­bene Ölpal­men­plan­ta­gen­fläche, die einen 800 Meter breiten Wild­tier­kor­ridor bilden. Die Pflege der rena­tu­rierten Gebiete ging in diesem Jahr weiter. Unser Ziel ist hier die Ölpalmen, die als Sonnen­schutz für die zarten Setz­linge zunächst stehen gelassen wurden, möglichst bald zu entnehmen. Inzwi­schen sollten die neuen Bäume stark genug sein, um der tropi­schen Sonne Stand zu halten. Gleich­zeitig werden in den Baum­schulen weiterhin neue Setz­linge für das Areal gezogen.


2024 war für Tabin ein beson­deres Jahr. Denn die Dipte­ro­car­paceae – die Flügel­frucht­bäume – haben Früchte getragen. Das ist ein außer­ge­wöhn­li­ches Ereignis, das nur etwa zweimal im Jahr­zehnt vorkommt. Die Dipte­ro­car­pa­ceen sind für einen intakten Regen­wald außer­ge­wöhn­lich wichtig, da ihre Kronen das oberste Stock­werk des Regen­waldes bilden und so alle tiefer­lie­genden Schichten schützen. Außerdem bieten sie unzäh­ligen Tier­arten Nahrung. Das RFF-Team hat die Zeit genutzt, um so viele Samen wie möglich zu sammeln. Dabei waren sie sehr erfolg­reich: Samen von zwölf unter­schied­li­chen Dipte­ro­car­pa­ceen-Arten konnten gesi­chert werden.

Sie sehen gerade einen Platz­hal­ter­in­halt von YouTube. Um auf den eigent­li­chen Inhalt zuzu­greifen, klicken Sie auf die Schalt­fläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Dritt­an­bieter weiter­ge­geben werden.

Mehr Infor­ma­tionen

Zurück in der RFF-Forschungs­sta­tion wurden die Samen sortiert und die Artzu­ge­hö­rig­keit von Bota­ni­kern vor Ort bestä­tigt. Aus den gekeimten Samen werden in den RFF-Baum­schulen direkt Setz­linge gezogen. Für eine neue Gene­ra­tion Flügel­frucht­bäume.

Die Auffors­tung in Tabin hatte aufgrund der Corona-Pandemie einen schweren Start. Doch mit Ausdauer und Hart­nä­ckig­keit kommen wir voran. Baum um Baum entsteht der geplante Wild­tier­kor­ridor. Aber noch wich­tiger: Es entsteht ein neuer Lebens­raum, wie RFF-Gründer Robert Risch im folgenden Video zeigt:

Sie sehen gerade einen Platz­hal­ter­in­halt von YouTube. Um auf den eigent­li­chen Inhalt zuzu­greifen, klicken Sie auf die Schalt­fläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Dritt­an­bieter weiter­ge­geben werden.

Mehr Infor­ma­tionen


Und was uns ganz beson­ders freut: Im Gebiet sind mitt­ler­weile auch weitere Arten wie z. B. Orang-Utans zu sehen.

Orang-Utan aufgenommen von einer Kamerfalle im Sabah Gebiet


In den Jahren 2023 und 2024 haben wir in Tabin außerdem auch ein Forschungs­pro­jekt mit Kame­ra­fallen durch­ge­führt. Damit wollen wir nach­weisen, dass die neuen Korri­dore von Tieren genutzt werden und welche Arten die Korri­dore vor allem annehmen. Bisher geschieht dies noch zöger­lich. Wir sind uns aber sicher, dass die Korri­dore mit der Zeit noch besser ange­nommen und von Wild­tieren noch inten­siver genutzt werden.

Neues aus dem Sila­bukan Protec­tion Forest Reserve

Südöst­lich von Tabin befindet sich das Sila­bukan-Schutz­wald­re­servat, in dem der RFF mit Unter­stüt­zung von BOS Deutsch­land seit 2021 aktiv ist. Im Osten des Gebiets hat der RFF auf 63 Hektar illegal ange­legter Plan­tagen inzwi­schen mehr als 12.000 Setz­linge von rund 60 verschie­denen Baum­arten gepflanzt und gepflegt. Die bisher gepflanzten Bäume haben sich sehr gut entwi­ckelt. Mitt­ler­weile sind sie groß und stark genug, so dass auch hier die Ölpalmen, die den Setz­lingen bis jetzt als Sonnen­schutz gedient haben, gefällt werden können.


Dank des Projekts und der guten Zusam­men­ar­beit mit den lokalen Behörden, konnten die rechts­wid­rige Entwal­dung im Schutz­ge­biet und weitere ille­gale Akti­vi­täten gestoppt werden.
Seit Mai 2024 hat der RFF die Akti­vi­täten im Sila­bukan-Schutz­wald­re­servat um ein neues Projekt erwei­tert – diesmal im südwest­li­chen Teil Sila­bu­kans. Hier konnte der RFF weitere 26 Hektar illegal gero­deter Flächen für Ölpal­men­plan­tagen iden­ti­fi­zieren und bei den Behörden anmelden. Die schnelle Inter­ven­tion beim Entde­cken solcher ille­galen Plan­tagen ist sehr wichtig, da sonst das bestehende Natur­schutz­ge­biet immer weiter frag­men­tiert wird.


Der RFF setzt sich in solchen Fällen zum Ziel, gemeinsam mit den lokalen Behörden sozi­al­ver­träg­liche Lösungen zu finden. Denn die Betreiber solcher Plan­tagen sind in der Regel Einhei­mi­schen mit ansonsten nur begrenzten Einkom­mens­mög­lich­keiten. Nur wenn sie in die Problem­lö­sung invol­viert werden, kann weitere Abhol­zung und Wilderei verhin­dert werden. So zum Beispiel Romel, der an dieser ille­galen Palm­öl­plan­tage betei­ligt war. Durch die Media­tion der zustän­digen Wald­be­hörde hat er sich jetzt entschieden die Seiten zu wech­seln und beim Auffors­tungs­pro­jekt mitzu­ar­beiten.
Das Projekt in Sila­bukan soll stetig ausge­weitet werden, bis alle ille­galen Plan­tagen im Schutz­wald rena­tu­riert worden sind.

Unsere Pläne für die Zukunft

In den zurück­lie­genden Jahren haben wir den Kauf von zwei weiteren wich­tigen Puzzle­teilen im frag­men­tierten Schutz­ge­biet in Sabah vorbe­reitet: Eine ca. 46 Hektar große Halb­insel des Segama-Flusses im Herzen des Korri­dor­ge­biets von Tabin und eine 32 Hektar große Ölpal­men­plan­tage gegen­über einer bereits gekauften Fläche. Sobald wir die Nutzungs­rechte und den Natur­schutz­status für diese Gebiete erlangen können, wird der Wild­tier­kor­ridor noch breiter und somit attrak­tiver für die Tiere in der Region.

Sabah Projektgebiet Wildtierkorridor

Wir werden Sie auf dem Laufenden halten und hoffen auf weitere gute Nach­richten im Laufe des Jahres 2025.