Als zwei Wochen alter Säugling kam Bumi im Juni 2016 zu BOS. Damals war es Babysitterin Sri die sich in den ersten Jahren intensiv um den Orang-Utan-Waisen gekümmert hat. Sie wurde seine Ersatzmutter. Und auch wenn das Band zwischen den beiden mittlerweile lange nicht mehr so eng ist – wenn Sri in Bumis Nähe auftaucht, ist für den Orang-Utan-Jungen alles andere zweitrangig.
Bumi ist sicherlich einer der klügsten und neugierigsten Schüler der Waldschule. Was sich unter anderem darin zeigt, dass er sich keine Gelegenheit entgehen lässt, Unfug anzustellen. Auch ist er inzwischen sehr selbstständig geworden und sucht nur noch selten die Gesellschaft der Babysitterinnen auf dem Waldboden. Viel lieber turnt er durch die Bäume. Gerne auch außerhalb des Waldschulareals. Am liebsten schleicht er sich still und heimlich in Richtung Spielplatz davon, um ganz allein und ungestört dort herumzutoben – während seine Kameraden in der Waldschule sind.
So auch neulich. Doch dann ließ er plötzlich von seinem Vorhaben ab und kehrte ganz freiwillig zur Gruppe auf dem Waldboden zurück. Denn er sah, dass seine Ersatzmutter Sri auf einen Besuch vorbeikam. Sri ist inzwischen Koordinatorin der Babysitterinnen von Nyaru Menteng und nur noch selten zu Gast in Bumis Waldschulgruppe.
Bumi flitze direkt zu Sri, um sich ein paar Streicheleinheiten abzuholen und sie zum Spielen aufzufordern.
Ein enges Band
Als kleiner Orang-Utan-Junge hing Bumi sehr an seiner menschlichen Ersatzmutter Sri. War sie nicht in seiner Nähe oder schenkte sie womöglich einem anderen Orang-Utan-Kind ihre Aufmerksamkeit, dann regte er sich schnell auf. Da sind Orang-Utan-Kleinkinder ihren menschlichen Verwandten sehr ähnlich. Je jünger sie sind, umso enger ist das Band zu ihren Müttern. Und umso größer das Bedürfnis nach Nähe, Sicherheit und Trost.
Und wie Menschen haben auch Menschenaffen eine lange Kindheit – sechs bis acht Jahre sind es bei Orang-Utans – in der sie in hohem Maße von ihren Müttern bzw. ihren Familien abhängig sind, die sie beschützen, ernähren und erziehen. Um geretteten, verwaisten Orang-Utans die beste Überlebenschance zu geben, folgt unser Rehabilitationsprogramm den natürlichen Entwicklungsstadien, die ein junger Orang-Utan mit seiner Mutter in freier Wildbahn durchlaufen würde. Verwaiste Orang-Utans können erst dann für eine Auswilderung in Betracht gezogen werden, wenn sie alle Fähigkeiten erlernt haben, die für ein eigenständiges Überleben notwendig sind.
Während der Entwöhnung nehmen junge verwaiste Orang-Utans im Alter von vier bis sieben Jahren einen typischen Orang-Utan-Lebensstil an: Sie interagieren weniger mit ihren menschlichen Ersatzmüttern und Gleichaltrigen und verbringen die meiste Zeit hoch oben in den Baumkronen der Waldschule. Hier suchen sie nach Nahrung und ruhen sich in ihren selbstgebauten Nestern aus.
Auch Orang-Utan-Babys, die in freier Wildbahn geboren wurden, treffen, wenn sie selbstständig geworden sind, gelegentlich auf ihre Mütter. Und auch sie verbringen dann gern etwas Zeit mit ihnen – genau so, wie es Bumi in der Waldschule mit Sri getan hat.
Leider weilte Sri an diesem Tag nur kurz in Bumis Gruppe, da sie noch zu einer anderen Waldschulgruppe musste. Nachdem Sri aufgebrochen war, fiel Bumi auch gleich ein, dass er eigentlich vorhatte, zum Spielplatz auszubüxen. Sofort flitze er los. Doch zu seinem Pech wurde er von einem Mitarbeiter abgefangen. Ehe es ihm aber gelang, Bumi zu schnappen, um ihn direkt in den Schlafkomplex zu bringen, machte Bumi fix kehrt und hangelte zurück zur Waldschule. Wie frech – und clever – von ihm!
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