Wenn wir Orang-Utans in geschützten Regenwäldern auswildern, dann haben wir vor allem einen Wunsch: Dass sich die rehabilitierten Tiere in ihrem neuen Lebensraum so sicher und wohlfühlen und hier langfristig eine neue Population entsteht. Darum ist jedes wildgeborene Baby für uns der schönste Beweis dafür, dass unsere Arbeit erfolgreich ist. So wie bei Orang-Utan-Weibchen Hilda und ihrem Spross Hiran – auch wenn diese Geschichte einen dunklen Schatten aufweist.
Hilda wurde im Dezember 2019 im Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya im Gebiet des Hiran-Flusses ausgewildert. Gemeinsam mit ihrer Tochter Hadijah, die im April 2018 auf der Vorauswilderungsinsel Palas Island geboren wurde.
Irgendwann verlor unser Post-Release-Monitoring Team (PRM) Hilda und ihre Tochter nach der Auswilderung aus den Augen. Sie waren im dichten Regenwald des Nationalparks abgetaucht.
Erst im Jahr 2022 traf ein PRM-Team wieder auf Hilda. Allerdings nicht mit Tochter Hadijah an ihrer Seite. Dafür klammerte sich ein neues Baby in ihrem Fell fest. Wir nannten es Hiran, nach dem Waldgebiet, in dem es zur Welt kam.
Was aus Hildas Tochter Hadijah wurde? Das wissen wir leider nicht mit Bestimmtheit, denn der Dschungel birgt viele Gefahren für einen so jungen Orang-Utan. Womöglich war der Schritt in die Wildnis ein zu großer für das Orang-Utan-Kind. Vielleicht wurde es krank oder verletzte sich?
Hiran, das Dschungelkind
So traurig wir darüber sind, das Hadijah verschwunden ist, so sehr freuen wir uns über Hildas zweites Baby. Der kleine Hiran ist ein echtes Dschungelkind! Bei der ersten Begegnung 2022 war Hiran erst wenige Monate alt und noch vollkommen von seiner Mutter Hilda abhängig.
Als das PRM-Team kürzlich in einem Bambuswaldgebiet auf Hilda (19) und Hiran traf, schätzten die erfahrenen Beobachter den kleinen Orang-Utan auf ein Alter von zwei bis drei Jahren.
Noch immer hält er sich nah an seiner Mutter. Ganz entspannt genossen Mutter und Kind zarte Bambussprossen und Blätter.
Insgesamt sieben bis acht Jahre werden Hilda und Hiran zusammen verbringen. Dabei wird Hiran seine Mutter aufmerksam beobachten und immer wieder nachahmen. So erlernt er alle grundlegenden Überlebensfähigkeiten für den Regenwald. Neben der Nahrungssuche lernt der Nachwuchs von seiner Mutter wie man Schlafnester baut, sicher klettert und hangelt und dabei den Wald erkundet.
Bei aller Trauer um Baby Hadijah, sind wir doch vor allem stolz auf Hilda und glücklich über Hiran. Hilda, die wir 2007 als Baby von einer Palmölplantage gerettet haben, hat ihren Weg mit allen Höhen und Tiefen so gut gemeistert. Und wir sind uns sicher, dass sie Hiran eine wunderbare Mutter sein wird.
Wir wünschen Hilda und Hiran weiterhin viel Glück und alles Gute und hoffen, den beiden bald wieder zu begegnen.
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