Einer der Orang-Utans, die in Kürze ihr neues Leben im Regenwald beginnen werden, ist Jumbo – ein zwölfjähriges Orang-Utan-Männchen, das seit 2013 in der Obhut von BOS lebt. Ehe Jumbo in sein neues Dschungel-Zuhause zieht, blicken wir zurück auf seine Zeit im BOS-Rettungszentrum Nyaru Menteng.
Im Februar 2013, nur zwei Tage nach der Rettung des Orang-Utan-Weibchens Cinta, hielt ein Auto am Rettungszentrum Nyaru Menteng und brachte uns einen jungen männlichen Orang-Utan. Die Bewohner des Dorfs Dusun Manggana im Bezirk Seruyan wandten sich an die BOS Foundation, nachdem sie sich etwa einen Monat lang um das Jungtier gekümmert hatten.
Traumatische Trennung von der Mutter
Ein Bewohner berichtete, er habe den Orang-Utan bei der Arbeit in seiner kleinen Ölpalmenplantage entdeckt. Von seiner Hütte aus hätte er in einiger Entfernung eine Orang-Utan-Mutter und ihr Baby gesehen. Alarmiert näherten er und seine Jagdhunde sich den beiden. Die verängstigte Mutter sei daraufhin in den Wald geflüchtet und habe ihr Junges zurückgelassen. Die verzweifelten Schreie des Babys hatten den Bauern veranlasst, es mit nach Hause zu nehmen.

Beim ersten Gesundheitscheck stellte unseren Tierarzt Dr. Maryos V. Tandang glücklicherweise keine körperlichen Verletzungen fest. Doch der kleine, etwa sechs Monate alte Junge war schwer traumatisiert. An diesem Tag besuchte die damalige indonesische Präsidentin Megawati Sukarnoputri Nyaru Menteng. So kam ihr die Ehre zuteil, dem Orang-Utan-Waisen einen Namen zu geben. So wurde er Jumbo genannt.
Jumbos Lernreise beginnt
Gemeinsam mit Baby Cinta überstand Jumbo die mehrmonatige Quarantänezeit – liebevoll getröstet durch die Babysitterinnen. Dann durften die beiden endlich in den Waldkindergarten, wo sie auf weitere Orang-Utan-Waisen stießen. Hier begann Jumbo damit, all die Fähigkeiten zu erlernen, die er zum Überleben im Regenwald benötigen würde. All das, was ihm eigentlich seine Mutter in rund acht Jahren beigebracht hätte.


Ende 2014 war Jumbo bereit für die Waldschule. Hier lernte er zu klettern, nach Nahrung zu suchen und mit anderen Orang-Utans zusammenzuleben. Und natürlich heckte er auch den einen oder anderen Streich aus. Im Laufe der Jahre entwickelte Jumbo sich zu einem geselligen Individuum, das immer weniger Interesse an Menschen zeigte – eine wichtige Eigenschaft für zukünftige Auswilderungskandidaten.



Die Walduni beginnt
Im April 2021 startete Jumbo auf der Vorauswilderungsinsel Salat mit der Walduniversität. Wir konnten beobachten, dass er hier fleißig natürliche Nahrung suchte und seine Zeit vor allem hoch oben in den Baumkronen verbrachte. Er war gesund, aktiv und wachsam und zeigte durchweg das Überlebensverhalten, das in der Wildnis erforderlich ist.


Später im Jahr zog Jumbo auf die Vorauswilderungsinsel Kaja um. Wir konnten ihm dabei zusehen, wie er mit der Zeit immer wilder wurde. Irgendwann vermied er es sogar, unseren Mitarbeitern zu begegnen, die täglich Obst und Gemüse auf die Inseln liefern und dabei die Tiere beobachten. Als Jumbo dann nach einigen Monaten im September 2022 endlich wieder an einer Fütterungsplattform gesichtet wurde, hatte sich sein körperlicher Zustand deutlich verschlechtert. Schnell wurde entschieden, den viel zu dünnen Jumbo in die Tierklinik von Nyaru Menteng zu bringen. Mit extra Futter und Nahrungsergänzungsmitteln konnten wir ihn glücklicherweise wieder zu Kräften kommen lassen.
Rückkehr auf die Insel
Im Juli 2023 konnte Jumbo dann auf die Vorauswilderungsinsel Kaja zurückkehren und sein Studium des wilden Orang-Utan-Lebens fortsetzen. Aus seinen Fehlern hat er auf jeden Fall gelernt: Körperlich hat sich Jumbo hervorragend entwickelt.


Inzwischen ist Jumbo zwölf Jahre alt und hat alle wichtigen Fähigkeiten erlernt, die für ein eigenständiges Überleben in der Wildnis erforderlich sind. In Kürze begibt er sich auf die Reise in den Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya, wo er in der Freiheit des Regenwalds endlich das Leben eines wilden Orang-Utans führen darf.
Mit Ihrer Spende schenken Sie Orang-Utans wie Jumbo die Chance auf ein Leben in Freiheit.