7. Oktober 2024
Schwangere Orang-Utan-Dame am Wasser

Können Orang-Utans, die uns Menschen ja so ähnlich sind, schwimmen?

Der natür­liche Lebens­raum von Orang-Utans ist der tropi­sche Regen­wald. Das besagt bereits ihr Name, der wört­lich über­setzt „Wald­mensch“ bedeutet. Hoch oben in den Bäumen fühlen sich Orang-Utans am wohlsten, dort verbringen sie die aller­meiste Zeit. Sie sind Meister im Klet­tern und Hangeln und können sogar kunst­volle Nester in die Baum­wipfel bauen.


Von tiefem Wasser und größeren Gewäs­sern hingegen halten sie sich sowohl in freier Wild­bahn als auch in unserem Rettungs­zen­trum und auf den Voraus­wil­de­rungs­insel fern. Von Natur aus sind Orang-Utans keine begna­deten Schwimmer. Da sie jedoch 97% iden­ti­sche DNA mit uns Menschen teilen, stellen sich Wissen­schaftler durchaus die Frage: Könnten Orang-Utans (gut) schwimmen lernen? Wie kommen sie in einer Umge­bung zurecht, in der es (viel) Wasser gibt?


Keine ange­bo­renen Schwimm­ta­lente bei Orang-Utans


Einer Studie von Bender et al. (2013) zufolge sind menschen­ähn­liche Lebe­wesen, Menschen selbst inbe­griffen, nicht in der Lage, instinktiv zu schwimmen. Damit unter­scheiden sie sich von vielen anderen Säuge­tieren, die sich zumin­dest paddelnd über Wasser halten können, sollten sie verse­hent­lich hinein geraten.
Bei Orang-Utans beob­achten die Forscher sogar eine deut­liche Angst vor tiefen Gewäs­sern wie Flüssen oder Seen. Anders ist das mit flachem Wasser, mit Pfützen oder auch Regen (der auf Borneo ja gerne in heftigen Schauern vom Himmel fällt).

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Mehr Infor­ma­tionen

In unserem Rettungs­zen­trum gibt es so einige Orang-Utan-Kinder, die es lieben zu plant­schen: Spaß­vogel Bumi beispiels­weise wurde schon beim Schlamm-Yoga beob­a­chet und Cinta lässt sich liebend gerne mit dem Garten­schlauch erfrischen.

Orang-Utans Plantschen gerne mit Wasser
Cinta lässt sich liebend gerne mit dem Garten­schlauch erfrischen

Wie gut können Orang-Utans schwimmen, wenn es darauf ankommt?


Die Forscher wollten es noch genauer wissen: Sind Orang-Utans grund­sätz­lich in der Lage schwimmen zu lernen? Können sie sich mit ihrem Körperbau, der an das Leben auf Bäumen optimal ange­passt ist, über Wasser halten? Sowohl die Hände als auch die Füße der Wald­men­schen sind perfekt geformt, um sich an Ästen fest­zu­halten und sicher zu hangeln, schwingen und klet­tern, wie die Wissen­schaftler (Thorpe und Crompton, 2008, sowie Zihl­mann et al., 2011) fest­halten. Mit dieser körper­li­chen Anpas­sung an den Lebens­raum Regen­wald geht natur­gemäß eine schlech­tere Fähig­keit, sich im Wasser zu bewegen, einher.

Orang-Utan im Wasser
Die Bäume geben diesem Orang-Utan Sicher­heit im unge­wohnten Element Wasser

Die erstaun­liche Erkenntnis der Wissen­schaftler ist jedoch: Trotz alledem sind Orang-Utans grund­sätz­lich in der Lage schwimmen zu lernen! Zwar legen sie es nicht darauf an, doch wenn die Situa­tion es erfor­dert, sind sie anpas­sungs­fähig genug. In solchen Fällen sind sie in der Lage, den fehlenden Auftrieb im Wasser durch Schwimm­be­we­gungen auszugleichen.

Sayang und Pama balan­cieren über den Fluss, Sponge Bob angelt sich Futter

Die Beob­ach­tungen unserer Baby­sit­te­rinnen und Ranger bestä­tigen die Forschungs­er­geb­nisse. Durch den Kehje Sewen Wald beispiels­weise fließt ein Fluss und unser Post-Release Moni­to­ring Teams haben schon einige Male beob­achtet, wie Mama Sayang mit Baby Padma die tiefen Stellen des Gewäs­sers auf einem Baum­stamm über­quert hat. Wo es nötig und gefahrlos möglich ist, begibt sie sich jedoch auch in den Fluss.

Orang-Utan-Mutter mit Baby überqueren einen Fluß.
Diese mutige Mama weiß sich zu helfen: Sayang und Baby Padma über­queren den Fluss

Ein anderes Beispiel für die Intel­li­genz der Wald­men­schen und ihre Anpas­sungs­fä­hig­keit an Wasser ist Sponge Bob, der sich eine Angel gebas­telt hat, um etwas aus dem Fluss zu angeln. Sponge Bob lebt aktuell noch auf der Voraus­wil­de­rungs­insel, wo er seine Fähig­keiten beweisen muss, als wilder und freier Orang-Utan zurecht zu kommen. Nachdem unsere Ranger beob­achten durften, wie hart­nä­ckig und einfalls­reich er sich ange­stellt hat, um sich einen Lecker­bissen aus dem Fluss zu angeln, sind wir sehr zuver­sicht­lich, dass er auf dem besten Weg dahin ist.

Orang-Utan-Mutter schwimmt mit ihrem Baby über das Wasser
Furchtlos und geschickt hat sich diese resi­li­ente Orang-Utan-Mama den Gege­ben­heiten angepasst

Auch die Wissen­schaftler halten in ihren Studi­en­ergeb­nissen fest: Wenn die Nahrungs­suche einen Orang-Utan in die Nähe von oder sogar in Berüh­rung mit Wasser bringt, dann lassen sich die Wald­men­schen nicht etwa abschre­cken, sondern entwi­ckeln eine beacht­liche Krea­ti­vität. Regel­mäßig verwenden sie dabei Werk­zeuge, um etwa Trink­wasser zu gewinnen oder Futter aus Wasser herauszuholen.


Das Fazit der Wissen­schaftler: Orang-Utans haben von Natur aus zwar keine beson­ders guten Voraus­set­zungen für ein Leben in einem von Wasser geprägten Lebens­raum im Allge­meinen und zum Schwimmen im Spezi­ellen. Sie sind jedoch so intel­li­gent und anpas­sungs­fähig, dass sie sich am oder im Wasser zu helfen wissen.

Und Sie können die Wald­men­schen dabei unter­stützen! In unseren beiden Rettungs­zen­tren lernen Orang-Utan-Kinder das, was ihnen norma­ler­weise ihre Mütter beigebracht hätten und was sie für ein eigen­stän­diges Leben im Regen­wald brau­chen. Jede Spende hilft uns dabei, die kleinen Waisen­kinder best­mög­lich auf ihr späteres Leben als wilde, freie Orang-Utans vorzubereiten!