9. September 2024
Das Anrichten des Essens in der Hütte

Laq Pesyai: Ein Fest der Dank­bar­keit und Hoff­nung des Wehea Dayak Stammes

Die Arbeit der BOS Foun­da­tion vor Ort ist nur durch eine enge Koope­ra­tion mit den lokalen Gemeinden möglich, wie zum Beispiel mit dem Dayak Wehea Stamm, der in sechs Dörfern in Ost-Kali­mantan lebt. Das Verständnis und der Respekt gegen­über ihrer Kultur sind eine Garantie für die fried­liche Koexis­tenz von Menschen und Tieren. Daher war es eine große Ehre, dass ein Teil des BOS Foun­da­tion-Teams in diesem Jahr das Auftakt­ri­tual „Laq Pesyai“ des großen Reis­ern­te­festes „Lom Plai“ besu­chen durfte.


Lom Plai ist das große Reis­ern­te­fest, das nach Abschluss der Ernte statt­findet. Durch eine Viel­zahl an Ritualen wird die Dank­bar­keit für die gute Ernte ausge­drückt und die Hoff­nung auf eine noch bessere Ernte im kommenden Jahr geäußert.


Die Vorbe­rei­tungen: Ein Gemeinschaftswerk


Das Laq Pesyai-Ritual ist ein echtes Gemein­schafts­pro­jekt, an dem alle – jung und alt, Männer und Frauen – mitwirken. Jeder über­nimmt seine Rolle und trägt dazu bei, dass das Fest reibungslos verläuft. Am Morgen des Laq Pesyai begeben sich die Dorf­be­wohner mit Booten strom­auf­wärts entlang des Wehea-Flusses, um den Ort für die Zere­monie zu errei­chen. Die genaue Lage wird in der Regel am Tag zuvor fest­ge­legt.
Sobald das erste Gong­schlagen ertönt, wissen alle, dass die Feier­lich­keiten bald beginnen werden. Zuerst verlassen die Männer das Dorf, um den Zere­mo­nienort vorzu­be­reiten. Sie räumen die Fläche und bauen Hütten aus natür­li­chen Mate­ria­lien (ohne Nägel und Plas­tik­seile), die während der Feier­lich­keiten als Rast- und Essplätze dienen. Der Unterbau der pea besteht aus großen Baum­stämmen, die fest im Boden veran­kert werden. Anschlie­ßend werden klei­nere Holz- und Bambus­stücke als Sitz­ge­le­gen­heiten arran­giert, die mit Rattan zusam­men­ge­bunden werden.


Die Kunst der tradi­tio­nellen Bauweise


Das Dach der pea wird aus den Stämmen und Blät­tern der Zucker­palme gefer­tigt, die sorg­fältig ange­ordnet und mit kunst­vollen Verzie­rungen aus pengsut, künst­li­chen Ranken aus den Spänen des Glen­baum-Stammes und jungen Zucker­pal­men­blät­tern, geschmückt werden. Neben den pea bereiten die Männer auch einen Holz­koh­le­herd vor, auf dem das tradi­tio­nelle Reis­ge­richt, nasi lemang auf Indo­ne­sisch oder pluq in der Sprache der Wehea Dayak, zube­reitet wird.


Feiern geht nicht ohne Essen


Während die Männer die Umge­bung herrichten, sind die Frauen damit beschäf­tigt, die Mahl­zeiten für das gemein­schaft­liche Essen vorzu­be­reiten. Das Gericht, das während des Laq Pesyai serviert wird, heißt cokbleh oder sokbleh und wird mit pluq gereicht. Pluq ist ein kleb­riger Reis, der mit Kokos­milch und Palm­zu­cker vermischt und in Bambus­rohren gekocht wird. Die Kombi­na­tion aus sokbleh und pluq wird tradi­tio­nell mit gegrilltem Fisch und psooh-Soße, einer typi­schen Chili-Soße der Wehea Dayak, serviert.


Sobald das Essen zube­reitet ist, wird es in den pea ange­richtet, und die gesamte Gemein­schaft, die hart gear­beitet hat, versam­melt sich, um die Mahl­zeit zu genießen. Nach dem gemein­samen Essen setzen die Männer ihre Arbeit fort und beginnen mit dem Bau der Flöße. Diese Flöße werden aus großen Baum­stämmen herge­stellt und mit Rattan zusammengebunden.


Das tradi­tio­nelle Floßfahren

Mit dem Floß zurück in das Dorf

Obwohl die Gemein­schaft heut­zu­tage auch moderne moto­ri­sierte Kanus, soge­nannte ketin­ting, verwendet, gehört das Floß­bauen immer noch fest zum Ritual des Laq Pesyai. Die ketin­ting-Boote ziehen die Flöße zurück ins Dorf, während ein Dorf­äl­tester erneut den Gong schlägt, um das Ende des Laq Pesyai zu signa­li­sieren.
Zum Abschluss des Festes wird jeder, einschließ­lich unseres Teams, das am Ritual teil­ge­nommen hat, mit Kohle im Gesicht markiert – ein Zeichen dafür, dass man an diesem beson­deren Laq Pesyai teil­ge­nommen hat.

BOS unter­stützt die Akti­vi­täten der Wehea Dayak zur Erhal­tung ihrer Tradi­tion unter anderem durch finan­zi­elle Förde­rung. Helfen Sie uns dabei