Die Arbeit der BOS Foundation vor Ort ist nur durch eine enge Kooperation mit den lokalen Gemeinden möglich, wie zum Beispiel mit dem Dayak Wehea Stamm, der in sechs Dörfern in Ost-Kalimantan lebt. Das Verständnis und der Respekt gegenüber ihrer Kultur sind eine Garantie für die friedliche Koexistenz von Menschen und Tieren. Daher war es eine große Ehre, dass ein Teil des BOS Foundation-Teams in diesem Jahr das Auftaktritual „Laq Pesyai“ des großen Reiserntefestes „Lom Plai“ besuchen durfte.
Lom Plai ist das große Reiserntefest, das nach Abschluss der Ernte stattfindet. Durch eine Vielzahl an Ritualen wird die Dankbarkeit für die gute Ernte ausgedrückt und die Hoffnung auf eine noch bessere Ernte im kommenden Jahr geäußert.
Die Vorbereitungen: Ein Gemeinschaftswerk
Das Laq Pesyai-Ritual ist ein echtes Gemeinschaftsprojekt, an dem alle – jung und alt, Männer und Frauen – mitwirken. Jeder übernimmt seine Rolle und trägt dazu bei, dass das Fest reibungslos verläuft. Am Morgen des Laq Pesyai begeben sich die Dorfbewohner mit Booten stromaufwärts entlang des Wehea-Flusses, um den Ort für die Zeremonie zu erreichen. Die genaue Lage wird in der Regel am Tag zuvor festgelegt.
Sobald das erste Gongschlagen ertönt, wissen alle, dass die Feierlichkeiten bald beginnen werden. Zuerst verlassen die Männer das Dorf, um den Zeremonienort vorzubereiten. Sie räumen die Fläche und bauen Hütten aus natürlichen Materialien (ohne Nägel und Plastikseile), die während der Feierlichkeiten als Rast- und Essplätze dienen. Der Unterbau der pea besteht aus großen Baumstämmen, die fest im Boden verankert werden. Anschließend werden kleinere Holz- und Bambusstücke als Sitzgelegenheiten arrangiert, die mit Rattan zusammengebunden werden.
Die Kunst der traditionellen Bauweise
Das Dach der pea wird aus den Stämmen und Blättern der Zuckerpalme gefertigt, die sorgfältig angeordnet und mit kunstvollen Verzierungen aus pengsut, künstlichen Ranken aus den Spänen des Glenbaum-Stammes und jungen Zuckerpalmenblättern, geschmückt werden. Neben den pea bereiten die Männer auch einen Holzkohleherd vor, auf dem das traditionelle Reisgericht, nasi lemang auf Indonesisch oder pluq in der Sprache der Wehea Dayak, zubereitet wird.
Feiern geht nicht ohne Essen
Während die Männer die Umgebung herrichten, sind die Frauen damit beschäftigt, die Mahlzeiten für das gemeinschaftliche Essen vorzubereiten. Das Gericht, das während des Laq Pesyai serviert wird, heißt cokbleh oder sokbleh und wird mit pluq gereicht. Pluq ist ein klebriger Reis, der mit Kokosmilch und Palmzucker vermischt und in Bambusrohren gekocht wird. Die Kombination aus sokbleh und pluq wird traditionell mit gegrilltem Fisch und psooh-Soße, einer typischen Chili-Soße der Wehea Dayak, serviert.
Sobald das Essen zubereitet ist, wird es in den pea angerichtet, und die gesamte Gemeinschaft, die hart gearbeitet hat, versammelt sich, um die Mahlzeit zu genießen. Nach dem gemeinsamen Essen setzen die Männer ihre Arbeit fort und beginnen mit dem Bau der Flöße. Diese Flöße werden aus großen Baumstämmen hergestellt und mit Rattan zusammengebunden.
Das traditionelle Floßfahren
Mit dem Floß zurück in das Dorf
Obwohl die Gemeinschaft heutzutage auch moderne motorisierte Kanus, sogenannte ketinting, verwendet, gehört das Floßbauen immer noch fest zum Ritual des Laq Pesyai. Die ketinting-Boote ziehen die Flöße zurück ins Dorf, während ein Dorfältester erneut den Gong schlägt, um das Ende des Laq Pesyai zu signalisieren.
Zum Abschluss des Festes wird jeder, einschließlich unseres Teams, das am Ritual teilgenommen hat, mit Kohle im Gesicht markiert – ein Zeichen dafür, dass man an diesem besonderen Laq Pesyai teilgenommen hat.
BOS unterstützt die Aktivitäten der Wehea Dayak zur Erhaltung ihrer Tradition unter anderem durch finanzielle Förderung. Helfen Sie uns dabei