Da kann man Pläne schmieden, wie man will. Manchmal macht einem das Leben einfach mal einen dicken Strich durch die Rechnung. Das ist eine Lektion, die wir bei der Arbeit mit Orang-Utans immer wieder lernen mussten. Zum Beispiel bei Waldstudentin Malia, die mit einer freudigen Überraschung all unsere Pläne zunichtemachte.
Die Orang-Utans auf unseren Vorauswilderungsinseln werden von erfahrenen Mitarbeitern intensiv beobachtet. So stellen wir nicht nur fest, ob die Waldstudenten gesundheitlich fit sind, sondern können auch ihre Fähigkeiten beurteilen. Begeben sich die Tiere motiviert auf Erkundungstouren über die Insel oder bewegen sie sich kaum vom Ufer weg? Suchen sie sich selbstständig Nahrung im Wald oder erwarten sie nur sehnsüchtig die nächste Futterlieferung? Bauen sie täglich stabile Schlafnester oder legen sie sich bequem in gemachte Nester ihrer Kommilitonen?
Der großen Freiheit so nah
Bei all diesen Fragen konnten wir Orang-Utan-Weibchen Malia immer wieder einen begeisterten Daumen nach oben geben. Und darum wurde sie als Kandidatin für eine Auswilderung auserkoren. Dafür fangen wir die potentiellen neuen Wilden auf den Inseln ein und holen sie für einen ausgiebigen Gesundheitscheck ins Rettungszentrum zurück. So auch Malia. Als ihre Laborwerte vorlagen, staunten unsere Tierärzte nicht schlecht: Malia erwartet ein Baby!
Unter diesen Umständen mussten wir Malias Auswilderung erstmal verschieben und sie auf die Insel Bangamat zurückbringen. Denn weder schwanger noch mit einem gerade geborenen Baby sollte einer unserer Orang-Utans sein neues freies Leben starten müssen. Die Auswilderung allein ist schon eine große, aufregende und anstrengende Lebensumstellung.
Jetzt lebt Malia also weiterhin ihr Studentenleben auf der Insel. Und beweist uns hier immer noch, wie bereit sie für das wilde Leben ist. Kommen unsere Mitarbeiter ihr zu nahe, schüttelt sie aufgeregt die Äste des Baumes, auf dem sie sitzt, um ihr Missfallen kundzutun. Sie ist eifrig auf der Insel unterwegs auf der Suche nach Nahrung, besucht aber auch die Fütterungsplattformen, um sich ein paar Kalorien mehr zu gönnen.
So deutet alles darauf hin, dass es Malia auch während ihrer Schwangerschaft gut geht.
Wie es sich für eine werdende Mutter gehört, gönnt Malia sich auch die nötige Ruhe. So konnten wir beobachten, wie sie sich in über sechs Metern Höhe ein bequemes Schlafnest für die Mittagsruhe errichtete, von wo aus sie ihre Umgebung entspannt im Blick behielt.
Viel Glück Malia. Wir freuen uns schon darauf, Dich bald mit Deinem Nachwuchs beobachten zu können.