Nach jeder Auswilderung erwarten wir mit großer Spannung die ersten Neuigkeiten von unseren Monitoring-Teams. So natürlich auch und erst recht im Falle von Meryl, die Ende 2024 in ihr neues wildes Zuhause, dem Bukit Baka Bukit Raya Nationalpark, einziehen durfte.
Wie bereits berichtet, nahm Meryl die tagelange Anreise per Auto und Boot mit stoischer Gelassenheit hin. So unterschiedlich, wie die Persönlichkeiten unserer Schützlinge, sind auch ihre Neustarts in ein wildes Leben. Manche Tiere preschen aufgeregt aus der Transportbox heraus, und bauen den Stress der langen Reise durch aggressives Verhalten ab. Andere nehmen sofort Reißaus und verschwinden ins Dickicht des Auswilderungswaldes. Meryl hingegen verbrachte die ersten Tage in unmittelbarer Umgebung ihres Ankunftsortes.
Frühlingsgefühle im Auswilderungswald
Dort blieb sie nicht lange allein. Blegi, ein weiterer Orang-Utan, der mit ihr ausgewildert worden war, leistete ihr Gesellschaft. Und was sollen wir sagen – der wilde Neustart dieser beiden, nun ehemaligen, Schützlinge, stand ganz im Zeichen der Liebe…


Wie für jeden Orang-Utan ist die Romantik unmittelbar mit dem leiblichen Wohl verknüpft. Und so wurden Blegi und Meryl dabei beobachtet, wie sie die meiste Zeit einfach gemeinsam aßen. Wann immer sich einer der beiden aufmachte, um Nahrung aufzuspüren, folgte der andere und zusammen ließen sie es sich schmecken. Kein Wunder also, dass es nicht lange dauerte, bis die beiden bei der Paarung beobachtet werden konnten. Liebe geht nun einmal durch den Magen.
Zu zweit ist man weniger allein
Wir freuen uns, dass Meryl sich entschieden hat, nicht ganz allein in ihr neues Leben zu starten und sie und Blegi sich gegenseitig Gesellschaft leisten und unterstützen. Sicherlich hilft auch Blegis entspannte Art, denn das Männchen ist bekannt für seine Unabhängigkeit und Intelligenz. Als Waldstudent blieb er einmal acht Monate lang verschwunden, nur um dann vollkommen gesund und wohlgenährt plötzlich wieder auf der Vorauswilderungsinsel aufzutauchen.
Was uns noch mehr freut, ist die Tatsache, wie gut die beiden sich in ihrem neuen Heim eingewöhnen. Blegi baut bereits Schlafnester in bis zu 21 m Höhe. Und beide Orang-Utans ernähren sich vielseitig und ausreichend.

Angriff aus dem Hinterhalt
Nur einmal kam es zu einer brenzligen Situation. Da wurde Meryl hinterhältig von einem Schwarm Bienen attackiert. Die aufgebrachten Tiere stachen Meryl ins Gesicht, woraufhin ihre linke Wange anschwoll. Die Wildnis kann so grausam sein! Meryl musste sich von diesem Angriff erst einmal erholen und blieb für die nächsten Stunden auf dem Waldboden, wo sie sich ausruhte. Sicherlich schmerzten die Bienenstiche zu sehr, denn sie konnte die nächsten Stunden nichts essen.
Doch am Nachmittag schien es ihr besser zu gehen, so dass sie zaghaft begann, wieder zu essen. Und am nächsten Tag dann schien der Spuk überstanden. Die Schwellung war wieder zurückgegangen und unser Monitoring-Team atmete erleichtert auf. Meryl brauchte keine veterinäre Unterstützung und konnte unbescholten weiter ihre Freiheit genießen.
Alle Zeichen stehen auf Hoffnung
Meryl hat die erste Zeit in der Wildnis ganz wunderbar bewältigt und sich sichtlich gut eingelebt. Und dass wir Ihnen in diesem Zusammenhang heute von Liebe, Romantik und Frühlingsgefühlen berichten können, gibt nicht nur Ihnen, sondern auch uns Hoffnung. Meryl wird ihren Weg gehen und in einem Jahr vielleicht schon nicht mehr in Begleitung von Blegi sein, sondern einem kleinen Fellknäuel, dass sich an seine Mama klammert.
Ohne die so bedeutsame Unterstützung unserer Spenderinnen und Spender hätten wir Meryl niemals diese zweite Chance auf ein freies Leben ermöglichen können. Es braucht nur einen winzig kleinen Moment, einen Orang-Utan seinem wilden Zuhause zu entreißen – es dauert Jahre, ihn dorthin zurückzubringen. Bitte helfen Sie mit einer Spende!