Seit über 30 Jahren retten und rehabilitieren wir Orang-Utans in Not. In dieser Zeit haben hunderte der intelligenten Waldmenschen erfolgreich die BOS-Waldschule durchlaufen und konnten ausgewildert werden. Einige von ihnen haben sich so tief in unsere Herzen und Köpfe gebrannt, dass sie dort immer einen besonderen Platz einnehmen werden. Eine davon ist Meryl.
Zusammengekauert in einem Rattankorb – nur Haut und Knochen und riesige Augen voller Angst – so fand unsere Tierärztin Meryl am 8. Januar 2015 im Dorf Tumbang Jiga in Zentral-Kalimantan das kleine Orang-Utan-Kind vor. Erst acht Monate alt und 2,7 Kilo leicht, mit hohem Fieber, unterernährt, dehydriert und mit einem gebrochenen Arm kam der Säugling, dessen Namenspatin Tierärztin Meryl wurde, ins Rettungszentrum Nyaru Menteng. In ihrer ersten Zeit bei BOS machte die kleine Waise uns große Sorgen. Nicht nur ihr kritischer Zustand bei ihrer Rettung forderte alles von unseren Veterinären und Babysitterinnen. Einige Wochen später erkrankte Meryl auch noch an Malaria und Grippe.
Doch nachdem all das überstanden war und Meryl die Waldschule besuchen durfte, startete sie voll durch. Sie sog alles Wissen förmlich in sich auf, lernte, was wir ihr beibringen konnten, im Eiltempo: Klettern und Hangeln, die Kunst des Schlafnestbaus und geschicktes Futtersammeln.
Schneller als ihre Mitschüler wurde sie in neue Klassenstufen versetzt, fand aber auch dort immer wieder schnell neue Freunde, ohne die alten zu vergessen.
Meryl stellte sich jeder Herausforderung
Der Corona-Lockdown bremste auch Meryls Leben zeitweise aus. Denn darum konnte sie „erst“ im November 2021 an der Walduni immatrikulieren: Mit sieben Jahren siedelte Meryl auf die Vorauswilderungsinsel um. In diesem Alter beginnen Orang-Utan-Kinder, die ganz natürlich mit ihren Müttern aufwachsen können, üblicherweise gerade mit der Abnabelung. Meryl hatte es also trotz ihres erschwerten Starts ins Leben geschafft, mit ihren wilden Artgenossen gleichzuziehen! Auf Salat Island musste sich Meryl unter älteren und ranghöheren Artgenossen behaupten und gleichzeitig beinahe wild ihre Lebensfähigkeit im Regenwald unter Beweis stellen. Es wurden drei lehrreiche, wenn auch manchmal nicht ganz einfache Jahre. Meryl bewies jedoch auch hier, dass sie letztlich allen Widrigkeiten trotzen konnte.
Jetzt, im Alter von zehn Jahren, ist Meryl bereit, ihr Leben in Freiheit zu beginnen. Wir wünschen Dir ein affenstarkes Orang-Utan-Leben im Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya, liebe Meryl!
Vielen Dank an all die Meryl-Paten, die diese besondere Orang-Utan-Waise über all die Jahre so hilfreich unterstützt haben! Auch unsere Orang-Utans Jeni und Monyo brauchen die helfenden Hände vieler Paten, um eines Tages wild und frei leben zu können (bis Weihnachten bieten wir Geschenkpatenschaften wieder für 10 Euro pro Monat an!)