14. Januar 2025
Orang-Utan Hamza

Myste­riöser Hamzah: Lange nicht gesehen!

Weit über zwei Jahre ist es her, dass unser Post-Release Moni­to­ring (PRM) Team das Orang-Uan-Männ­chen Hamzah zum letzten Mal sah. An jenem Tag im September 2022 platzte er in eine Zusam­men­kunft der beiden Orang-Utan-Mamas Theresa mit ihrem Sohn Berani und Sayang mit ihrer Tochter Padma. Die vier hatten sich zu einer gemüt­li­chen Futter­party in den Baum­wip­feln des Kehje Sewen zusam­men­ge­funden, ergriffen jedoch sofort die Flucht, als das domi­nante Männ­chen die kleine Gruppe störte.


Umso größer war die Freude bei unserem PRM-Team, als sie Hamzah kürz­lich in der Nähe von Camp Lesik entdeckten. Denn es geht ihm nicht nur gut, er hat sich zu einem echten Pracht­kerl entwi­ckelt, der sich offenbar aller­bester Gesund­heit erfreut. Bereits bei seiner letzten Sich­tung war aus ihm ein soge­nanntes domi­nantes Männ­chen geworden. Inzwi­schen ist sein Erschei­nungs­bild noch impo­santer. Einige unserer Ranger gaben sogar zu Proto­koll, noch nie einen so großen Orang-Utan-Mann mit langem Fell und ausge­prägten Backen­wülsten gesehen zu haben.


Graziös bewegt sich der riesige Orang-Utan durch die Baumwipfel


Spontan entschloss sich das Team, den rest­li­chen Tag der Beob­ach­tung von Hamzah zu widmen. Glück­li­cher­weise zeigte sich das Männ­chen nicht aggressiv, sondern ließ sich völlig unge­rührt (wenn auch natür­lich mit ausrei­chend Abstand) begleiten. Zeit­weise war es sogar Hamzah selbst, der das Team und unser Camp mit großer Neugier zu beob­achten schien…

Orang-Utan Hamzah
Impo­sant, agil und rätsel­haft – Hamzah hangelt durch die Baum­wipfel des Kehje Sewen



Beson­ders bemer­kens­wert erschien unserem Team die Grazie, mit der sich Hamzah trotz seiner gewal­tigen Körper­größe von Baum zu Baum bewegte. Kraft­voll, agil und flink hangelte er von Ast zu Ast und sammelte dabei Früchte und Knospen. Beson­ders gut schmeckten ihm junge Blätter des Shorea-Baumes.
Die Gele­gen­heit, so viele Daten über Hamzah zu sammeln, ist für unser PRM-Team äußerst wert­voll, denn das Orang-Utan-Männ­chen ist in vielerlei Hinsicht ein Myste­rium für uns. Hamzah hatte das Glück, vier kost­bare Jahre mit seiner Mutter verbringen zu können, ehe er in unser Rettungs­zen­trum kam. Wie viel er in dieser Zeit bereits gelernt und an Fertig­keiten erworben hatte, zeigte sich schnell in der Wald­schule. So konnte Hamzah bereits im Mai 2012 in den Kehje Sewen Wald ausge­wil­dert werden.

Orang-Utan Hamzah
Hamzah beglückt das Weib­chen Bungan



Im Jahr 2021 zeugte Hamzah vermut­lich ein Baby: Er wurde beim Kopu­lieren mit Bungan beob­achtet, die im Sommer 2022 dann Töch­ter­chen Bunga zur Welt brachte – das 27. wild gebo­rene Baby im Kehje Sewen Wald.


Hamzah ist Vater mindes­tens eines wild gebo­renen Babys


Als domi­nantes Männ­chen begnügt sich Hamzah jedoch nicht mit nur einer Part­nerin. Auch mit dem Orang-Utan-Weib­chen Bong, die 2016 in Kehje Sewen ausge­wil­dert wurde, beob­ach­tete unser PRM-Team ihn ein ums andere Mal. In offen­sicht­li­cher Zunei­gung streiften beide gemeinsam durch den Wald und teilten Futter.

Orang-Utan-Hamzah
Wer beob­achtet hier wen? 


Leider gab es einen weniger guten Grund für die häufigen Begeg­nungen: Bong trieb sich gerne in der Nähe unseres Moni­to­ring-Camps herum, beschä­digte mehr als ein Mal Ausrüs­tungs­teile und zeigte insge­samt eine zu große Nähe zu uns Menschen. Im Spät­sommer 2021 wurde Bong daher in ein weiter entferntes Wald­stück umge­sie­delt. Hamzah hatte sich damals von seiner Freundin verab­schiedet, als diese bereits sediert in der Trans­port­kiste lag – als würde er genau verstehen, was vor sich ging.


Ein Symbol für den Arten­schutz und die erfolg­reiche Arbeit von BOS


Dass unser Team Hamzah nun in so präch­tiger Verfas­sung wieder­ge­sehen hat, ist ein echter Hoff­nungs­schimmer für die vom Aussterben bedrohte Art. Denn das Orang-Utan-Männ­chen wurde bereits im Mai 2012 ausge­wil­dert. Er lebt also seit beinahe 13 Jahren frei und wild im Kehje Sewen Wald, hat sich zu einem starken, gesunden und unab­hän­gigen Orang-Utan entwi­ckelt und sogar für Nach­wuchs gesorgt.
Das macht Hamzah zu einem Symbol für den Arten­schutz, für den Erfolg des Rettungs‑, Reha­bi­li­ta­tions- und Auswil­de­rungs­pro­gramms von BOS und für die Bedeu­tung von Schutz­wäl­dern für den Erhalt kost­baren Lebensraumes.


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