23. Dezember 2024
Orang-Utan Weibchen Runtu und Männchen Happy kopulieren im Regenwald

Runtus lange Reise in die Frei­heit und zur Liebe

Die Auswil­de­rung eines Orang-Utans markiert für uns den Höhe­punkt einer langen Reha­bi­li­ta­tion. Im Fall von Runtu dauerte diese ganze 18 Jahre, denn die Orang-Utan-Dame hatte ihre Kind­heit und Jugend in einem thai­län­di­schen Vergnü­gungs­park verbracht. Sie war bereits fünf­ein­halb Jahre alt, als sie aus diesem unwür­digen Leben befreit und in das BOS-Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng gebracht werden konnte.

Doch Runtu kämpfte sich Wald­schul­lek­tion um Wald­schul­lek­tion zurück ins Leben eines wilden Orang-Utans und bewies ihre Fähig­keiten auf der Voraus­wil­de­rungs­insel Salat Island.

Auswilderung Orang-Utan Weibchen Runtu im Regenwald
Der große Moment ist da: Runtus Käfigtür öffnet sich

Anfang November 2024 war es soweit: Im Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park öffnete sich die Tür des Trans­port­kä­figs. Als 23-Jährige kann Runtu nun das freie, wilde Leben fort­setzen, das ihr als Baby von Wild­tier­händ­lern genommen wurde.

In einem Holly­wood-Film wäre die Auswil­de­rung das Happy End

Bei Runtu ist dies tatsäch­lich erst der Anfang einer wunder­baren Geschichte. Nach einer Auswil­de­rung bleibt das Post-Release Moni­to­ring (PRM) Team von BOS stets noch einige Wochen am Ort und beob­achtet, wie die neuen Wilden sich in ihrem neuen Lebens­raum zurecht­finden. Diese genaue Doku­men­ta­tion des Verhal­tens ist nicht nur wichtig, damit wir uns sicher sein können, dass es den reha­bi­li­tierten Orang-Utans gut geht. Die Erkennt­nisse helfen uns auch dabei, unsere Arbeit stets weiter zu verbessern.

Post Release Monitoring Team im Regenwald
Feld­for­schung: Unser Post-Release Moni­to­ring-Team nach der Auswilderung

Runtu zeigte sich zunächst unent­schlossen, nachdem sie ihren Trans­port­käfig verlassen hatte. Kurz kehrte sie zum Käfig und den dort wartenden Menschen zurück, zeigte dabei jedoch keine Aggres­si­vität. Es schien fast, als wolle sie sich verab­schieden und bedanken, ehe sie einen Baum hinauf­klet­terte, weit nach oben in die Wipfel. Das ist eine Ange­wohn­heit, die unser Team schon von der Voraus­wil­de­rungs­insel kennt: Runtu hält sich am liebsten ganz oben, sozu­sagen im Pent­house des Regen­waldes, auf.

Orang-Utan-Männ­chen Happy beglückt Runtu

Dort fand sie kurze Zeit später Happy, ein 16-jähriges Orang-Utan-Männ­chen, der eben­falls gerade den Auswil­de­rungs­käfig verlassen hatte. Die beiden kamen sich schnell näher, wurden bald beim Kopu­lieren beob­achtet. Ein solches Verhalten ist ziem­lich häufig unmit­telbar nach der Auswil­de­rung. Es scheint, als helfe es den Tieren, nach all der Aufre­gung und der langen Reise vom Rettungs­zen­trum in den Auswil­de­rungs­wald, Stress abzubauen.

In den nächsten Tagen folgte unser PRM-Team Runtu tiefer in den Wald hinein. Runtu hangelte sich weit oben durch die Baum­wipfel und erkun­dete ihre neue Heimat mit sicht­li­chem Inter­esse und großer Mobi­lität, ohne Angst zu zeigen. Dabei bewegte sie sich kraft­voll durch das anspruchs­volle Terrain — der Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park erstreckt sich über einen Teil des Schwa­ner­ge­birges und ist durch­zogen von Wasser­läufen – und bewies ihre Anpas­sungs­fä­hig­keit an den neuen Lebensraum.

Orang-Utan Weibchen Runtu im Regenwald
Queen of the Jungle: Runtu beim Hangeln in den Baum­wip­feln des Bukit Baka Bukit Raya Nationalparks

Immer wieder wurde sie bei der Nahrungs­auf­nahme beob­achtet, dabei sammelte die Orang-Utan-Dame ganz unter­schied­liche Früchte, Blätter und andere Lecker­bissen und bewies auch dadurch ihre Fähig­keit, sich in Frei­heit bestens zurecht zu finden. Unser Team folgte Runtu auf bis zu 1.500 Meter Höhe und verlor sie zwischen­zeit­lich sogar aus den Augen, weil sie mit dem Tempo des Orang-Utans nicht Schritt halten konnten.

Runtu ist endlich zuhause, zurück im Regenwald

Einige Tage nach der Auswil­de­rung kreuzten sich die Wege von Runtu und Happy erneut. Und eigent­lich kann das im weit­läu­figen Natio­nal­park kein Zufall gewesen sein. Die beiden gingen aber­mals sehr freund­lich mitein­ander um und unser PRM-Team konnte sie dabei beob­achten, wie sie sich am Abend Schlaf­nester neben­ein­ander bauten und wieder kopulierten.

Orang-Utan Schlafnester im Regenwald
Die Schlaf­nester von Runtu und Happy. Seite an Seite. Herz an Herz

Unser Team ist vorsichtig opti­mis­tisch, dass Runtu nach den mehr­fa­chen Begeg­nungen Nach­wuchs erwarten könnte.

Orang-Utan Weibchen Runtu im Regenwald
Runtu ist nach 18 Jahren Reha­bi­li­ta­tion endlich angekommen

Wir wünschen Dir ein wunder­bares Leben in Frei­heit, Runtu! Du hast uns bewiesen, wie stark und resi­lient Orang-Utans sind und wie wirkungs­voll unser Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­gramm ist. Dass Du nach Deinem trau­ma­ti­schen Start ins Leben nicht aufge­geben hast, sondern heute als freier, wilder Orang-Utan im geschützten Regen­wald leben kannst, grenzt an ein Wunder. Und wer weiß, viel­leicht schenkst Du der Welt bald ein zweites, kleines Wunder?

Bitte unter­stützen Sie unsere Arbeit zum Schutz der letzten ihrer Art: Jede Spende hilft und kommt den Orang-Utans zugute!