Im Alter von 13 Jahren wurde Mardianto im Schutzwald von Bukit Batikap (Zentral-Kalimantan) ausgewildert. Damals war noch nicht abzusehen, wie Mardianto sich im Regenwald entwickeln würde. Umso erfreulicher ist es, dass sich sein Weg etwa einmal pro Jahr mit dem unseres Post-Release-Monitoring-Teams (PRM) kreuzt und wir seine Entwicklung verfolgen dürfen.
Ein echter Prachtkerl
Mit der Zeit konnten wir beobachten, wie sich vor allem die Morphologie seines Gesichts durch das Wachstum der Backenwülste veränderte. Dieses Wachstum beginnt meist ab einem Alter von zehn Jahren oder später. Allerdings bekommen nicht alle männlichen Orang-Utans diese Wülste – sie treten nur bei dominanten Männchen auf. Heute ist Mardianto ein prächtiges, dominantes Männchen.
Die ersten Anzeichen für diese Entwicklung zeigten sich 2019, als unser PRM-Team beobachtete, wie sich sein Gesicht langsam veränderte. Ein Jahr später, 2020, war dieser Entwicklung nicht mehr zu übersehen.


Neben dieser körperlichen Entwicklung hat der “König von Bukit Batikap” jedoch auch eine gewisse Aggressivität entwickelt. Auch gegenüber der einheimischen Bevölkerung, die oft als Sammler im Wald unterwegs ist.
Wenn der König sein Revier verteidigt
So erhielt unser PRM-Team in Bukit Batikap im Mai dieses Jahres eine alarmierende Meldung. Ein Agarholz-Sammler aus dem benachbarten Dorf Tumbang Tohan suchte das Team um Hilfe auf, da ein Orang-Utan seine Waldhütte verwüstet hatte.
Der Verursacher wurde als Mardianto identifiziert. Er hatte eine Bootsausrüstung und die Hütte erheblich beschädigt. Das BOS-Team führte mit dem Dorfbewohner eine Begehung durch, bezifferte den verursachten Schaden und vereinbarte mit dem Dorfbewohner eine finanzielle Kompensation. Solche Maßnahmen sind entscheidend, um möglichen Konflikten zwischen Menschen und Orang-Utans vorzubeugen.
Aktuell führt die BOS Foundation in drei Dörfern rund um unseren Auswilderungswald Bukit Baktikap – Tumbang Tohan, Tumbang Naan und Tumbang Tabulus – Schulungen durch. Ziel ist es, potenzielle Mensch-Tier-Konflikte wie diesen frühzeitig zu melden und Wege zu finden, diese zu vermeiden. Dafür richtet die BOS Foundation Kompensationsfonds ein, schaltet eine Hotline für die Meldung von Konfliktfällen und stellt Kapazitäten bereit, um Umsiedlungen von Orang-Utans durchzuführen, die wiederholt Schäden in Dörfern verursachen .
Eines ist jedoch klar: Solche Konflikte sind die Folge, wenn Menschen immer weiter in den Lebensraum der Orang-Utans vordringen und ihr Lebensraum knapp wird. Dabei reagiert jeder Orang-Utan anders, wenn er auf Menschen tifft: Manche ziehen sich tiefer in den Wald zurück, andere dagegen weichen der Begegnung mit Menschen nicht aus. Das kann gerade bei rehabilitierten Orang-Utans häufiger passieren. Umso wichtiger ist es, großflächigere Schutzwälder für die Tiere zu erhalten, um die Wahrscheinlichkeit solcher Begegnungen zu minimieren.
Das Programm zur Prävention von Mensch-Tier-Konflikten wird mithilfe von 24 gute Taten e.V. umgesetzt. Wir bedanken uns herzlich für die Unterstützung.
