Wo auch immer sich dieser Schmetterling niederlässt, zieht er alle Blicke auf sich – so auch in unserem Camp Nles Mamse in unserem Auswilderungswald Kehje Sewen. Gerade erst durfte unser Post-Release Monitoring (PRM) Team ein Exemplar aus der Pieridae-Familie bewundern, das sich auf einer Kinikir Blüte (Cosmos caudatus) niedergelassen hatte.
Der Name dieses Schmetterlings lautet Gemeiner Wanderer (Pareronia valeria). Auf Indonesisch wird er auch Kembara genannt. Eine Besonderheit dieser Art ist, dass sie in zwei Farben vorkommen, entsprechend ihrem Geschlecht.
Die Flügel der Männchen sind von einem klaren Türkisblau, das durch die schwarze Äderung und Einfassung noch auffälliger leuchtet. Die Weibchen hingegen haben eine sehr viel hellere Färbung, manchmal auch ins Hellgelb gehend. Beide besitzen weiße Flecken an den Rändern ihrer Flügel, die eine Spannweite von 60–80 Millimetern erreichen.
Der Kembara-Schmetterling kommt in den tropischen Regionen Asiens vor, von Indien bis Südostasien. Ausschließlich auf der Insel Borneo gibt es eine Unterart namens Pareronia valeria lutescens.
Der Klimawandel hinterlässt Spuren
Wir wissen nicht, wie stark diese Schmetterlingsart bereits vom Aussterben bedroht ist, da die Internationale Union zur Bewahrung der Natur (IUCN) noch keine Beobachtung und Einstufung vorgenommen hat. Fest steht jedoch, dass sie eine wichtige Rolle spielt als Indikator der Umweltbedingungen einer Region. Leider beeinträchtigt der Klimawandel bereits jetzt die Blühzeiten, was wiederum großen Einfluss hat auf das Nahrungsangebot dieser zarten und doch so starken Insekten und damit auf die Größe ihrer Population.
Unser PRM-Team ist jedesmal glücklich, wenn sich ein leuchtendblauer Schmetterling auf der Waldlichtung rund um unser Camp Nles Mamse niederlässt.
Helfen Sie uns, den Regenwald und seine Biodiversität zu schützen! Er ist nicht nur Lebensraum für Orang-Utans, sondern auch für viele andere Wildtiere. Jeder Beitrag hilft!
BOS Deutschland kämpft für die Rettung der letzten Orang-Utans und den Schutz ihres Lebensraumes auf Borneo. Aber natürlich muss Artenschutz global gedacht und auch vor unserer Haustüre vorangebracht werden. Im Dezember 2022 gab es einen Hoffnungsschimmer für alle Artenschützer, als sich die EU-Staaten auf der UN-Biodiversitätskonferenz in Montreal für wegweisende Beschlüsse stark machten. Doch seitdem ist wenig passiert, einige Beschlüsse wurden sogar gekippt. Ein Kommentar von Denitza Toteva, BOS Deutschland:
“Am vergangenen Wochenende hatte ich zwei Erlebnisse, die für mich echte Aha-Momente waren. Am Samstag sprach ich mit einem Kind, das gerade von einem Großelternbesuch in Argentinien zurückgekommen war. Das Gebiet um Buenos Aires sei von Stechmücken geplagt und die Denguefieber-Fälle steigen exponentiell an, erzählte es mir. Bald werde das Leben für seine Großeltern und andere Menschen in der Gegend unerträglich, und Schuld daran seien die Menschen, die immer mehr Tiere töten, welche sonst gerne die Mücken auffressen. Ich war bestürzt, aber auch beeindruckt. Ein zehnjähriges Kind hat verstanden, womit sich viele Erwachsene schwertun, nämlich was Artenvielfalt ist und warum wir mit unserem Einsatz dafür nicht nur die Umwelt, sondern auch uns Menschen schützen.
Am selben Tag kam ich an einem Polizeieinsatz vorbei, der in der Nähe meiner Wohnung in Berlin stattfand. Mehr als 100 Polizisten hatten sich zusammengefunden, um ein paar “Klimakleber” von der Straße zu entfernen. Ich fragte sie, wo sie denn im Januar gewesen seien, als die Menschen in genau dieser Nachbarschaft wegen der Traktoren protestierender Bauern nächtelang nicht schlafen konnten. Die Bauern seien eben wichtig, erklärte mir einer der Polizisten, schließlich wolle man doch Kartoffeln essen und könne sie nicht selbst anbauen… Ich kam leider nicht mehr dazu, dem Mann zu erklären, dass man Kartoffeln nur unter bestimmten klimatischen Bedingungen anbauen kann und wir jetzt dafür sorgen müssen, dass es mit dem Kartoffelanbau nicht in naher Zukunft vorbei ist – etwa wenn sich der Golfstrom, wie von Wissenschaftlern befürchtet, in ein paar Jahren wegen des Klimawandels abschwächt. Und natürlich spielt auch für die Bauern die Artenvielfalt eine entscheidende Rolle! Seit Jahren klagen sie über schlechtere Ernten aufgrund von Schädlingen die es jedoch in einem ausgeglichenen Ökosystem mit gesunder Biodiversität nicht gäbe.
Die EU-Staaten haben 2022 klare Ziele zum Schutz der Biodiversität vereinbart…
Dreißig Prozent der Ökosysteme weltweit sollten zu Schutzgebieten werden, so der damalige Beschluss, und dreißig Prozent der zerstörten Ökosysteme renaturiert. Ein ehrgeiziges Ziel. Auch sollten die Umweltschäden durch Dünger und Pestizide reduziert werden, umweltschädliche Subventionen abgebaut und mehr Geld für Artenschutzprojekte bereitgestellt werden.
… doch zwei Jahre später werden Gesetze wieder gekippt
Im November 2023 fand nun eine wichtige Abstimmung statt, mit der die Vereinbarungen aus Montreal weiter hätten Fahrt aufnehmen können – doch stattdessen hat das Europäische Parlament einen wichtigen Gesetzesentwurf abgelehnt, das den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft reduzieren sollte. Die europaweiten Bauernproteste, die der Polizist in der Anekdote weiter oben so verteidigt hat, haben dazu geführt, dass die Pflicht, vier Prozent der landwirtschaftlichen Fläche für Artenvielfalt zu reservieren, entfallen wird. Abgelehnt.
Auch das Gesetz für die Wiederherstellung gerodeter Ökosysteme konnte nach der Verabschiedung im EU-Parlament noch keine Mehrheit im Europäischen Rat finden. Das Ziel hierbei sollte sein, zwanzig Prozent der Moore wieder zu vernässen, Wälder aufzuforsten und Flüsse wieder zu renaturieren. Auch das wird nicht passieren.
Die EU ist auf bestem Weg, vom Champion in Sachen Naturschutz zum Schlusslicht zu werden.
Die Frage, wie wir auf die Bedrohungen reagieren, die der Klimawandel und das Artensterben auslösen, polarisiert unsere Gesellschaft. Und zwar zunehmend Dabei sollte sie uns doch eigentlich vereinen! Denn wir und unsere Kinder sind es, die darunter zu leiden haben – und teilweise jetzt schon die Veränderungen spüren. Es fällt mir immer schwerer zu begreifen, warum wir im Angesicht der Gefahr als Gesellschaft nicht zusammenstehen und gemeinsam für unser gutes Leben auf diesem Planeten kämpfen. Es muss uns dringend gelingen, dieses Thema wieder zurück zur Basis zu bringen: Wir müssen verstehen, dass der Klimaschutz und Artenschutz uns alle betrifft.
Es reicht leider nicht, auf die „bösen“ Anderen zu zeigen, die in Indonesien Wälder für Palmöl roden oder in Brasilien das Ökosystem des Amazonas an den Rand des Zusammenbruchs bringen. Der Klima- und Artenschutz findet auch vor unserer eigenen Haustüre statt. Wir müssen auch hier, in unserer eigenen Nachbarschaft, in unserer Region und natürlich gemeinsam mit unseren europäischen Partnern bereit sein, Zugeständnisse zu machen und – vielleicht zunächst unangenehme — Veränderungen mitzutragen, ehe es zu spät ist. Jeder und jede von uns muss bereit sein, seinen Teil zu übernehmen. Wenn wir weiterhin egoistisch und nur mit Blick auf uns selbst, statt auf das große Ganze, handeln, hat unsere Zukunft echt schlechte Karten. Und mit dem Finger auf die anderen zu zeigen, wird uns langfristig sicher nicht helfen.
Kalimantan ist der indonesische Name für die Insel Borneo, der drittgrößten Insel der Welt nach Grönland und Neuguinea. Kalimantan ist auch Heimat der Borneo-Orang-Utans, die sie sich mit unzähligen anderen Tierarten teilen. Viele von ihnen sind nicht minder bedroht als unsere rothaarigen Verwandten. Wir stellen hier in loser Reihenfolge immer wieder einige dieser faszinierenden Geschöpfe vor.
Der Borneo-Barbourfrosch (Barbourula kalimantanensis)
Kürzlich stieß unser Monitoring Team im Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya auf eine echte wissenschaftliche Sensation. So selten, dass ihr großes Geheimnis erst vor wenigen Jahren gelüftet wurde: der Borneo-Barbourfrosch — lokal als jakai bekannt — ist nämlich die einzige bekannte Froschart der Welt ohne Lunge.
Einen Borneo-Barbourfrosch zu entdecken ist wirklich ein großer Glückfall
Bei einer Patrouille am Fluss entdeckten unsere Mitarbeiter aus dem Camp Hiran den nur sechs bis sieben Zentimeter kleinen, unscheinbar braunen Frosch am Flussufer. Die seltene Amphibie kommt nur in einigen wenigen Regenwäldern Borneos vor, wo sie in kalten, schnell strömenden Gewässern lebt.
Der Frosch ohne Lunge
Der jakai hat einen abgeflachten Kopf, eine breite und abgerundete Schnauze und einen gedrungenen Körper. Sowohl seine hinteren als auch seine vorderen Gliedmaße sind über die Fingerspitzen hinweg mit Schwimmhäuten bedeckt. Das wirklich erstaunliche aber ist, dass diese seltene Froschart keine Lungen als Atmungsorgane hat. Den nötigen Sauerstoff bezieht sie vollständig durch ihre Haut.
Der Frosch ist perfekt an seinen Lebensraum angepasst
Erst 2008 konnten Forscher diese Besonderheit entdecken. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Anpassung an den Lebensraum – kalte Gewässer mit einer starken Strömung – das Verschwinden der Lungen erklären. Denn Lungen verursachen im Wasser Auftrieb, was in schnell strömenden Gewässern die Gefahr erhöht, von der Strömung mitgerissen zu werden. Da das Wasser aber sehr sauerstoffreich ist, könne der Frosch genügend Sauerstoff über die Haut aufnehmen.
Auf der Roten Liste der IUCN ist der Borneo-Barbourfrosch als „stark gefährdet“ aufgeführt. Aufgrund seines extrem begrenzten Verbreitungsgebiets und der Bedrohung seines Lebensraums, ist ein Fund wie im Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya auf jeden Fall ein besonderer Glücksfall. Und eine große Freude, die uns in unserer Arbeit bestätigt. Denn mit dem Orang-Utan schützen wir eine Artenvielfalt, die uns jeden Tag staunen lässt, und die es unbedingt zu bewahren gilt.
In Indonesien gibt es über 2000 Schmetterlingsarten – mehr als in den meisten anderen Ländern der Welt. Sie haben wichtige Aufgaben für die Biodiversität und damit auch für den Lebensraum der Orang-Utans.
Indonesien gehört zu jenen 17 Ländern auf dieser Welt, die als megadivers gelten. Das heißt: In diesen 17 Ländern lebt die Mehrzahl aller Spezies, die es auf der Erde gibt. In Indonesien allein leben über 2.000 Schmetterlingsarten, von denen viele endemisch sind, also nur dort vorkommen. Viele dieser Arten existieren sogar nur auf einer oder einigen wenigen der indonesischen Inseln.
Das ist schon beeindruckend genug. Aber auch die Spezies selbst ist faszinierend. Schmetterlinge durchlaufen in ihrem Leben verschiedene Stadien, während derer sie ihr Erscheinungsbild völlig verändern. Am bekanntesten ist natürlich das Aussehen der erwachsenen Exemplare aufgrund ihrer bunten Flügel und zerbrechlichen Schönheit.
In diesem Stadium sind Schmetterlinge bereit, Eier zu legen und sich fortzupflanzen. Außerdem benötigen Schmetterlinge in dieser Lebensphase Blütennektar und ‑pollen als Nahrung. Ähnlich wie Bienen fliegen sie von einer Blüte zur nächsten und tragen dadurch maßgeblich zur Bestäubung und letztlich auch Verbreitung der Pflanzen bei.
Darum sind Schmetterlinge für den Erhalt des Lebensraumes der Orang-Utans enorm wichtig
Orang-Utans leben in Wäldern, verbringen die meiste Zeit ihres Lebens auf Bäumen und ernähren sich von Pflanzen. Dass diese Pflanzen bestäubt werden, ist daher überlebenswichtig für sie.
Tatsächlich ist sogar die Anzahl der Schmetterlinge und die Vielfalt der Schmetterlingsarten in einem bestimmten Waldgebiet entscheidend. Und die hängt wiederum vom Zustand des Waldes ab: Wie gesund er ist, wie biodivers, welche Pflanzen darin wachsen. Denn viele Schmetterlingsarten legen ihre Eier nur auf ganz bestimmten Pflanzen ab.
Fehlen diese Pflanzen in einem Wald – etwa durch Rodung, Umwandlung in Monokulturen oder Luftverschmutzung – so verschwinden auch diese Schmetterlingsarten. Ein weiterer Grund ist die Jagd auf Schmetterlinge, die aufgrund ihrer Schönheit begehrte Trophäen und Ausstellungsstücke sind.
Indem Sie uns dabei unterstützen, den Lebensraum der Orang-Utans zu schützen, helfen Sie zugleich, die Artenvielfalt der Schmetterlinge auf Borneo zu erhalten. Wir danken Ihnen für Ihre Spende – jeder Betrag hilft!
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