Voraus­wil­de­rungs­insel beliebter Brut­platz für Wildvögel

Voraus­wil­de­rungs­insel beliebter Brut­platz für Wildvögel

Jedes Jahr ziehen Millionen von Wasser­vö­geln um den gesamten Globus. Um ihr Vorkommen, das Zugver­halten und die Entwick­lung ihrer Popu­la­tion zu doku­men­tieren, suchen jedes Jahr tausende — meist ehren­amt­liche — Vogel­kundler welt­weit den Himmel ab und führen ihre Beob­ach­tungen zusammen. Seit vielen Jahr­zehnten fließen ihre Daten in die „Inter­na­tio­nale Wasser­vo­gel­zäh­lung“ (WHZ) ein.

Erkennt­nisse sind Basis für Schutzstrategien

Die Wildvogelzählung findet einmal im Jahr statt
Die Wild­vo­gel­zäh­lung findet einmal im Jahr statt

Auch Indo­ne­sien liefert seit 35 Jahren Daten zu. Für die Erhe­bung arbeitet das indo­ne­si­sche Umwelt- und Forst­mi­nis­te­rium mit einem welt­weiten Netz an natur­kund­li­chen Einrich­tungen zusammen, unter anderem der „National Geogra­phic Society“. Die durch die Zählungen gewon­nenen Infor­ma­tionen helfen, den Status der welt­weiten Wasser­vo­gel­po­pu­la­tionen zu bestimmen. Gleich­zeitig können geeig­nete Schutz­stra­te­gien für Wasser­vögel und Feucht­ge­biete als ihre Lebens­räume zu entwi­ckelt werden.

Ciconia Stormi
Ciconia Stormi

Indo­ne­sien ist ein Para­dies für Vögel

In den riesigen Sumpf- und Mangro­ven­wäl­dern Indo­ne­siens ist eine enorme Viel­falt an Wasser­vö­geln auf Nahrungs­suche unter­wegs. Und sie haben reich­lich Auswahl! Auch unsere Voraus­wil­de­rungs­insel Juq Kehje Sewen ist ein kleines Para­dies für alle mögli­chen Vogel­arten: Einge­bettet zwischen zwei Flüssen, ist die künst­lich ange­legte Insel    mit reichen Nahrungs­quellen ein idealer Lebens­raum auch für Wasser­vögel. Manche kommen zum Rasten oder Brüten immer wieder an diesen Ort zurück.

Aviceda Jerdoni
Aviceda Jerdoni

Bunte Viel­falt und seltene Arten

Auch unsere Beob­ach­tungs­teams unter­stützen die Zählungen jähr­lich. Und so waren unsere Mitar­beiter Anfang dieses Jahres wieder für drei Wochen auf der Insel unter­wegs. An sechs Stand­orten entlang der Fluss­ufer sowie fünf weiteren Beob­ach­tungs­posten im offenen Gelände sammelten sie die Daten von über 30 Vogel­arten – viele von ihnen sind als schüt­zens­wert oder gefährdet einge­stuft. So sahen sie zum Beispiel: Störche (Ciconia stormi), die Orien­ta­li­sche Heide­li­belle (Anhinga mela­no­gaster), der Stor­chen­schna­beleis­vogel (Pelar­g­opsis capensis), der Nashorn­vogel (Buceros rhino­ceros), der Kranz­horn­vogel (Aceros undu­latus), der Falten­horn­vogel (Aceros corru­gatus) und der Bulwer-Fasan (Lophura bulweri).

Egrette Garzetta
Egrette Garzetta

Alle gesam­melten Daten und Bilder fließen in das welt­weite Lang­zeit­mo­ni­to­ring ein. Wir danken unseren Teams vor Ort für ihre wert­volle Arbeit.

Anthracoceros Malayanus
Anthr­a­co­ceros Malayanus

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Die Green­wa­shing-Woche

Die Green­wa­shing-Woche

Aktuell ist für selbst ernannte Klima­retter wieder das Rekord­fieber ausge­bro­chen. Sat.1 möchte Teil der Lösung werden und wirbt, promi­nent unter­stützt, mit der Wald­re­kord­woche. Was auf den ersten Blick ein gefäl­liges Nicken à la “viel hilft viel“ auslösen dürfte, hat mich bei näherer Betrach­tung doch eher wütend gemacht.

Dabei möchte ich nicht auf den äußerst umstrit­tenen (Nicht-)Pflanzpartner eingehen, sondern auf das meines Erach­tens völlig falsche Bild des Rettungs­sze­na­rios, das hier vermit­telt wird. Ando­ckend an die deut­sche „Geiz ist geil“-Mentalität werden hier angeb­lich Bäume für einen Euro gepflanzt – ein echtes Schnäpp­chen. Das gibt dem geneigten Fern­seh­zu­schauer das wohlige Gefühl, mit nur 1.000 Euro bereits einen kleinen Wald gepflanzt zu haben. Nie war die Welt­ret­tung günstiger.

Daniel Merdes, Geschäftsführer von BOS Deutschland
Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutschland

Nun bin ich selbst kein Tropen­förster, aber durch die Arbeit mit unseren Part­nern in Kali­mantan und Sabah wurde mir schnell klar, dass ein Setz­ling noch keinen Baum bedeutet. Genau genommen braucht ein Setz­ling mehr als drei Jahre inten­siver Pflege, bevor er eine gute Chance hat, zu einem über­le­bens­fä­higen Baum heran­zu­wachsen. Bei einem fairen Lohn für die ihre Fami­lien ernäh­renden Arbei­te­rinnen und Arbeiter, ist dies selbst in Indo­ne­sien nicht unter fünf Euro pro Baum (nicht Setz­ling) reali­sierbar. Für weniger Infor­mierte – und die rufen bei uns täglich an – scheint diese realis­ti­sche Kalku­la­tion ein schänd­lich über­teu­ertes Produkt zu sein. Die Vermu­tung: „Klar, da wird sich wieder irgendwo berei­chert.“ Dieses Mindset wäre nicht möglich ohne Kampa­gnen wie „die Such­ma­schi­nen­suche 45 Mal benutzen ergibt einen Baum“, oder auch doch lieber einen Euro bezahlen, weil die Suche über Google prak­ti­scher ist.

Ein Baum braucht jahrelange Pflege
Ein Baum braucht jahre­lange Pflege

All das nährt den bequemen Trug­schluss, dass sich mittels tech­ni­scher Lösungen und ohne Verzicht (denn das klingt verdächtig nach Öko-Diktatur) das Problem fast von alleine lösen lässt. Dabei zeigen selbst posi­tivste Zahlen der ETH Zürich, dass selbst wenn alle über­haupt noch verfüg­baren Flächen auf diesem Planeten aufge­forstet werden würden – immerhin ein Gebiet so groß wie die USA – nur 2/3 des C02 gebunden werden kann. Und das nur bei gleich­zei­tigem Stopp neuer CO2-Belas­tungen und jegli­cher Wald­ver­nich­tung! Wie gesagt: Das wäre noch das denkbar best-mögliche Szenario, um unter dem 1,5‑Grad-Ziel zu bleiben.

Kann dies der Grund sein, warum dem Konsu­menten jetzt möglichst preis­werte Mitma­ch­an­ge­bote ange­priesen werden, um von der poli­ti­schen Verant­wor­tung abzu­lenken? Ist Klima­schutz nicht die dring­lichste poli­ti­sche Aufgabe der heutigen Zeit? Aber wie bereits bei Papier, Holz, Fleisch und Palmöl wird wieder alles auf den Verbrau­cher abge­wälzt, der sich dann am Regal die Augen bei der kleinen Schrift verdirbt. Dabei benö­tigen wir regu­la­to­ri­sche Einfluss­nahme, denn dieser Markt wird es nicht richten. Schon gar nicht in einer Woche TV.

 

Gute Nach­richten vom Planeten

Tagtäg­lich gibt es Nach­richten über die Zerstö­rung der Natur durch den Menschen. Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich Über­ra­schendes: Manchmal macht gerade der Mensch ein Über­leben von Tieren und Pflanzen erst möglich — wenn er es richtig macht. Überall auf der Welt sind Unter­nehmer, Natur­schützer und Wissen­schaftler dabei, der Natur Platz zu machen. Und das Beste daran: Sie profi­tieren davon genauso wie die Umwelt.

In der Repu­blik Kongo zeigt ein Holz­un­ter­nehmen, wie man den Regen­wald bewirt­schaften kann, ohne ihn zu zerstören. Im Gegen­teil: Durch die nach­hal­tige Bewirt­schaf­tung leben in diesem Wald sogar mehr der bedrohten Gorillas als im benach­barten Natio­nal­park. Auch die Alpen verdanken ihre Arten­viel­falt den Menschen, genauer den Berg­bauern und Hirten, die seit Jahr­hun­derten das Vieh in die Berge treiben. Die Bewei­dung führt dazu, dass die Büsche die schönen Almen nicht über­wu­chern. Und in Ecuador machen Bauern ein gutes Geschäft mit Raub­tieren, seitdem sie die dortigen Bril­len­bären schützen, statt sie zu schießen. Auch wenn die Bären manchmal ihr Vieh anfallen und dies finan­zi­elle Verluste bedeutet, ziehen sie so viele Touristen an, dass sie für die Bewohner ein Gewinn sind. Und am Bodensee gelingt es einem enga­gierten Vogel­kundler, das Vogel­sterben nicht nur aufzu­halten, sondern sogar wieder mehr Vogel­arten anzusiedeln.Es sind Mut machende, beispiel­hafte Geschichten, die zum Nach­denken und Schmun­zeln anregen. Bezau­bernde Natur­land­schaften, amüsante Grafik­ani­ma­tionen und viele über­ra­schende Fakten zeigen, dass es lohnt, sich für die Zukunft unseres blauen Planeten zu engagieren.

Stau­dämme: Weiteres Etap­pen­ziel in Mawas erreicht

Stau­dämme: Weiteres Etap­pen­ziel in Mawas erreicht

Das Wetter war immer wieder eine Heraus­for­de­rung, aber wir haben es dennoch geschafft: Fünf weitere Stau­dämme sind über den Jahres­wechsel fertig­ge­stellt worden. Das sind 50 Hektar Torf­moor, das nun wieder­vernässt ist und sich erholen kann. Insge­samt zwanzig Stau­dämme wollten wir in 2020 bauen. Das war unser Ziel – und wir haben es erreicht.

Auf 200 Hektar Torf­moor läuft das Wasser nun nicht länger aus dem Boden ab, die Natur kann wieder aufblühen, und neue Bäume können gepflanzt werden. Die besten Voraus­set­zungen für einen opti­mis­ti­schen Start in das neue Jahr.

Danke, dass Sie das alles ermög­licht haben. Corona hatte uns einen gehö­rigen Strich durch die Rech­nung gemacht. Lange Zeit war es unge­wiss, ob wir in 2020 über­haupt weitere Stau­dämme bauen und in Mawas aufforsten können. Aber dank Ihrer über­wäl­ti­genden Unter­stüt­zung haben wir das Torf­moor weiter von innen heraus gestärkt.

 

Sie wollen weitere Dämme mit uns bauen? Hier können Sie den Bau unter­stützen.

 

Regen­wald­schutz und Regenwaldbedrohung

Regen­wald­schutz und Regenwaldbedrohung

Vieles kam im Ausnah­me­jahr 2020 zum Still­stand oder wurde in eine nicht näher bezeich­nete Zukunft verschoben. Doch die welt­weite Zerstö­rung der tropi­schen Regen­wälder ging und geht weiter – teil­weise verhee­render denn je, da in vielen Regionen die Über­wa­chung durch Ranger nicht mehr voll­ständig gewähr­leistet werden konnte und kann oder die Abwe­sen­heit von Touristen die Zerstö­rung der Natur noch einfa­cher möglich macht. Wie es 2021 mit den tropi­schen Regen­wäl­dern der Erde weiter geht, hängt auch damit zusammen, wie sich die COVID-19-Pandemie entwi­ckeln wird. Doch auch unab­hängig davon werfen wir ein paar Spot­lights auf mögliche Entwick­lungen nicht nur in Indo­ne­sien, sondern in der Welt.

 

Erho­lung nach COVID

Die Pandemie selbst stellt welt­weit unglaub­liche Heraus­for­de­rungen für den Natur­schutz dar, einschließ­lich der Zerstö­rung von auf Ökotou­rismus basie­renden Wirt­schafts- und Lebens­mo­dellen, großen Belas­tungen für lokale Gemeinden und Forscher, des Rück­zugs vieler NGOs aus Feld­pro­jekten, des Preis­an­stiegs für viele tropi­sche Rohstoffe wie zum Beispiel Palmöl oder Soja, die die Abhol­zung voran­treiben, und der Umlen­kung von Finanz­mit­teln und Aufmerk­sam­keit von der Durch­set­zung von Umwelt­ge­setzen. Die Maßnahmen zur Ankur­be­lung der Wirt­schaft verschlim­merten jedoch mancher­orts die Situa­tion. Indo­ne­sien verab­schie­dete ein weit­rei­chendes Dere­gu­lie­rungs­ge­setz und andere Programme, die zu groß­flä­chigen Abhol­zungen für Ölpal­men­plan­tagen und Kohle­minen führen könnten, und Länder von Brasi­lien bis Kambo­dscha drückten ein Auge zu, wenn es um ille­gale Wald­ro­dungen und Über­griffe ging. Im Rahmen ihrer Konjunk­tur­pro­gramme forcieren mehrere tropi­sche Länder poten­ziell zerstö­re­ri­sche Infra­struktur-Groß­pro­jekte und lockern gleich­zeitig die Umweltaufsichten.

Die gftige Bornean Keeled Pit Viper (Tropidolaemus subannulatus)
Die gftige Bornean Keeled Pit Viper (Trop­ido­laemus subannulatus)

Doch es gibt auch Hoff­nung, dass die COVID-Pandemie zu einem Umdenken führen wird, die Zerstö­rung der tropi­schen Lebens­räume einzu­dämmen, fossile Brenn­stoffe zu ersetzen und in den Natur- und Klima­schutz zu investieren. 

 

La Niña

Sollten die durch­schnitt­li­chen Tempe­ra­turen im Jahr 2021 nied­riger ausfallen, als in den vergan­genen Jahren, hat das aller Voraus­sicht nach weniger mit unseren Klima­schutz­be­mü­hungen oder den Corona-Lock­down-Maßnahmen zu tun als mit dem Wetter­ereignis La Niña.

La Niña ist das kalte Gegen­stück zum heißen Klima­er­eignis El Niño und tritt in der Regel danach auf. Daraufhin fällt z. B. in Südost­asien (also auch in Indo­ne­sien), an der austra­li­schen Nord­ost­küste und in den nörd­li­chen Teilen Südame­rikas deut­lich mehr Regen, im rest­li­chen Teil von Südame­rika regnet es weniger und Wüsten dörren aus, in Nord­ame­rika treten vermehrt Hurri­kane auf.

Da La Niña sich haupt­säch­lich auf die Winter­mo­nate auswirkt, war die Gefahr von Wald­bränden auf Borneo in diesem Winter deut­lich geringer. 

Regenwald im Nebel
Regen­wald im Nebel

 

Wald­zer­stö­rung in Indonesien

Der Fokus der indo­ne­si­schen Regie­rungs­po­litik lag 2020 ganz klar auf einem Thema: Wirt­schafts­wachstum. Das dies in den kommenden Jahren auf Kosten der Regen­wälder gehen wird, ist absehbar.

So strich das umstrit­tene Dere­gu­lie­rungs­ge­setz – besser bekannt als „Omnibus“-Gesetz –, das im Oktober verab­schiedet wurde, mehrere gesetz­liche Schutz­maß­nahmen für die Regen­wälder Indo­ne­siens. Manche nennen es ein Geschenk für die Palmöl- und Berg­bau­in­dus­trie. Das Dere­gu­lie­rungs­ge­setz, das etwa 80 bestehende Gesetze ändert, stieß auf heftigen Wider­stand und sorgte für große Unruhen im Land. Zu den Haupt­vor­würfen gehört, dass das Gesetz Arbeits­rechte und Umwelt­schutz­maß­nahmen beschneidet, um Inves­ti­tionen im Land anzu­kur­beln. Oberstes Ziel ist Wirtschaftswachstum. 

Nashornvögel spielen in der Mythologie Borneos eine große Rolle
Nashorn­vögel spielen in der Mytho­logie Borneos eine große Rolle

Außerdem brachte die indo­ne­si­sche Regie­rung zwei Initia­tiven auf den Weg, die die Abhol­zungs­raten für die verblie­benen Regen­wälder und Torf­moore für die kommenden Jahr­zehnte bestimmen könnten: zum einen das soge­nannte “Food Estate”-Programm und zum anderen ein Mandat für Biokraft­stoffe. Beide könnten die „Umwand­lung“ von Millionen Hektar Wald in Plan­tagen vorantreiben.
Mit dem „Food Estate“-Programm möchte Präsi­dent Joko Widodo die Versor­gung der Bevöl­ke­rung mit Nahrungs­mit­teln sichern und sich von Importen unab­hän­giger machen. Hierfür sollen in den kommenden vier Jahren 1,7 Millionen Hektar Land zum Anbau von Maniok und Reis sowie für Vieh­weiden umge­wan­delt werden. Die größten vorge­se­henen Flächen liegen in Papua, aber auch in Zentral-Kali­mantan wurden 165.000 Hektar Land für das Programm iden­ti­fi­ziert. Diese Pläne erin­nern an die mili­ta­ri­sierte, indus­tri­elle Land­wirt­schaft unter Suharto, deren kata­stro­phale Folgen wir zum Beispiel in Mawas unter großen Anstren­gungen versu­chen rück­gängig zu machen. Denn auch dort sollte in den neun­ziger Jahren ein Mega-Reis-Projekt entstehen, das – nachdem der Torf­moor­re­gen­wald auf 70.000 Hektar gerodet worden war – geschei­tert ist. 

Langwierig und teuer: Mit Staudämmen schließen wir Kanäle, die für das Mega-Reis-Projekt in Mawas angelegt wurden
Lang­wierig und teuer: Mit Stau­dämmen schließen wir Kanäle, die für das Mega-Reis-Projekt in Mawas ange­legt worden sind

Das zweite große Vorhaben ist, den Anteil von Palmöl in Biodiesel weiterhin obli­ga­to­risch zu erhöhen. Inzwi­schen enthält indo­ne­si­scher Biodiesel 30 Prozent Palmöl. Das ehrgei­zige Ziel sind 50 Prozent. Der Plan ist, von fossilen Brenn­stoffen und Importen unab­hängig zu werden – vor allem, weil die EU beschlossen hat, den Palm­öl­an­teil in Biodiesel bis 2030 auf Null zu redu­zieren. Ursprüng­lich sollten v. a. Rück­stände aus der Palm­öl­pro­duk­tion und Über­pro­duk­tionen hierfür genutzt werden. Doch es steht zu befürchten, dass hierfür auch neue Ölpal­men­plan­tagen errichtet werden müssen. Vor allem müssten diese Plan­tagen keinen inter­na­tio­nalen Stan­dards zur Vermei­dung von Abhol­zung oder Menschen­rechts­ver­let­zungen entspre­chen. Noch gilt ein Mora­to­rium für die Ertei­lung von Geneh­mi­gungen für neue Plan­tagen. Dieses Mora­to­rium, das von Präsi­dent Joko Widodo im September 2018 verhängt wurde, läuft aller­dings im September 2021 aus.

Ölpalmen so weit das Auge reicht
Ölpalmen so weit das Auge reicht

Nirgendwo wären die Auswir­kungen dieser Programme größer als in Papua, wo riesige Gebiete des Primär­waldes abge­holzt und in Plan­tagen umge­wan­delt werden sollen. Denn hier hat ein Neuling im Ölpal­men­ge­schäft mit der Abhol­zung von Wäldern im Zentrum des größten intakten Regen­waldes Asiens begonnen, um die größte Ölpal­men­plan­tage der Welt zu errichten. Das Tanah Merah Projekt in Papua, Indo­ne­sien, ist fast doppelt so groß wie London, und Nach­for­schungen über seine Geneh­mi­gung haben mehrere beun­ru­hi­gende Fragen aufge­worfen.

Zumin­dest die Pläne, eine neue Haupt­stadt in Ost-Kali­mantan entstehen zu lassen, sind aufgrund der COVID-Pandemie vorerst auf unbe­stimmte Zeit verschoben worden.

Dabei zahlt sich Wald­schutz aus für Indo­ne­sien: Das Land soll mehr als 150 Millionen Dollar aus zwei Fonds als Beloh­nung für die Redu­zie­rung von Kohlen­stoff­emis­sionen aus der Abhol­zung erhalten. Der Green Climate Fund der Vereinten Nationen hat eine Auszah­lung in Höhe von 103 Millionen Dollar geneh­migt, nachdem das Land berichtet hat, dass es zwischen 2014 und 2016 20,3 Millionen Tonnen durch Abhol­zung verur­sachte Kohlen­stoff­emis­sionen verhin­dert hat — obwohl diese Behaup­tungen von Kriti­kern in Frage gestellt wurden. Norwegen hat ange­deutet, dass es bereit ist, Indo­ne­sien 56 Millionen Dollar im Rahmen eines sepa­raten Abkom­mens zwischen den beiden Ländern für die Redu­zie­rung von Emis­sionen im Jahr 2017 zu zahlen, das erste in einem 1‑Mil­li­arden-Dollar-Abkommen, das vor einem Jahr­zehnt unter­zeichnet wurde, aber wieder­holt durch Anfech­tungen ins Stocken geriet.

Intakter Torfmoorregenwald
Intakter Torfmoorregenwald

 

Brasi­lien

Die Abhol­zung im brasi­lia­ni­schen Amazo­nas­ge­biet nimmt Jahr für Jahr zu und über­stieg von August 2019 bis Juli 2020 11.088 Quadrat­ki­lo­meter – inner­halb eines Jahres wurde in Brasi­lien so viel Regen­wald vernichtet wie seit zwölf Jahren nicht mehr. Im Vergleich zum Vorjah­res­zeit­raum stieg die Abhol­zung um 9,5 Prozent. Die gero­dete Fläche ist größer als der Insel­staat Jamaika. 

Ein Ende ist auch 2021 nicht in Sicht. Denn Brasi­liens Präsi­dent Jair Bolso­naro sieht in den verblie­benen Regen­wäl­dern des Landes vor allem unge­nutztes wirt­schaft­li­ches Poten­zial. So will er weitere Flächen für die Land­wirt­schaft, den Bergbau und die Ener­gie­ge­win­nung erschließen. 

Regenwälder bieten unzähligen Arten Heimat
Regen­wälder bieten unzäh­ligen Arten Heimat

 

Der Macht­wechsel in den USA

Donald Trump hat die Verei­nigten Staaten ins Abseits gedrängt, wenn es um gemein­same globale Anstren­gungen zur Bewäl­ti­gung von Umwelt­pro­blemen ging, einschließ­lich des Rück­zugs der USA aus dem Pariser Klima­ab­kommen. Seine Regie­rung unter­grub die Umwelt­po­litik, vom Schutz gefähr­deter Arten bis zum Manage­ment von Natur­schutz­ge­bieten, leug­nete aktiv die Reali­täten des Klima­wan­dels und förderte auto­ri­täre Regime, die Umwelt­schützer und Jour­na­listen ins Visier genommen haben — all das hat dem Wald­schutz großen Schaden zugefügt.

Mit dem Verspre­chen von Joe Biden, das Klima in den Mittel­punkt der Regie­rungs­po­litik zu stellen, ist ein Neustart der Verei­nigten Staaten zu erwarten. Auch eine Rück­kehr in das Pariser Klima­ab­kommen hat Biden ange­kün­digt. Die Tatsache, dass die Demo­kraten nun die Mehr­heit im Senat und im Reprä­sen­tan­ten­haus inne­haben, lässt hoffen, dass Klima­schutz­maß­nahmen leichter umsetzbar werden. Dies könnte zu ehrgei­zi­geren Klima- und Biodi­ver­si­täts­zielen der USA auf der inter­na­tio­nalen Bühne führen, zu einer stär­keren Umwelt­po­litik im Inland, zu einer Führungs­rolle bei einer umwelt­freund­li­cheren wirt­schaft­li­chen Entwick­lung und zu mehr Unter­stüt­zung für Natur­schutz­pro­jekte in Übersee. Falls eine fort­schrei­tende Radi­ka­li­sie­rung des Landes nicht dazu führt, dass für solche Themen kein Raum bleibt. 

Maronenlanguren auf Borneo
Maro­nen­lan­guren auf Borneo

 

Inter­na­tio­nale CO2-Abkommen

Die Regie­rungen der Schweiz und Perus unter­zeich­neten im Oktober 2020 ein Kohlen­stoff­aus­gleichs­ab­kommen gemäß Artikel 6 des Pariser Klima­ab­kom­mens. Die Schweiz wird Kohlen­stoff­gut­schriften erhalten, die durch die Finan­zie­rung von Projekten zur nach­hal­tigen Entwick­lung gene­riert werden, die die Treib­haus­gas­emis­sionen in dem südame­ri­ka­ni­schen Land redu­zieren. Norwegen, das zwar keine Kohlen­stoff­gut­schriften aus seiner Klima- und Waldinitia­tive erhält, aber dennoch die vermie­denen Kohlen­stoff­emis­sionen als Grund­lage für seine Tropen­wald­fi­nan­zie­rung verfolgt, erhöhte im November die Rate, die es tropi­schen Ländern für den Schutz der Regen­wälder zahlt.

Regenwaldschutz ist Klimaschutz
Regen­wald­schutz ist Klimaschutz

 

Mehr Unter­nehmen beziehen das Wald­ri­siko in ihre Entschei­dungen ein

Seit einigen Jahren geben immer mehr Unter­nehmen frei­wil­lige Selbst­ver­pflich­tungs­er­klä­rungen ab, um die Arten­viel­falt und das Klima zu schützen. Die Zoolo­gical Society of London (ZSL) hat in einer Studie fest­ge­stellt, dass die Unter­nehmen bei der Umset­zung ihrer Verspre­chen aber weit zurück­liegen. Ohne staat­liche Verord­nungen wird es also keine erfolgs­ver­spre­chenden Ergeb­nisse geben. 

2020 legte die briti­sche Regie­rung ein Gesetz vor, das es großen Unter­nehmen im Land unter­sagt, Rohstoffe zu verwenden, die auf illegal gero­detem Land produ­ziert wurden. Auch in den USA regt sich etwas. Das Land hat im Dezember die Einfuhr von Palmöl vom malay­si­schen Produ­zenten Sime Darby Plan­ta­tion wegen Vorwürfen von Zwangs­ar­beit während der Produk­tion verboten.  Ganz knapp schei­terte aber im November in der Schweiz die Volks­ab­stim­mung zur „Konzern­ver­ant­wor­tungs­in­itia­tive“, die Schweizer Unter­nehmen (z. B. Nestlé) finan­ziell und recht­lich für Menschen­rechts­ver­let­zungen oder Umwelt­schäden auch im Ausland haftbar gemacht hätte.

Im Früh­jahr 2021 will die EU einen Gesetz­ent­wurf zu einem EU-Liefer­ket­ten­ge­setz vorlegen. Damit sollen Unter­nehmen verpflichtet werden, Menschen- und Arbeits­rechte zu achten und Umwelt­stan­dards einzuhalten. 

Biodiversität im Regenwald
Biodi­ver­sität im Regenwald

All diese Vorstöße werden sicher­lich zu Reibungen mit Handels­part­nern führen.
So lobby­ieren Malaysia und Indo­ne­sien schon seit einigen Jahren heftig in der EU, damit Biodiesel aus Palmöl auf die Stan­dards für erneu­er­bare Kraft­stoffe ange­rechnet werden kann. Sowohl Malaysia als auch Indo­ne­sien arbeiten nun daran, den Verlust dieses Marktes zu kompen­sieren, indem sie ihre natio­nalen Biokraft­stoffe ausweiten (s. o.). So wird die Nach­frage nach Palmöl aufrecht­erhalten und die Länder erhoffen sich eine Unab­hän­gig­keit von fossilen Brenn­stoffen. Proble­ma­tisch vor allem: Das ange­baute Palmöl wird keinerlei inter­na­tio­naler die Stan­dards für Menschen­rechte oder Wald­schutz entspre­chen müssen.

 

Auffors­tungs­pro­jekte

Es gibt auch gute Nach­richten. Auffors­tungs- und Rena­tu­rie­rungs­pro­jekte wie unseres in Mawas oder die Umwand­lung einer Ölpal­men­plan­tage in Sabah hin zu einem Wild­tier­kor­ridor finden immer mehr Unterstützer.
Und Malaysia plant bis 2025 die Pflan­zung von 100 Millionen Bäumen umzusetzen. 

Setzlinge in einer BOS-Waldschule für neuen Regenwald
Setz­linge in einer BOS-Wald­schule für neuen Regenwald

 

Quelle: https://news.mongabay.com/2021/01/rainforests-11-things-to-watch-in-2021/

 

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