Im Herzen des Malaiischen Archipels liegt die drittgrößte Insel der Welt: Borneo. Das südostasiatische Grünjuwel im Pazifischen Ozean zählt zu den artenreichsten Lebensräumen der Erde. Mehr als 60.000 Tier- und Pflanzenarten leben in den dichten Dschungeln und Moorwäldern, die zu den ältesten des Planeten zählen. Dort turnen Borneo-Orang-Utans im grünen Blättergewirr, und Malaienbären wieseln in Sekundenschnelle hoch bis in die Baumkronen. Winzige Laubfrösche machen hohle Baumstämme zur Konzerthalle, und Wollfledermäuse schlafen in fleischfressenden Kannenpflanzen. Borneo ist ein einzigartiger Ort, mit unzähligen endemischen Geschöpfen, die allerdings stark gefährdet sind. Denn große Palmölplantagen verdrängen zunehmend die altehrwürdigen Wälder, und im Korallenriff vor der Küste strandet immer mehr Plastikmüll.
Weiterer Sendetermin: Di 20. August, 18:15 Uhr, 3sat
Diese Orang-Utans berühren die Herzen hunderttausender Menschen weltweit. In der Sendung ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL können Sie unsere Waldschüler im Schutzzentrum von Nyaru Menteng auf ganz besondere Weise kennenlernen und sie durch ihren Alltag begleiten. Und dabei sind es vor allem die ganz individuellen Persönlichkeiten der Tiere, die zum Staunen, Lachen und Weinen einladen. In unserer Portraitreihe möchten wir Ihnen einige unserer tierischen TV-Stars noch einmal vorstellen.
Hierzu gehört Valentino, den wir am 14. Februar 2015 von einer Kautschukplantage retteten, wo er mutterseelenallein nach Nahrung gesucht hatte. Mit ganz viel Liebe im Herzen für diesen kleinen Winzling, beschlossen wir, ihn Valentino zu nennen. Doch die Sorge war groß.
Valentino bei seiner Rettung am 14. Februar 2015
Nicht einmal ein halbes Jahr war er alt, fast verhungert und von Kopf bis Fuß mit entzündeten Wunden übersät. Sein Leben hing am seidenen Faden. Doch Valentino wollte leben. Mit viel Liebe, Geborgenheit und Fürsorge schöpfte der kleine Waldmensch neuen Lebensmut und entwickelte eine erstaunlich starke Persönlichkeit.
Denn schon kurz nach der Quarantäne stellte sich heraus, was für einen Frechdachs wir uns da geangelt hatten. Schon im Babyhaus, wo die Kleinsten noch rund um die Uhr von ihren Babysitterinnen betreut werden, stellte Valentino die Kinderstube ordentlich auf den Kopf. Voller Tatendrang neigte er dazu, morgens schon vor den anderen Orang-Utan-Babys, die alle noch friedlich in ihren Schlafkörben schlummerten, aufzuwachen. Aber sich alleine beschäftigen? Nicht mit Valentino. Also kippte er kurzerhand alle anderen Schlafkörbe um und weckte so etwas rabiat seine Mitbewohner. Das führte so weit, dass sich unsere Babysitter angewöhnten, Valentino abends immer als allerletztes ins Bettchen zu bringen, damit er am nächsten Tag länger schlief.
Schon im Kindergarten hält Valentino die Babysitterinnen auf Trab
Den Tatendrang seiner Babyjahre legte Valentino dann aber in der Waldschule ab. Den Schalk im Nacken nicht. Im Gegenteil, er hegte und pflegte ihn. Seine Babysitterin Sri könnte ein ganzes Buch mit den Streichen Valentinos füllen. Unvergessen der verlorene Tag in der Waldschule, wo unser Rabauke den Unterricht kurzerhand in eine Schlammparty verwandelte. Es hatte in der Nacht in Strömen geregnet und der Weg zur Waldschule war am nächsten Morgen komplett aufgeweicht worden. Während alle Mitschüler zögerlich den nassen Boden überquerten, war Valentino ganz in seinem Element. Keinen Schritt weiter wollte der Kleine. Immer wieder ließ er sich in den Schlamm fallen und patschte mit seinen Händen, dass es nur so spritzte. Ein Mitschüler nach dem anderen ließ sich von seiner Spielfreude anstecken und die ganze Klasse erreichte an diesem Tag nicht mehr die Waldschule. Denn die Horde war nicht mehr zur Räson zu bringen.
Der Schalk sitzt Valentino im Nacken
Bei der Erinnerung muss Sri lachen. Aber es gibt so vieles mehr, das Valentino ausmacht. Das bemerkenswerte bei ihm wäre, sagt sie, dass er auf der einen Seite so unglaublich schlau und auf der anderen Seite so unglaublich faul sei. Egal ob es um die Futtersuche, den Nestbau oder das Klettern ging: Sri hat ihn selten wirklich einmal aufmerksam am Unterricht teilnehmen sehen. Immer trieb ihn seine Abenteuerlust und sein Spieltrieb woanders hin. Immer mussten wir ihn von neuem überzeugen, den Lektionen zu folgen.
Valentino (links) mit einem Waldschulkumpel
Am besten konnte man das, indem man ihn mit etwas Essbaren lockte. Aber auch hier blieb Valentino sich treu: Warum den Honig mühselig mit einem Stock aus irgendwelchen Löchern puhlen, wenn man die ganze Flasche doch ganz leicht aus der Tasche von der Babysitterin stibitzen kann?! Und Sie können hier ganz leicht Honig, mit allem anderen Essbaren ersetzen. Was es auch war: Valentino hat es geklaut. Mehrfach. Das ging so weit, das der kleine Naschkater über Jahre hinweg auf Diät gesetzt werden musste.
Mit Milch und Honig kriegt man ihn immer
Doch trotz allen Schabernacks hat Valentino die Waldschule erfolgreich abgeschlossen. Seit Anfang 2021 lebt Valentino nun als Student auf der Vorauswilderungsinsel Badak Besar. Und wir können Sie beruhigen: Dabei hat er nämlich absolut gar nichts von seinem frechen Naturell eingebüßt. Dieser ganz besondere Orang-Utan zieht es weiterhin vor, sein Umfeld auf spielerische Art und Weise in den Wahnsinn zu treiben. Nichts und niemand ist vor ihm sicher. Vor allem kein Essen. Seine Lieblingsbeschäftigung ist es derzeit, dem einen Orang-Utan Futter zu klauen, um es dann — ganz im Sinne Robin Hoods — an andere Orang-Utans weiterzugeben.
Valentino steht kurz vor der Walduniversität
Seine Cleverness und sein Einfallsreichtum machen Valentino zu einem ganz besonderen Orang-Utan. Wir freuen und schon riesig darauf, wenn er dann endlich als stolzer Orang-Utan-Mann wild und frei durch den Regenwald streifen kann. Wir können es kaum erwarten, Ihnen auch davon zu berichten.
Möchten Sie einen unserer Waldschüler auf seinem Ausbildungsweg begleiten und ihm dabei Stück für Stück sein Leben in Freiheit zurückgeben? Dann werden Sie Pate!
Kalimantan ist der indonesische Name für die Insel Borneo, der drittgrößten Insel der Welt nach Grönland und Neuguinea. Kalimantan ist auch Heimat der Borneo-Orang-Utans, die sie sich mit unzähligen anderen Tierarten teilen. Viele von ihnen sind nicht minder bedroht als unsere rothaarigen Verwandten. Wir stellen hier in loser Reihenfolge immer wieder einige dieser faszinierenden Geschöpfe vor.
Der Borneo-Barbourfrosch (Barbourula kalimantanensis)
Kürzlich stieß unser Monitoring Team im Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya auf eine echte wissenschaftliche Sensation. So selten, dass ihr großes Geheimnis erst vor wenigen Jahren gelüftet wurde: der Borneo-Barbourfrosch — lokal als jakai bekannt — ist nämlich die einzige bekannte Froschart der Welt ohne Lunge.
Einen Borneo-Barbourfrosch zu entdecken ist wirklich ein großer Glückfall
Bei einer Patrouille am Fluss entdeckten unsere Mitarbeiter aus dem Camp Hiran den nur sechs bis sieben Zentimeter kleinen, unscheinbar braunen Frosch am Flussufer. Die seltene Amphibie kommt nur in einigen wenigen Regenwäldern Borneos vor, wo sie in kalten, schnell strömenden Gewässern lebt.
Der Frosch ohne Lunge
Der jakai hat einen abgeflachten Kopf, eine breite und abgerundete Schnauze und einen gedrungenen Körper. Sowohl seine hinteren als auch seine vorderen Gliedmaße sind über die Fingerspitzen hinweg mit Schwimmhäuten bedeckt. Das wirklich erstaunliche aber ist, dass diese seltene Froschart keine Lungen als Atmungsorgane hat. Den nötigen Sauerstoff bezieht sie vollständig durch ihre Haut.
Der Frosch ist perfekt an seinen Lebensraum angepasst
Erst 2008 konnten Forscher diese Besonderheit entdecken. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Anpassung an den Lebensraum – kalte Gewässer mit einer starken Strömung – das Verschwinden der Lungen erklären. Denn Lungen verursachen im Wasser Auftrieb, was in schnell strömenden Gewässern die Gefahr erhöht, von der Strömung mitgerissen zu werden. Da das Wasser aber sehr sauerstoffreich ist, könne der Frosch genügend Sauerstoff über die Haut aufnehmen.
Auf der Roten Liste der IUCN ist der Borneo-Barbourfrosch als „stark gefährdet“ aufgeführt. Aufgrund seines extrem begrenzten Verbreitungsgebiets und der Bedrohung seines Lebensraums, ist ein Fund wie im Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya auf jeden Fall ein besonderer Glücksfall. Und eine große Freude, die uns in unserer Arbeit bestätigt. Denn mit dem Orang-Utan schützen wir eine Artenvielfalt, die uns jeden Tag staunen lässt, und die es unbedingt zu bewahren gilt.
Als die Mitarbeiter eines Forstbetriebes in der Region Ost Kutai auf Borneo das Malaienbären-Mädchen fanden, war sie gerade erst einen Monat alt und ihre Augen waren noch geschlossen. Ein winziges, niedliches Bärenbaby, das jedoch schon Schreckliches erlebt hatte. Denn sie hatte ihre Mutter verloren. In den ersten drei Wochen nach ihrer Rettung wurde die Kleine durch die Naturschutzbehörde BKSDA gepflegt und aufgepäppelt, bis sie schließlich an unser Team in Samboja Lestari übergeben wurde.
Doch wohin mit dem Bärenbaby? In unserem Malaienbären-Refugium gibt es noch keine Einheit speziell für ganz kleine Bären. Bislang sind wir dort nur auf Bärenkinder ab zwei Jahren eingerichtet.
Noch gibt es kein Babyhaus für Malaienbären
Unser Team musste also improvisieren und hatte eine gute Idee: Baby Adele wurde in der Orang-Utan-Klinik untergebracht, wo sie besonders viel Zuwendung bekam. Tagsüber wurde sie von einer, nachts sogar von zwei Ersatz-Mamas begleitet und regelmäßig gefüttert. Zu Beginn nahm die traumatisierte Kleine bei jeder Fütterung nur wenige Schlucke Milch zu sich. Die meiste Zeit verbrachte sie mit Schlafen. Nachdem sich ihre Augen geöffnet hatten, stellten unsere Ärzte außerdem fest, dass sie nur eingeschränkt sehen konnte.
Stück für Stück fasste Adele Vertrauen. Ihre Wachzeiten wurden länger und sie begann, mit den angebotenen Beschäftigungsmaterialien zu spielen. Besonders mochte sie eine Pappschachtel und Handtücher. Nach einiger Zeit durfte Adele morgens und abends nach draußen gehen und im Gras unter den Bäumen spielen. Am liebsten spielte sie mit ihren Ersatz-Mamas Fangen und diese konnten dabei zusehen, wie die Kleine in der neuen Umgebung immer mutiger wurde.
Adele lernt ihr neues Zuhause kennen
Im Alter von zweieinhalb Monaten verließ Adele die Klinik und zog – erneut mangels einer Station für Babybären – in das Orang-Utan-Babyhaus um. Hier konnte sie mit der “Bärenschule” beginnen und es zeigte sich, dass Adele den Wald inzwischen (wieder) lieben gelernt hatte.
Ihr liebster Zeitvertreib: Unter den Bäumen nach Ameisen suchen, die sie genüsslich mit ihrer langen Zunge aufschleckte und verspeiste. Auf die Bäume wagt sie sich jedoch nur selten – dabei können Malaienbären eigentlich sehr gut klettern. Nur wenn ihre Babysitterin sie begleitet und am besten voraus klettert, traute sich auch Adele.
Malaienbären können gut klettern – aber Adele bleibt lieber noch auf dem Boden
Als sie sieben Monate alt geworden war, zog Adele abermals um: Diesmal in ein kleines Gehege innerhalb des Refugiums der Malaienbären, um dort mit der “Bärenschule” beginnen zu können.
Im Gehege lernte die kleine Bärin den zehn Monate alten Sulis kennen, mit dem sie sich rasch anfreundete. Die beiden konnten bald dabei beobachtet werden, wie sie zusammen spielten und sich bestens verstanden. Das Sicherheitstraining am Elektrozaun bestanden sie in Rekordzeit und konnten daraufhin ganz ohne Bewachung durch unser Team im Gehege toben und spielen. Inzwischen ist Adele elf Monate alt und liebt es, mit ihrem Freund Sulis in den Bäumen zu spielen. Ja, sie haben richtig gelesen: Auch ihre Scheu vor dem Klettern hat Adele nun abgelegt!
Kalimantan ist der indonesische Name für die Insel Borneo, der drittgrößten Insel der Welt nach Grönland und Neuguinea. Kalimantan ist auch Heimat der Borneo-Orang-Utans, die sie sich mit unzähligen anderen Tierarten teilen. Viele von ihnen sind nicht minder bedroht als unsere rothaarigen Verwandten. Wir stellen hier in loser Reihenfolge immer wieder einige dieser faszinierenden Geschöpfe vor.
Der Olivrückenspecht (Chloropicoides rafflesii, ehemals Dinopium rafflesii)
An einem sonnigen Morgen wurde unser Monitoring-Team im Auswilderungswald Kehje Sewen in Ost-Kalimantan von einem Vogelchor begrüßt, der den neuen Tag einläutete. Zwischen den verschiedenen Tönen von Zwitschern, Zirpen und Pfeifen war noch ein ganz anderes Geräusch zu hören, das die Aufmerksamkeit unserer Mitarbeiter auf sich zog und sie veranlasste, sich auf die Suche nach der Quelle zu machen.
„Tuk-tuk-tuk, tuk-tuk-tuk, tuk-tuk-tuk“, ertönte das rhythmische Klopfen. Das Geräusch stammte von einem Olivrückenspecht. Parallel zum Arbeitsbeginn unserer Mitarbeiter begann der Specht mit der Nahrungssuche. Er hackte im Holz, um Termiten, Käfer, Raupen oder Spinnen zu finden, die er verspeisen kann.
Der Olivrückenspecht bei der Nahrungssuche
Der Künstler bei der Arbeit
Ein schöner Nebeneffekt ist, dass der Olivrückenspecht beim Hacken auf verrottetem oder verwittertem Holz unbeabsichtigt ein schönes Lochmuster erzeugt. Kein Wunder also, dass dieser Specht auch als „Schnitzer der Natur“ bezeichnet wird. Die Aktivitäten des Olivrückenspechts sind sehr interessant zu beobachten, insbesondere die Art und Weise, wie er sorgfältig Stämme auswählt, um darin zu fressen.
Hohe Ansprüche an den Lebensraum
Das Verbreitungsgebiet dieses Vogels ist sehr klein. Er ist nur in Indonesien auf Kalimantan, Sumatra und den beiden Inselgruppen Riau und Bangka-Belitung heimisch. Sein bevorzugter Lebensraum sind unberührte, tropische Primär- und Torfmoorwälder, die selten höher als 1.200 Meter liegen sollten, und Mangroven. Sekundärwälder und Rodungsflächen meidet er.
Aufgrund der Zerstörung seines begrenzten Lebensraums wird der Olivrückenspecht von der IUCN als potenziell gefährdet eingestuft. Genaue Angaben zu seinem Bestand gibt es allerdings nicht. In Kehje Sewen hören unsere PRM-Teams häufiger das Klopfen des Olivrückenspecht. Ein gutes Zeichen für die Qualität unseres Auswilderungswaldes. Zu Gesicht bekommen sie ihn selten. Dafür ist der nicht einmal 30 Zentimeter große Vogel vermutlich einfach zu gut getarnt.
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