Sa 13. Juli, 10:45 Uhr, 3sat
Ohne Wälder könnten wir nicht überleben. Doch Bäume sind nicht nur unsere Verbündeten im Kampf gegen Klimawandel und Artensterben, sondern auch faszinierende Lebewesen mit eigener Sprache. Immer mehr Menschen tauchen in die Welt der Bäume ein und versuchen, deren Sprache zu verstehen: Was treibt diese Hüter des Waldes an? Was verbindet sie, und wie reagieren sie, wenn sie die Hilferufe der Bäume vernehmen? Millionen Jahre, bevor es Menschen auf unserem Planeten gab, entstand ein riesiges Ökosystem: der Wald. Erst seit Kurzem weiß man, dass Bäume Botschaften versenden — lautlos und unsichtbar. Worüber tauschen sie sich aus? Und was verbirgt sich hinter dem „Wood Wide Web“, diesem geheimnisvollen Informationsnetzwerk im Wald? Die Dokumentation begleitet Forschende, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Sprache der Bäume verstehen zu lernen. Biologen, Förster, Landschaftsarchitekten und Ökologen erzählen von ihrer Arbeit, ihrer Mission und von deren Bedeutung für Klima- und Artenschutz — und letztendlich für uns alle. Sie fördern die Artenvielfalt in Wirtschaftswäldern oder kümmern sich um die Wiederansiedlung gefährdeter Arten. Sie erforschen die Bedeutung von Pilzgeflechten im Waldboden, erklären das beeindruckende Prinzip der Schwammstadt für Stadtbäume und geben Einblicke in die Wälder der Zukunft. Im burgenländischen Leithagebirge sichert ein Forschungsteam Wanderwege für Insekten. In dem 3500 Hektar großen Wirtschaftswald wurden bereits 1250 Biotopbäume unter Schutz gestellt. „Diese Bäume dürfen Pensionisten werden, Falten und Höhlen bekommen“, sagt die Biologin Karin Enzenhofer. Maximal 50 Meter stehen die riesigen Baumveteranen voneinander entfernt. Gemeinsam mit Altholzinseln bilden sie Korridore, entlang derer Insekten wandern und sich im Wald verbreiten können. Davon profitieren auch viele andere Tiere: Vögel, Reptilien, Amphibien und Säugetiere, denen Insekten als Nahrungsquelle dienen. „Alt- und Totholz ist das lebendigste Holz, das es bei uns im Wald gibt“, sagt die Insektenforscherin Sandra Aurenhammer. Rund ein Drittel aller im Wald lebenden Arten ist darauf angewiesen. Die Forscherin fängt Fluginsekten aus dem Geäst der Bäume und Käfer aus dem verrottenden Totholz am Boden. Mehr als 1200 verschiedene Insektenarten hat ihr Team auf der Projektfläche bereits nachweisen können. Wo sich der Habichtskauz wohlfühlt, finden alle Waldbewohner gute Lebensbedingungen. Der „Lainzer Tiergarten“ liegt im Stadtgebiet von Wien und beherbergt dennoch Hunderte Jahre alte Eichen. 2009 startete ein aufsehenerregendes Projekt: die Wiederansiedlung von Habichtskäuzen, einer großen, in Österreich ausgestorbenen Waldeulenart. „Viele meinten, das Projekt könne nur in der Wildnis gelingen und nicht in der Nähe der Großstadt“, sagt der Wildtierökologe Richard Zink. Doch die Habichtskäuze bilden mittlerweile eine neue Population. Der Forscher bereitet nun die Freilassung von Jungvögeln vor. Die Küken sind in einer von Tierärzten überwachten Greifvogelstation geschlüpft. Vorsichtig werden sie in den „Lainzer Tiergarten“ gebracht und ausgewildert. Durch dieses Projekt werden die Habichtskauz-Populationen in Mitteleuropa miteinander verbunden. Das Überleben der Habichtskäuze kann so dauerhaft gesichert werden.