Unser Post-Release Monitoring (PRM) Team ist im Kehje Sewen Wald einer Orang-Utan-Dame begegnet, die sie schon lange nicht mehr gesehen hatten: Der 2013 ausgewilderten Mona. Dabei wurden die Ranger an eine wichtige Verhaltensweise erinnert.
Es war ein sonniger Tag im Kehje Sewen Wald, als unser PRM-Team sich auf eine Patrouille im Emerson Transect begab. Dieser grenzt an den Fluss Lembu und ist gekennzeichnet durch steile Abhänge, Klippen und Schluchten sowie natürlich durch dichten Regenwald. Alles in allem ein anspruchsvolles Terrain für die Patrouille.
Umso erfreuter waren die Ranger, als sie hinter sich das vertraute Geräusch von knackenden Ästen, Blättergeraschel und einem sich schnell bewegenden Körper in den Baumkronen vernahmen.
Eindeutig: In den Baumwipfeln hangelt ein Orang-Utan
Es dauerte nicht lange und die Ranger hatten das Tier entdeckt. Nur dessen Identifikation war nicht ganz so einfach. Das Team an diesem Tag bestand aus relativ jungen Rangern und es handelte sich um ein offensichtlich älteres Tier, das also schon vor einiger Zeit ausgewildert worden sein musste. Damit funktionierte auch der Transmitter, der den Tieren vor der Auswilderung implantiert wird, nicht mehr.
Dem PRM-Team gelang es, den Orang-Utan mehrmals zu fotografieren. Die Fotos wurden nach ihrer Rückkehr ins Camp mit dem umfassenden Album aller bisher ausgewilderten Orang-Utans abgeglichen. Und tatsächlich gab es einen Treffer: Es handelte sich um Mona, ein Weibchen, das bereits 2013 ausgewildert worden war.
Nach zweieinhalb Jahren begegnet unser PRM-Team Mona wieder
Jetzt konnten sie abermals im Monitoringbericht vermerken, dass Mona sich augenscheinlich bester Gesundheit erfreut. Unser Team beobachtete die Orang-Utan-Dame rund zwei Stunden lang. Dabei sahen sie, wie Mona sich durch die Baumwipfel bewegte, dabei geschickt alle vier Gliedmaßen nutzte und immer wieder anhielt, um zu futtern. Mal ein paar grüne Blätter, mal zarte Ingwersprossen. Ein äußerst vielseitiger Speiseplan, was definitiv ein gutes Zeichen ist.
Alles war gut, bis Mona sich plötzlich entschloss, die Menschen, die ihr die ganze Zeit folgten, etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Üblicherweise halten sich Orang-Utans von Menschen fern und auch Mona zeigte bei den letzten Begegnungen mit unserem PRM-Team ein solches wildes Verhalten. Es kommt auch vor, dass ein Orang-Utan, dem ein Mensch zu nahekommt, sein Missfallen sehr laut und deutlich zum Ausdruck bringt: Dann rüttelt er kräftig an Ästen oder macht laute Quietsch- und Kussgeräusche. In Orang-Utan-Sprache heißt das: Verschwinde! Aber sofort!
Vorsichtiger Rückzug
Mona tat diesmal nichts dergleichen. Stattdessen näherte sie sich den BOS-Rangern und eine solche nahe Begegnung ist keinesfalls erwünscht. Nicht zuletzt, weil wir Menschen Krankheiten übertragen können.
Unser Team bemühte sich Abstand zu halten, um das Orang-Utan-Weibchen weiter beobachten zu können. Denn diese Daten sind wichtig für das Post-Release Monitoring und für unser Auswilderungsprogramm. Nach zwei Stunden jedoch verlangte es die Situation, dass die Ranger sich aus Monas Nähe entfernen mussten. Und zwar so, dass das Tier ihnen nicht folgen konnte. Eine ziemliche Herausforderung in dem schwierigen Terrain. Zumal Orang-Utans weit oben in den Baumwipfeln einen klaren Vorteil haben.
Auf einem schmalen Pfad, der sich zwischen einer Klippe und einer Schlucht entlang windet, gelang es den Rangern jedoch, Mona hinter sich zu lassen. Vielleicht hatte sie auch einfach die Lust am Spiel verloren und wollte sich lieber einem interessanten Futterbaum widmen.
Fest steht, dass unser Team an diesem Tag schnelle Reaktionsfähigkeit und Improvisationstalent bewiesen hat. Und dabei an eine ganz wichtige Lektion erinnert wurde: Halte lieber etwas zu viel Abstand bei der Beobachtung wilder Tiere und Orang-Utans.
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