30. Dezember 2024
Orang-Utan Mona

Wie man sich bei der Orang-Utan-Beob­ach­tung richtig verhält

Unser Post-Release Moni­to­ring (PRM) Team ist im Kehje Sewen Wald einer Orang-Utan-Dame begegnet, die sie schon lange nicht mehr gesehen hatten: Der 2013 ausge­wil­derten Mona. Dabei wurden die Ranger an eine wich­tige Verhal­tens­weise erinnert.

Es war ein sonniger Tag im Kehje Sewen Wald, als unser PRM-Team sich auf eine Patrouille im Emerson Tran­sect begab. Dieser grenzt an den Fluss Lembu und ist gekenn­zeichnet durch steile Abhänge, Klippen und Schluchten sowie natür­lich durch dichten Regen­wald. Alles in allem ein anspruchs­volles Terrain für die Patrouille.

Umso erfreuter waren die Ranger, als sie hinter sich das vertraute Geräusch von knackenden Ästen, Blät­ter­ge­ra­schel und einem sich schnell bewe­genden Körper in den Baum­kronen vernahmen.

Eindeutig: In den Baum­wip­feln hangelt ein Orang-Utan

Es dauerte nicht lange und die Ranger hatten das Tier entdeckt. Nur dessen Iden­ti­fi­ka­tion war nicht ganz so einfach. Das Team an diesem Tag bestand aus relativ jungen Rangern und es handelte sich um ein offen­sicht­lich älteres Tier, das also schon vor einiger Zeit ausge­wil­dert worden sein musste. Damit funk­tio­nierte auch der Trans­mitter, der den Tieren vor der Auswil­de­rung implan­tiert wird, nicht mehr.

Dem PRM-Team gelang es, den Orang-Utan mehr­mals zu foto­gra­fieren. Die Fotos wurden nach ihrer Rück­kehr ins Camp mit dem umfas­senden Album aller bisher ausge­wil­derten Orang-Utans abge­gli­chen. Und tatsäch­lich gab es einen Treffer: Es handelte sich um Mona, ein Weib­chen, das bereits 2013 ausge­wil­dert worden war.

Nach zwei­ein­halb Jahren begegnet unser PRM-Team Mona wieder

Jetzt konnten sie aber­mals im Moni­to­ring­be­richt vermerken, dass Mona sich augen­schein­lich bester Gesund­heit erfreut. Unser Team beob­ach­tete die Orang-Utan-Dame rund zwei Stunden lang. Dabei sahen sie, wie Mona sich durch die Baum­wipfel bewegte, dabei geschickt alle vier Glied­maßen nutzte und immer wieder anhielt, um zu futtern. Mal ein paar grüne Blätter, mal zarte Ingwer­sprossen. Ein äußerst viel­sei­tiger Spei­se­plan, was defi­nitiv ein gutes Zeichen ist.

Orang-Utan Mona
Ein seltener Moment: Orang-Utans halten sich fast nie auf dem Wald­boden auf

Alles war gut, bis Mona sich plötz­lich entschloss, die Menschen, die ihr die ganze Zeit folgten, etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Übli­cher­weise halten sich Orang-Utans von Menschen fern und auch Mona zeigte bei den letzten Begeg­nungen mit unserem PRM-Team ein solches wildes Verhalten. Es kommt auch vor, dass ein Orang-Utan, dem ein Mensch zu nahe­kommt, sein Miss­fallen sehr laut und deut­lich zum Ausdruck bringt: Dann rüttelt er kräftig an Ästen oder macht laute Quietsch- und Kuss­ge­räu­sche. In Orang-Utan-Sprache heißt das: Verschwinde! Aber sofort!

Vorsich­tiger Rückzug

Mona tat diesmal nichts derglei­chen. Statt­dessen näherte sie sich den BOS-Rangern und eine solche nahe Begeg­nung ist keines­falls erwünscht. Nicht zuletzt, weil wir Menschen Krank­heiten über­tragen können.
Unser Team bemühte sich Abstand zu halten, um das Orang-Utan-Weib­chen weiter beob­achten zu können. Denn diese Daten sind wichtig für das Post-Release Moni­to­ring und für unser Auswil­de­rungs­pro­gramm. Nach zwei Stunden jedoch verlangte es die Situa­tion, dass die Ranger sich aus Monas Nähe entfernen mussten. Und zwar so, dass das Tier ihnen nicht folgen konnte. Eine ziem­liche Heraus­for­de­rung in dem schwie­rigen Terrain. Zumal Orang-Utans weit oben in den Baum­wip­feln einen klaren Vorteil haben.

Auf einem schmalen Pfad, der sich zwischen einer Klippe und einer Schlucht entlang windet, gelang es den Rangern jedoch, Mona hinter sich zu lassen. Viel­leicht hatte sie auch einfach die Lust am Spiel verloren und wollte sich lieber einem inter­es­santen Futter­baum widmen.
Fest steht, dass unser Team an diesem Tag schnelle Reak­ti­ons­fä­hig­keit und Impro­vi­sa­ti­ons­ta­lent bewiesen hat. Und dabei an eine ganz wich­tige Lektion erin­nert wurde: Halte lieber etwas zu viel Abstand bei der Beob­ach­tung wilder Tiere und Orang-Utans.

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