„Was mag Dir und Deiner Mama wohl zugestoßen sein?“ Es ist die immer gleiche, traurige Frage, die wir uns stellen, wenn wir einen Neuankömmling in unserem Rettungszentrum begrüßen. Als Malaienbär-Baby Andre im Sommer zu uns kam, war er gerade einmal zwei Monate alt. Ein Winzling mit zerbrechlich wirkendem Körper und weit aufgerissenen, verängstigt schauenden Augen. Unser Team von Tierärzten und Pflegern schloss den Kleinen sofort in ihr Herz und machte es sich zur Aufgabe, ihn aufzupäppeln und sein Vertrauen in sich selbst und die Welt zu stärken.
Ein Dorfbewohner hatte das hilflose Bärenbaby entdeckt, als er in einer industriellen Waldplantage in der Region Kutai Kartanegara (Ost-Kalimantan) nach Brennholz suchte. Glücklicherweise entschied er sich dagegen, den niedlichen Welpen als Haustier mitzunehmen oder ihn auf einem Markt zu verkaufen. Stattdessen wartete er, ob die Bärenmama zu ihrem Baby zurückkehren würde, und suchte die Umgebung nach der Mutter ab. Leider ohne Erfolg. Schließlich rief der Dorfbewohner die Naturschutzbehörde BKSDA zu Hilfe, die sich wiederum an uns wandte.
In Samboja Lestari bekommt der kleine Malaienbär eine zweite Chance
Bei seiner Ankunft in unserem Rettungszentrum Samboja Lestari war der kleine Malaienbär zutiefst verängstigt und durch den Verlust seiner Mutter traumatisiert. Sobald sich ihm ein Mensch näherte, zuckte er zurück und versuchte jeglichen Kontakt zu vermeiden. Ganz behutsam gelang es unserem Tierarzt Dr. Muhtadin, den Welpen zu untersuchen. Dabei konnte er feststellen, dass es dem Kleinen – bis auf sein geringes Gewicht und seine zarte Gestalt – körperlich gut ging. Er war in einer stabilen Verfassung, hatte keinerlei Verletzungen und zeigte auch keine Symptome einer Erkrankung. Ein gutes Zeichen, das unserem Team Mut machte.
Seit zwei Monaten ist Andre nun bei uns, untergebracht in der Baby-Station. Und die liebevollen Bemühungen unserer Tierpfleger und Ärzte zeigen erste, kleine Erfolge. Ihr Geheimmittel: Futter! Seinen regelmäßigen Fläschchen Milch kann Baby Andre einfach nicht widerstehen. Auch wenn es menschliche Hände sind, die ihm diese anbieten, und es nur eine weiche Decke ist, auf der er beim Trinken liegen kann. Natürlich ist das nicht vergleichbar mit dem weichen, warmen Bauch seiner Mama, an den er sich beim Säugen kuscheln konnte. Und wir können nur erahnen, wie sehr Andre noch immer trauert und seine Mutter vermisst.
Unsere Mission ist es jetzt, den Kleinen beim Aufwachsen liebevoll zu begleiten und ihm ein ausgefülltes, gutes Leben in unserem Rettungszentrum zu schenken. Denn auswildern kann man Malaienbären leider nicht.
Sie können unsere Arbeit für Andre und die 70 weiteren Malaienbären in Samboja Lestari unterstützen: Jede Spende hilft!