Wir haben erneut zwei unterernährte und verletzte Orang-Utan-Babys gerettet. Esa und Indri erholen sich jetzt im BOS-Rettungszentrum Samboja Lestari von ihren traumatischen Erlebnissen. Wir geben unser Bestes, ihnen die verlorene Mutter so gut es geht zu ersetzen. So dass sie eines Tages – in vielen Jahren – wild und frei im Regenwald leben können.
An einem Abend gegen 19 Uhr erhielt unsere Tierärztin Dr. Agnes Pratamiutami Sriningsih einen überraschenden Anruf von einem besorgten Bewohner des Distrikts Samboja: Zwei junge Orang-Utans in sehr schlechtem Zustand, unterernährt und verletzt, seien dort gerade aufgetaucht. Er sprach davon, dass eines der beiden Orang-Utan-Babys durch einen Hundebiss verletzt worden sei.
Die Rettung von Esa und Indri
Sofort informierte unsere Tierärztin die Naturschutzbehörde von Ost-Kalimantan (BKSDA), um eilig die Rettungsmission zu starten. Nur eine Stunde später trafen die Retter – ein Team von Mitarbeitern der BKSDA und der BOS Foundation – vor Ort ein. Dort hatte sich bereits eine Menschenmenge versammelt.

Schnell wurde klar: Die beiden Orang-Utan-Mädchen, genannt Esa und Indri, hatten einen beschwerlichen Weg hinter sich.
Schon einen Monat zuvor hatte man die Babys auf einer Plantage in Batu Ampar, Muara Wahau, entdeckt. Angeblich ohne ihre Mütter. Indri war mit schweren Hundebiss-Verletzungen aufgefunden worden.
Ein Monat als Haustiere
Statt direkt die Behörden oder BOS zu informieren, ließen die Finder die beiden Babys einen Monat lang illegal als Haustiere bei sich. Zwar hatten sie Indris Wunden notdürftig mit einem Antiseptikum behandelt. Doch das reichte bei Weitem nicht aus. Außerdem fütterten sie die Babys nur mit Zuckerwasser und gelegentlich mit ein paar Blattspitzen der Maniokwurzel – viel zu wenig und völlig falsch für die hochsensiblen Primatensäuglinge.
Glücklicherweise wurde ihnen schließlich klar, dass die Babys bei ihnen nicht gut aufgehoben waren. So machten sich die Finder schließlich auf den Weg nach Samboja – zwölf Stunden lang auf einem Motorrad. Mit den beiden geschwächten Orang-Utan-Babys im Gepäck.
Hier folgte dann endlich der Anruf im BOS-Rettungszentrum Samboja Lestari.

Medizinische Erstversorgung und Ankunft in Samboja Lestari
Esa, etwa 6,5 Monate alt, war deutlich unterernährt. Indri, etwa 7,5 Monate alt, befand sich in noch schlechterem Zustand: ausgemergelt, mit zahlreichen verheilenden Wunden und einer offenen Verletzung an der rechten Schläfe. Ihr rechtes Handgelenk war, vermutlich durch ein Trauma, so stark verletzt, dass sie es nicht mehr strecken konnte. Glücklicherweise ergab eine erste Untersuchung unserer Tierärzte keinen Hinweis auf eine Tollwutinfektion durch den Hundebiss.


Im Rettungszentrum Samboja Lestari wurden Esa und Indri direkt in die Klinik gebracht. Die gründliche medizinische Untersuchung ergab stabile Vitalwerte, wenn auch eine leicht erhöhte Körpertemperatur – vermutlich eine Reaktion auf den Stress der langen Reise. Schon auf dem Weg ins Rettungszentrum tranken sie Milch, was ein gutes Zeichen für ihren Allgemeinzustand war. Indri jedoch zeigte deutliche Schmerzen an ihrer verletzten Hand, die weiterhin überwacht wird.

Ein behüteter Neustart
Zunächst war geplant, die beiden in der Klinik unterzubringen, um eine engmaschige Versorgung zu ermöglichen. Doch schnell zeigte sich: Esa und Indri litten unter großer Trennungsangst und Unruhe, sobald sie allein gelassen wurden. Daraufhin entschied das Team, sie in die Babystation zu bringen – ein geschützter Ort, wo sie rund um die Uhr von den erfahrenen menschlichen Ersatzmüttern betreut, umsorgt und getröstet werden.

Nun, in Sicherheit und mit liebevoller Betreuung, können Esa und Indri endlich zur Ruhe kommen. Unser Team begleitet sie auf jedem Schritt ihres Weges zur Genesung – mit der Hoffnung, dass sie eines Tages wieder in ihre natürliche Heimat, den Regenwald, zurückkehren können.
Bleiben Sie dran – wir werden weiter über die Fortschritte der kleinen Kämpferinnen berichten. Und werden auch Sie zum Orang-Utan-Retter!