30. Mai 2016

Bennis Reise­ta­ge­buch — Benni trifft Henry

Am gest­rigen Diens­tag­abend kehrte das Team der BOSF traurig drein­bli­ckend aus dem Regen­wald zurück. Alles Rufen hat nichts genutzt. Man hat Henry leider nicht gefunden. Nach der ersten Enttäu­schung sammeln sich unsere neuen Freunde und rufen Benni mit einer Extra-Portion Zuver­sicht und lächelnden Gesich­tern zu: Morgen wird Henry da sein! „Wird Henry morgen wirk­lich da sein?“ fragt Benni — und Connie antwortet: „Ganz bestimmt“. (Morgen ist unser letzter Tag auf Borneo, bevor wir einen Tag später die 15.000 Kilo­meter Rück­reise nach Deutsch­land antreten)

4. Mai / der große Höhe­punkt der Reise / Benni trifft Henry / Botschaften nach Deutsch­land: Am frühen Morgen ruft Björn im Hotel an und erklärt, dass das BOSF-Team in den Regen­wald aufge­bro­chen sei, um Henry zu suchen. Sobald sie ihn gefunden hätten und mit Bennis Paten­tier zurück im Camp seien, würde man sich melden. Er selbst komme jetzt ins Hotel, um mit uns die rest­li­chen Inter­views für den Film „Benni meets Henry“ zu drehen. So starten wir voller Hoff­nung in den Tag. Nach dem Früh­stück treffen wir uns mit Björn auf der Dach­ter­rasse, wo bereits Kamera und Schein­werfer aufge­baut sind. Schon seine erste Frage: „Wie war das alles für euch und für Benni?“ lassen Wehmut in dem Gedanken an den Abschied aufkommen. 

Plötz­lich klin­gelt Björns Telefon: „Henry ist gefunden und ´über­redet´ worden, mit ins Camp zu kommen. Ok, los geht’s!”

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schon beim Eintreffen im Camp lächeln uns alle entgegen und zeigen mit dem Daumen nach oben. Und zur großen Freude von Benni werden wir auf dem Weg zur Spiel­wiese auch noch von „Little Benni“ und seiner Ersatz­mama begrüsst. Die Adop­tion des Orang-Utan-Waisen „Benni“ haben wir bereits mit Paulina unter Dach und Fach gebracht. Schwer­lich können wir uns vom Anblick dieses winzigen Wesens lösen. Erschre­ckend wird uns noch einmal klar, warum dieser „kleine Junge“ über­haupt hier im Camp ist. Denn auch seine Mama wurde getötet. 

Das Team bespricht, wie die Begeg­nung von Benni und Henry statt­finden kann — und das alles auch noch in den Film „Benni meets Henry“ einfließen soll. Ziem­lich span­nende Ange­le­gen­heit. Wir warten auf Anweisungen.

Das BOSF-Team machte dieses besondere Treffen möglich
Das BOSF-Team machte dieses beson­dere Treffen möglich

Wie schon in den Reise­be­richten zuvor erläu­tert: Henry ist mitt­ler­weile gute sechs Jahre alt und einer jener Orang-Utans, die in naher Zukunft von der Wald­schule auf die Quaran­täne-Auswil­de­rungs-Insel wech­seln soll. Henry hat fast alles gelernt, was er braucht, um bald in die Frei­heit entlassen zu werden. An die Bezie­hung zu seiner Ersatz­mama Sri wird sich Henry wahr­schein­lich auf immer erin­nern und sich ihr gegen­über auch bei einer späteren Begeg­nung im Regen­wald in der von klein auf erfah­renen Art und Weise verhalten. Wie aber wird ein an Jahren fort­ge­schrit­tener Orang-Utan auf die Nähe eines völlig fremden Menschen (Benni) reagieren? Das fragen wir uns alle. Auch in diesem Moment können wir kaum glauben, dass man Benni diese Möglich­keit eröffnet. Wie schon mehr­mals gesagt: Es ist völlig unüb­lich, Fremde an Orang-Utans heran zu lassen!

Und mit Blick auf die Begeg­nung mit einem fast ausge­wach­senen Orang-Utan-Männ­chen schießt es mir durch den Kopf: „Warum hat sich Benni seiner­zeit nicht einen jüngeren Orang-Utan als Paten­kind ausge­sucht? Soll wohl alles so sein”, denke ich. Benni übri­gens zeigt keinerlei Anzei­chen von Angst. 

Sicher­heit kommt an erster Stelle. Außer Benni und Papa Klaus verfolgen alle anderen Gäste aus Europa das Geschehen aus Denny´s Office. 

Auf dem gesamten Gelände haben sich Mitar­beiter des BOSF Teams als Sicher­heits­team posi­tio­niert. Denn auch alle anderen kleinen und großen Orang-Utans der Wald­schule sind mitt­ler­weile zurück aus dem Regen­wald und auf dem Spiel­platz einge­troffen — und machen das „Unter­nehmen Benni meets Henry“ einmal mehr zu einer Heraus­for­de­rung. Was für ein Aufwand. Kaum zu glauben. Danke an jeden Einzelnen im Camp Nyaru Menteng!

Und dann kam Sri mit Henry auf die Spiel­wiese. In sicherem Abstand dürfen wir miter­leben, wie Henry die persön­liche Zuwen­dung von Sri genießt. Wahr­schein­lich wundert sich auch Henry, warum er heute einen ganzen Korb mit Köst­lich­keiten und dazu „seine Sri“ ganz für sich alleine hat. Die Stim­mung ist gelöst und entspannt und alle genießen diesen Moment — den Grund für die Reise einmal um die Welt, das Zusam­men­treffen von Benni mit Henry, dem Prot­ago­nisten seines Films “Henry rettet den Regen­wald”. Und Benni? Der strahlt einfach nur vor Glück.

Danke ‑Terima Kasih an Jamartin (CEO BOSF), Denny (Leiter Camp Nyaru Menteng) und an das gesamte BOSF Team. 

 

PS: Auch wenn die noch zu schrei­bende Refle­xion auf die für unsere Familie so außer­ge­wöhn­liche Reise mit so außer­ge­wöhn­li­chen Begeg­nungen noch folgen wird, sei das kurze Gespräch mit Denny während des Wartens auf Henry schon einmal wieder gegeben:

Denny erzählt mir von seiner sechs­jäh­rigen Tochter, die ihm nach einem Besuch im Rettung-Camp ganz stolz sagt, dass sie Tier­ärztin werden möchte. Denn dann könne sie ihrem Vater bei der Arbeit im Camp helfen. Denny hat Tränen in den Augen. Dann erzählt Denny über die Situa­tion des Rettungs-Camps. Immer mehr kleine Orang-Utan-Waisen kämen wegen der Abhol­zung ins Camp. Die Anzahl der Orang-Utans auf der Quaran­täne-Auswil­de­rung-Insel wäre viel zu hoch. Es fehlten weitere Inseln — und vor allem würden drin­gend weitere, geschützte Regen­wald­flä­chen für die Auswil­de­rung fehlen. Ich spüre Denny seinen Kloß im Hals an, als er sagt, dass doch nur „die Schlie­ßung des Camps“ das Ziel der BOSF Arbeit sein könne. Denn nur die Schlie­ßung würde bedeuten, dass genü­gend Regen­wald für alle frei lebenden Orang-Utans vorhanden wäre und keiner dieser liebe­vollen Wald­men­schen mehr getötet würde. Für den Staat aber sei die Lösung des Problems nicht der Stopp der Abhol­zung, sondern die Betei­li­gung an der Finan­zie­rung für das Rettungs-Camp; also das Rettungs-Camp selbst.

Denny schaut mich traurig an und sagt: „Erzählt das alles in euerer Heimat weiter“. 

 

Fort­set­zung mit „Refle­xion zu einer so außer­ge­wöhn­li­chen Reise mit außer­ge­wöhn­li­chen Begeg­nungen“ folgt.