23. März 2021

Erste Rettung in 2021: Wildes Männ­chen umgesiedelt

Nach einem turbu­lenten 2020 begann das Jahr im Rettungs­zen­trum von Nyaru Menteng eher ruhig. Bis zu dem Tag Ende Januar, als der Anruf kam: Die indo­ne­si­sche Natur­schutz­be­hörde BKSDA hatte mehrere Meldungen über einen ausge­wach­senen Orang-Utan erhalten, der sich an der Stadt­grenze des rund 40 Kilo­meter entfernten Palangka Raya herum­trieb. Eine gefähr­liche Situa­tion. Denn je näher die Tiere den Menschen kommen und auf der Suche nach Nahrung eine „Bedro­hung“ für den Lebens­un­ter­halt der Menschen darstellen, desto höher steigt das Risiko, dass sie gewaltsam vertrieben werden.

Es gab viele Fragen zu klären: Wo genau wurde der Orang-Utan gesehen? Wie hat er sich verhalten? War er verletzt? Wie oft war er schon gesichtet worden? Die Infor­ma­tionen der lokalen Bauern waren zuerst wider­sprüch­lich. Doch nach und nach ergab sich ein konkretes Bild, und war klar: Der Orang-Utan musste gerettet werden. Gemeinsam mit der BKSDA machte sich unser Team aus Nyaru Menteng auf den Weg. 

Gesund­heits-Check-up gleich vor Ort

Das Männchen hatte leichtes Fieber
Das Männ­chen hatte leichtes Fieber

Sie trafen auf ein erwach­senes Männ­chen, dessen Alter sie auf über 25 Jahre schätzten. Auf den ersten Blick waren keine akuten Verlet­zungen zu erkennen. Der Gesamt­zu­stand war gut, er hatte ledig­lich ein paar Kilo zu viel auf den Rippen. Sein Body Condi­tion Score (BCS) – eine Maßein­heit, die den Ernäh­rungs­zu­stand bei Tieren bewertet – lag bei 4. Normal ist 3. Für ein ausge­wach­senes Männ­chen aber kein Grund zur Besorgnis. Der gründ­liche Check ergab, dass er sich irgend­wann mal den Mittel­finger an der rechten Hand gebro­chen hatte. Auch seine unteren Eckzähne waren vor längerer Zeit einmal beschä­digt worden, aber inzwi­schen wieder gut verheilt. Einzig die Körper­tem­pe­ratur des Männ­chens war bei der ersten Messung zu hoch, er hatte leichtes Fieber.

Ungleiche Begeg­nung zwischen Mensch und Tier

Welche Geschichte dieses Männ­chen hatte, wissen wir nicht. Auch nicht, warum er so nah an die Stadt­grenze heran­ge­kommen war. Sicher­lich teilt er das Schicksal vieler Wild­tiere, deren Lebens­raum immer mehr vom Menschen einge­nommen wird. Sind die Tiere dann auf Nahrungs­suche, treffen sie immer häufiger auf Menschen und es kommt zum Konflikt. In diesem Fall schien die Begeg­nung für den Orang-Utan jedoch glimpf­lich gelaufen zu sein.

Neues Zuhause im Wald

Als die Tier­ärzte nach kurzer Zeit erneut die Tempe­ratur des Männ­chens maßen, waren die Werte wieder im Normal­be­rich. Wir vermuten, dass der Stress der Rettung und die inten­sive tropi­sche Mittags­hitze die Tempe­ratur kurz­fristig ansteigen lassen hatten. Da er insge­samt fit war und wildes Verhalten zeigte, entschied die BKSDA, ihn umzu­sie­deln und sofort wieder in einem sicheren Wald auszu­setzen. Wir drücken dem Orang-Utan-Männ­chen die Daumen, dass er sich in seiner neuen Umge­bung schnell einlebt und gesund bleibt.

Tiere in Not kennen keinen Lock­down. Sie wollen helfen, Orang-Utans vor dem Aussterben zu bewahren? Werden Sie jetzt Pate.