28. Februar 2018

EU veran­lasst weitere Reform des euro­päi­schen Emissionshandelssystems

Das Euro­päi­sche Parla­ment beschloss am 06. Februar 2018 ab 2021 über­schüs­sige CO2-Zerti­fi­kate zu löschen bzw. vorüber­ge­hend vom Markt zu nehmen. Durch diese Maßnahme sollen das euro­päi­sche Emis­si­ons­han­dels­system (EU ETS) refor­miert und durch höhere Preise für CO2-Emis­sionen Anreize für mehr Klima­schutz geschaffen werden.

Denn pro emit­tierter Tonne CO2 müssen euro­päi­sche Unter­nehmen ein Zerti­fikat erwerben. Jedoch waren in den vergan­genen Jahren die Preise dafür so niedrig, dass sie keinen Anreiz zu Inves­ti­tionen in klima­freund­li­chere Alter­na­tiven darstellten.

Das heißt der Emis­si­ons­handel erfüllt in seiner jetzigen Form seine wich­tigste Funk­tion nicht.

Daher sollen diese Zerti­fi­kate nun teurer werden, indem unter anderem Unter­nehmen jähr­lich weniger Emis­sionen ausstoßen dürfen und so das Angebot an Zerti­fi­katen auf dem Markt verrin­gert wird.*

Klima­schutz­ex­perten begrüßen diese Entwick­lung, warnen jedoch auch, dass der Emis­si­ons­handel allein nicht ausrei­chen wird um die Ener­gie­wende voran­zu­bringen und effektiv das Klima zu schützen. Weiter­rei­chende Forde­rungen beinhalten zum Beispiel einen Mindest­preis pro Tonne emit­tiertem CO2.

Neben der Errei­chung euro­päi­scher Klima­ziele, könnte sich ein Mindest­preis länger­fristig auch positiv auf CO2-Preise außer­halb der EU auswirken und so Klima­schutz­maß­nahmen in Entwick­lungs- und Schwel­len­län­dern renta­bler machen.

Denn zurzeit kann beispiels­weise der Preis für den in Indo­ne­siens Wäldern gespei­cherten Kohlen­stoff nicht mit anderen Land­nut­zungs­formen (wie z.B. Palmöl) konkur­rieren. Wald­schutz, nach­hal­tige Bewirt­schaf­tung oder natur­nahe Auffors­tung erscheinen daher für Länder wie Indo­ne­sien meist nicht wirt­schaft­lich attraktiv. Und so fehlen oft Anreize, diese einzig­ar­tigen Ökosys­teme zu erhalten, welche sowohl Lebens­raum des vom Aussterben bedrohten Orang-Utans als auch enorme Kohlen­stoff­senken darstellen.

Wir von BOS Deutsch­land begrüßen die Reformen, fordern aber gleich­zeitig von der Euro­päi­schen Union eine Vorrei­ter­rolle beim Klima­schutz einzu­nehmen. Dazu zählen beispiels­weise ein CO2-Mindest­preis, die Aufnahme des Wald- und Land­nut­zungs­sek­tors in das EU ETS, sowie die Forde­rung und strenge Einhal­tung von sozialen und ökolo­gi­schen Safe­guards beim Emis­si­ons­handel. Zudem sollten Kohlen­stoff­märkte nur eine Stra­tegie zur Minde­rung des Klima­wan­dels sein, parallel muss sich die EU – über ihre Grenzen hinaus – für einen nach­hal­tigen Umgang mit natür­li­chen Ressourcen einsetzen.

*Im EU ETS System ist die Anzahl der verfüg­baren Zerti­fi­kate begrenzt und die EU redu­ziert zusätz­lich jähr­lich die Anzahl der verfüg­baren Zertifikate.