1. März 2021

Mit Orang-Utans ist es nie langweilig

Ein wich­tiger Teil unserer Arbeit ist die Beob­ach­tung der ausge­wil­derten Orang-Utans in ihrem neuen Lebens­raum. Sie aufzu­spüren ist jedoch manchmal etwas heraus­for­dernd: Einige der Tiere meiden die Menschen, manche reagieren aggressiv und wieder andere nähern sich neugierig den Post-Release-Moni­to­ring-Teams, sobald sie sie erspähen. Der Grund für das unter­schied­liche Verhalten liegt meist in ihrer persön­li­chen Geschichte.

Manche Orang-Utans halten sich von Menschen fern

Mona beobachtet Menschen lieber aus der Entfernung
Mona beob­achtet Menschen lieber aus der Entfernung

Unsere Post-Release-Moni­to­ring (PRM)-Teams bringen von ihren Touren durch die Auswil­de­rungs­ge­biete jedes Mal neue Eindrücke von ihren Begeg­nungen mit den „Neuen Wilden“ mit. Auf einer ihrer letzten Patrouillen traf das Team aus Camp Lesik unter anderem auf Mona, die schon seit über sieben Jahren im Kehje-Sewen-Wald lebt. Das Weib­chen tendiert dazu, den Menschen keine große Beach­tung zu schenken. Kommen sie dann näher, wird jedoch eine starke Abnei­gung spürbar und Mona reagiert bisweilen aggressiv. Dann ist Vorsicht geboten.

Auch Marlies mag Menschen nicht so gern. Bevor sie 2003 in unser Schutz­zen­trum kam, wurde sie illegal als Haus­tier gehalten. Sobald sie Menschen sieht, stellen sich Ihre Haare auf – ein untrüg­li­ches Zeichen, dass sie Wut verspürt. In diesem erregten Zustand kann Marlies unbe­re­chenbar sein. Daher bleibt das Team immer wachsam und trifft die notwen­digen Vorkeh­rungen, um eine uner­war­tete Begeg­nung mit ihr zu vermeiden. Im schlimmsten Fall kann das Team einfach in den Fluss springen. Das ist tatsäch­lich schon vorge­kommen. Orang-Utans können nicht schwimmen, daher ist das Wasser für die Beob­achter ein sicherer Ort. Wenn Marlies weiß, dass es eine Barriere zwischen ihr und den Menschen gibt, beru­higt sie sich dann jedoch immer wieder und zieht sich zurück.

Wenn Marlies Gänsehaut bekommt, ist Vorsicht geboten
Wenn Marlies Gänse­haut bekommt, ist Vorsicht geboten

Andere treibt die Neugier

Doch es gibt auch ausge­spro­chen neugie­rige Orang-Utans, die sich unseren Teams nähern, sobald sie sie erspähen. Ein Grund: Die Ausrüs­tung, die unsere Teams immer dabei­haben, scheint die Tiere magisch anzu­ziehen. Ob Fern­glas, Regen­mantel, Stirn­lampe, Pack­sack oder Markie­rungs­band – die farben­frohen Gegen­stände wecken großes Inter­esse und sind begehrtes „Diebesgut“. Die schlauen Orang-Utans finden immer einen Weg, unsere Leute auszu­tricksen und mit Teilen der Ausrüs­tung im Wald zu verschwinden… Ein wahrer Meister darin ist das bald 13jährige Männ­chen Robert, der schon in der Wald­schule so lern­be­gierig und geschickt was, dass er eine „Klasse“ über­springen konnte. Sobald Robert in die Nähe des PRM-Teams kommt, wird das Equip­ment nicht mehr aus den Augen gelassen – sowohl vom Menschen als auch vom Tier.

Robert ist sehr geschickt
Robert ist sehr geschickt

Jedes Tier hat eine eigene Persönlichkeit

Indem wir die Indi­vi­duen erfor­schen, erfahren wir sehr viel über die Art und ihre Anpas­sungs­fä­hig­keit an ihren Lebens­raum. Und genauso wie jedes Tier, ist auch jede Begeg­nung anders: von aufre­gend und lustig bis zu ange­spannt und nerven­auf­rei­bend. Das Verhalten eines Orang-Utans kann sich inner­halb eines Augen­blicks völlig ändern. Ein Tier, dass tage­lang in derselben Routine unter­wegs ist, verhält sich am nächsten Tag plötz­lich komplett anderes. Was die Verhal­tens­än­de­rung ausge­löst hat, ist dabei nicht immer klar. Daraus die rich­tigen Schlüsse zu ziehen, ist nicht einfach und erfor­dert jahre­lange Beobachtung.

Das Monitoring-Team ist immer mit Ausrüstung unterwegs
Das Moni­to­ring-Team ist immer mit Ausrüs­tung unterwegs

Anpas­sung an den Lebens­raum erfolgreich

Auch wenn es für unsere Teams manchmal heraus­for­dernd ist, wenn einer der Schütz­linge aggressiv reagiert, Dinge stibitzt oder sofort verschwindet – sie alle sind bestens an ihren Lebens­raum im Regen­wald von Borneo ange­passt. Wir wünschen ihnen und uns, dass das so bleibt.

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