17. August 2016

Zehn Orang-Utans sind erste Siedler in einem neuen Auswilderungsgebiet

Für uns gibt es kaum einen schö­neren Moment als den, wenn wir nach jahre­langer Pflege, Fürsorge und Ausbil­dung unsere Orang-Utan-Schütz­linge in die Frei­heit entlassen können. Diesmal — kurz vor dem Welt-Orang-Utan-Tag am 19. August — ist dieses Ereignis noch durch ein weiteres High­light berei­chert worden.

Zehn Orang-Utans starten gerade in ihr neues freies Leben in einem neuen Auswil­de­rungs­ge­biet, dem Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park. Die wieder einmal erfolg­reiche Zusam­men­ar­beit der BOS Foun­da­tion mit der Natur­schutz­be­hörde BKSDA hat dies möglich gemacht. Sechs weib­liche und vier männ­liche Orang-Utans sind die glück­li­chen neuen Wilden. Noch eine weitere Beson­der­heit: Drei der Weib­chen sind Mütter mit ihrem Nachwuchs.

Alle Auswilderungskandidaten werden medizinisch gründlich untersucht.
Alle Auswil­de­rungs­kan­di­daten werden medi­zi­nisch vor der Reise untersucht
 

Seit 2012 konnte BOS bereits 167 Orang-Utans aus Nyaru Menteng erfolg­reich im Wald von Bukit Batikap in Zentral-Kali­mantan auswil­dern. Jetzt dürfen zehn weitere Orang-Utans aus Nyaru Menteng in ihr neues Leben in Frei­heit starten – erst­mals in ein neues gesi­chertes Wald­ge­biet in Zentral-Kali­mantan, den Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park. Das neue Auswil­de­rungs­ge­biet ist ein spek­ta­ku­lärer Biodi­ver­si­täts-Hotspot, der schon jetzt einer Reihe seltener Tier­arten, wie dem Nebel­parder, Malai­en­bären und Plum­ploris eine Heimat bietet. Wir hoffen, dass bis zu 300 Orang-Utans in das neue Gebiet ausge­wil­dert werden können.

Die BOS Foun­da­tion benö­tigt drin­gend neue Auswil­de­rungs­ge­biete, da die Kapa­zität des Buktit Batikap Waldes mit 167 ausge­wil­derten Tieren fast erreicht ist. Allein in der Rettungs­sta­tion Nyaru Menteng warten aktuell fast 500 Orang-Utans auf ihre baldige Auswilderung.

Ein für die Auswil­de­rung geeig­netes Gebiet muss einige Bedin­gungen erfüllen. So muss der Ort unter 900 Meter ü. d. M. liegen. Natür­lich müssen das ganze Jahr über ausrei­chend Pflanzen mit essbaren Früchten vorhanden sein. Ebenso wichtig ist es, dass noch keine oder nur wenige wild­le­bende Orang-Utans in dem Gebiet leben. Und last but not least muss so sicher wie möglich fest stehen, dass das Gebiet auch in Zukunft nicht für die wirt­schaft­liche Nutzung (Ölpalmen, Tropen­holz, Papier, Bergbau) in Frage kommt.

Am 11. August star­tete das Auswil­de­rungs­team der BOS Foun­da­tion nach einer tradi­tio­nellen Feier­lich­keit unter Anwe­sen­heit vieler Offi­zi­eller aus Politik und Verwal­tung, von der Rettungs­sta­tion aus zu ihrem zehn Stunden entfernten Ziel im tiefsten Regenwald.

Auch der Vorsit­zende der Gene­ral­di­rek­tion für Wald- und Natur­schutz des Indo­ne­si­schen Forst­wirt­schafts­mi­nis­te­riums (KSDAE) Dr. Ir. Tachrir Fathoni war bei den Feier­lich­keiten in Nyaru Menteng zugegen. „Wir müssen hart arbeiten, um den Orang-Utan als eine akut vom Aussterben bedrohte Art zu schützen. Sein Lebens­raum nahm aufgrund der Land­nut­zung durch uns Menschen dras­tisch ab. Der Orang-Utan ist durch unver­ant­wort­li­ches Handeln der Menschen gefährdet. Die Auswil­de­rung von reha­bi­li­tierten Tieren ist ein großes und wich­tiges Ereignis im Kampf um die Erhal­tung ihrer Art. Wir müssen uns im Klaren darüber sein, dass der Orang-Utan uner­läss­lich für unseren Regen­wald und andere Arten ist. Noch etliche Orang-Utans warten in den Rettungs­sta­tionen auf ihre Frei­heit. Während­dessen müssen wir dafür sorgen, dass weniger Orang-Utans in den Stationen ankommen. Dies können wir nur durch mehr Schutz und Aufklä­rung errei­chen. Wir sind es zukünf­tigen Gene­ra­tionen einfach schuldig.“

Der Regent von Katingan, H. Ahmad Yanten­glie, S.E., dessen Büro zuständig ist für den Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park, drückte sich ähnlich unter­stüt­zend aus: „Der Natio­nal­park wurde von der UNESCO zum Welt­na­tur­erbe erklärt. Dies ist eine sehr wich­tige Aner­ken­nung dieses viel­fäl­tigen Waldes. Diesen Zustand müssen wir unbe­dingt bewahren. Meine Mitar­beiter und ich sind sehr stolz darauf, die Möglich­keit zu haben den Natur­schutz voran zu treiben. Es ist uns eine Ehre dieses Vorhaben zu unterstützen.“

Auf dem Weg nach Bukit Baka Bukit Raya Nationalpark
Auf dem Weg nach Bukit Baka Bukit Raya Nationalpark

Mahnende Worte hatte Dr. Ir. Jamartin Sihite, CEO der BOS Foun­da­tion, beizu­tragen: „Seit 2012 wurden 212 Orang-Utans von der BOS Foun­da­tion ausge­wil­dert. Nun folgen weitere zehn reha­bi­li­tierte Tiere. Trotz dieser Erfolge muss leider ange­merkt werden, dass sich noch über 700 Orang-Utans in den zwei Rettungs­sta­tionen befinden. Durch die Brände im letzten Herbst sind 19 weitere Orang-Utans in das Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­gramm aufge­nommen worden. Wir sind sehr damit beschäf­tigt, nach geeig­neten und vor allem sicheren Gebieten zu suchen, in denen wir die Orang-Utans auswil­dern können. Der Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park ist eines dieser Gebiete.

Wir erwarten eine nach­hal­tige Unter­stüt­zung der Regie­rung. Nur sie kann uns dabei helfen, den Lebens­raum der Orang-Utans zu schützen und durch stär­kere Gesetze gegen die Zerstö­rung dessel­bigen straf­recht­lich vorzugehen.

Der soge­nannte „Orang-Utan-Akti­ons­plan“ sah vor, dass wir bis 2015 alle Orang-Utans in die Wildnis entlassen. Dieses Ziel konnte leider nicht erreicht werden. Die BOS Foun­da­tion hat erkannt, dass die Orang-Utans und ihr Lebens­raum nur durch eine gute Zusam­men­ar­beit vieler Parteien erfolg­reich geschützt werden kann. Die Regie­rung, Gesell­schaft und die Wirt­schaft müssen Hand in Hand arbeiten. Deshalb versucht die BOS Foun­da­tion mit der Regie­rung auf verschie­denen Ebenen zusammen zu arbeiten. Sowohl das Umwelt- als auch das Forst­mi­nis­te­rium arbeiten bereits mit uns zusammen.

Wir bedanken uns bei allen Menschen auf der Welt, die uns durch ihre Unter­stüt­zung im Kampf gegen das Aussterben der Orang-Utans helfen.“