10. September 2020

Ein Geschenk mit Wow-Effekt

Welche Mutter und welcher Vater kennt sie nicht: die kleinen Präsente, die Kinder einem auf dem Spiel­platz freu­de­strah­lend über­bringen. Die gefun­dene Kastanie, der deli­kate Sand­ku­chen, der wunder­schöne Stein. Auch einige unsere Orang-Utan-Kinder haben die Ange­wohn­heit, ihren Baby­sit­te­rinnen nach einem ereig­nis­rei­chen Tag im Regen­wald voller Stolz ihre gefun­denen Schätze als Geschenk zu überreichen. 

Die Orang-Utan-Mutter können sie nie ersetzen, unsere mensch­li­chen Baby­sit­te­rinnen in den BOS-Rettungs­zen­tren. Aber zumin­dest einen kleinen Ausgleich bieten sie vor allem den jüngeren Orang-Utan-Waisen. Vom ersten Moment an bei BOS sind sie an der Seite der kleinen Orang-Utans, bieten Tag und Nacht Trost, kümmern sich um alle Bedürf­nisse und leiten sie an auf ihrem Ausbil­dungsweg, der eines Tages in die Frei­heit des Regen­waldes führt. 

Paten-Orang-Utan Meryl mit ihrer Babysitterin
Paten-Orang-Utan Meryl mit ihrer Babysitterin

Die Baby­sit­te­rinnen sind es, die den kleinen Orang-Utans in der Wald­schule zeigen, wie sie Futter finden, wie sie ein Schlaf­nest bauen und wie sie die Bäume erklimmen können. Sie über­nehmen, was die echte Orang-Utan-Mutter tragi­scher­weise nicht mehr leisten kann.

In der Wald­schule von Nyaru Menteng sind es vor allem die sechs­jäh­rigen Mädchen Malika und Meryl, die ihren Baby­sit­te­rinnen häufiger kleine Geschenke von ihren kurzen Streif­zügen durch den Regen­wald mitbringen. Die Baby­sit­te­rinnen freuen sich darüber immer sehr, zeigt es doch, dass die beiden Wald­schü­le­rinnen Fort­schritte in ihrer Ausbil­dung machen. Denn die Fähig­keit, ihre Umge­bung zu erfor­schen und Nahrung zu finden, ist ein wesent­li­cher Bestand­teil ihrer Reha­bi­li­ta­tion, um sie auf das Leben in freier Wild­bahn vorzubereiten.

Malika
Malika

Malika ist gerade in der Entwick­lungs­phase, in der sie beginnt, auch immer mehr Allein­gänge zu unter­nehmen. Am liebsten spielt sie stun­den­lang allein im Regen­wald. Wenn es dann Zeit wird, ins Rettungs­zen­trum zurück­zu­kehren, bringt sie ihren Baby­sit­te­rinnen Blätter, Zweige oder auch mal kleine Früchte mit. Daraus können die Baby­sit­te­rinnen ableiten, wie Malika ihre Zeit im Wald verbracht hat und was sie alles Neues gelernt hat. 

Meryl auf Entdeckertour
Meryl auf Entdeckertour

Auch Paten­tier Meryl hat die Ange­wohn­heit, ihre Baby­sit­te­rinnen immer wieder mit kleinen Geschenken zu erfreuen. Aller­dings scheint sie noch mehr Wert darauf zu legen, etwas Außer­ge­wöhn­li­ches von ihren Streif­zügen mitzu­bringen. Also ein Präsent mit Wow-Effekt.

So kam Meryl einmal von einem langen Tag im Wald zurück zum Lager­platz der Gruppe. Sie war müde, wirkte aber gleich­zeitig sehr aufge­regt. Sofort wandte sie sich an alle anwe­senden Baby­sit­te­rinnen, die gerade dabei waren, alles für den Heimweg ins Rettungs­zen­trum vorzu­be­reiten. Stolz streckte sie den Arm aus, öffnete die Hand­fläche – und erntete zunächst über­raschte Gesichter, dann lautes Lachen auf Seiten der Baby­sitter. Denn Meryl präsen­tierte das bis dato über­ra­schendste Wald­ge­schenk, dass je ein Orang-Utan-Schüler von seinen Streif­zügen mitge­bracht hatte: Eine dicke, fette, zappelnde Raupe.
Bravo Meryl, du bist jetzt schon eine große Entdeckerin.

Werden auch Sie zum Paten. Mit einer Paten­schaft helfen Sie unseren Wald­schü­lern auf ihrem Weg in die Frei­heit des Regenwaldes.