Welche Mutter und welcher Vater kennt sie nicht: die kleinen Präsente, die Kinder einem auf dem Spielplatz freudestrahlend überbringen. Die gefundene Kastanie, der delikate Sandkuchen, der wunderschöne Stein. Auch einige unsere Orang-Utan-Kinder haben die Angewohnheit, ihren Babysitterinnen nach einem ereignisreichen Tag im Regenwald voller Stolz ihre gefundenen Schätze als Geschenk zu überreichen.
Die Orang-Utan-Mutter können sie nie ersetzen, unsere menschlichen Babysitterinnen in den BOS-Rettungszentren. Aber zumindest einen kleinen Ausgleich bieten sie vor allem den jüngeren Orang-Utan-Waisen. Vom ersten Moment an bei BOS sind sie an der Seite der kleinen Orang-Utans, bieten Tag und Nacht Trost, kümmern sich um alle Bedürfnisse und leiten sie an auf ihrem Ausbildungsweg, der eines Tages in die Freiheit des Regenwaldes führt.

Die Babysitterinnen sind es, die den kleinen Orang-Utans in der Waldschule zeigen, wie sie Futter finden, wie sie ein Schlafnest bauen und wie sie die Bäume erklimmen können. Sie übernehmen, was die echte Orang-Utan-Mutter tragischerweise nicht mehr leisten kann.
In der Waldschule von Nyaru Menteng sind es vor allem die sechsjährigen Mädchen Malika und Meryl, die ihren Babysitterinnen häufiger kleine Geschenke von ihren kurzen Streifzügen durch den Regenwald mitbringen. Die Babysitterinnen freuen sich darüber immer sehr, zeigt es doch, dass die beiden Waldschülerinnen Fortschritte in ihrer Ausbildung machen. Denn die Fähigkeit, ihre Umgebung zu erforschen und Nahrung zu finden, ist ein wesentlicher Bestandteil ihrer Rehabilitation, um sie auf das Leben in freier Wildbahn vorzubereiten.

Malika ist gerade in der Entwicklungsphase, in der sie beginnt, auch immer mehr Alleingänge zu unternehmen. Am liebsten spielt sie stundenlang allein im Regenwald. Wenn es dann Zeit wird, ins Rettungszentrum zurückzukehren, bringt sie ihren Babysitterinnen Blätter, Zweige oder auch mal kleine Früchte mit. Daraus können die Babysitterinnen ableiten, wie Malika ihre Zeit im Wald verbracht hat und was sie alles Neues gelernt hat.

Auch Patentier Meryl hat die Angewohnheit, ihre Babysitterinnen immer wieder mit kleinen Geschenken zu erfreuen. Allerdings scheint sie noch mehr Wert darauf zu legen, etwas Außergewöhnliches von ihren Streifzügen mitzubringen. Also ein Präsent mit Wow-Effekt.
So kam Meryl einmal von einem langen Tag im Wald zurück zum Lagerplatz der Gruppe. Sie war müde, wirkte aber gleichzeitig sehr aufgeregt. Sofort wandte sie sich an alle anwesenden Babysitterinnen, die gerade dabei waren, alles für den Heimweg ins Rettungszentrum vorzubereiten. Stolz streckte sie den Arm aus, öffnete die Handfläche – und erntete zunächst überraschte Gesichter, dann lautes Lachen auf Seiten der Babysitter. Denn Meryl präsentierte das bis dato überraschendste Waldgeschenk, dass je ein Orang-Utan-Schüler von seinen Streifzügen mitgebracht hatte: Eine dicke, fette, zappelnde Raupe.
Bravo Meryl, du bist jetzt schon eine große Entdeckerin.
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