Regenwaldvernichtung
Die größte Bedrohung für Orang-Utans ist die Zerstörung ihres Lebensraums. Borneo war einst komplett von Regenwäldern bedeckt. Doch mit Beginn der Industrialisierung und dem wachsenden Hunger der Menschen nach Raum, Nahrung und Energie, schrumpften die Waldflächen von Jahr zu Jahr. Inzwischen ist nicht einmal mehr die Hälfte Borneos bewaldet.
Das Ausmaß der Regenwaldzerstörung auf Borneo
Borneo, die drittgrößte Insel der Welt, ist aufgeteilt zwischen den Staaten Indonesien, Malaysia und Brunei. Indonesien gehört zu den waldreichsten Ländern der Welt, doch in den vergangenen 100 Jahren wurden große Teile der Regenwälder zerstört.
Inzwischen stammen 85 % der weltweiten Palmölproduktion aus Indonesien und Malaysia. Mindestens 14 Millionen Hektar des Landes – vor allem auf Borneo und Sumatra – sind mittlerweile mit Ölpalmenplantagen bedeckt. Das entspricht in etwa der Fläche von Österreich, der Schweiz und den Niederlanden zusammen. Allein von 2004 bis 2017 wurden auf Borneo 5,8 Millionen Hektar Regenwald zerstört.
Und so beginnt das Drama: Selektiver Holzeinschlag von Tropenhölzern
Selektiver Holzeinschlag – das klingt erstmal harmlos. Einzelne, wertvolle Tropenhölzer wie Teak oder Meranti werden aus dem Regenwald geschlagen, um in die ganze Welt exportiert zu werden, wo sie in Gartenmöbel, Türen oder Parkettböden verarbeitet werden. Doch tatsächlich ist es der Beginn der Zerstörung. Um die Holzfäller ins Gebiet zu bringen und das gefällte Holz abzutransportieren, müssen Straßen oder Kanäle gebaut werden. So ist der Zugang für Menschen und schweres Gerät schon mal möglich – auch für illegale Baumfällungen.
Zudem reißt ein fallender Baum weitere Bäume und Pflanzen mit sich. Das geschlossene Kronendach wird aufgerissen und der Boden ist Austrocknung und Erosion ausgeliefert.
Ist der Weg in den Regenwald erstmal bereitet, haben auch illegale Holzfäller (und Wilderer) leichtes Spiel. Und so werden aus einzelnen gerodeten Bäumen ganz schnell hunderte. Und der Regenwald so immer mehr ausgedünnt und geschwächt.
Abtransport von illegal gerodeten Baumstämmen
Ölpalmen soweit das Auge reicht
Der Weg ist das Ziel: Straßen und Kanäle
Tropische Regenwälder sind unzugänglich – bis eine Straße gebaut wird. Denn ohne befestigte Straßen können weder Holz noch Bodenschätze noch Palmfrüchte transportiert werden. Kanäle, die angelegt wurden, um den sumpfigen Torfmoorboden zur landwirtschaftlichen Nutzung zu erschließen, haben einen ähnlichen Effekt, vor allem für die Holzindustrie.
Straßen erhöhen zudem den Wert angrenzender Flächen, was zu Landkonflikten führen kann und weitere Rodungen nach sich zieht. Sie führen zu einer Fragmentierung der Landschaft, zerschneiden Lebensräume und führen somit zu einem Verlust der Biodiversität.
Verheerende Waldbrände
Die katastrophalen Brände von 2015 vernichteten in Indonesien fast 2,6 Millionen Hektar Wald. Dabei wurden 1.750.000.000 Tonnen Kohlendioxid-Äquivalent freigesetzt – fast das dreifache der regulären jährlichen Emissionen von ganz Indonesien.
Glücklicherweise geschehen solche Katastrophen nicht jedes Jahr – aber aufgrund des Klimawandels doch immer häufiger. Saisonale Feuer in der Trockenzeit sind nicht ungewöhnlich auf Borneo. Auch werden in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft immer wieder Feuer entfacht, um kleinere Flächen freizumachen. Dies geschieht am Ende der Trockenzeit, in der Hoffnung, dass der einsetzende Regen die Brände löscht. So kann der frisch mit Nährstoffen angereicherte Boden als Anbaufläche zur Selbstversorgung genutzt werden. Immer wieder werden vorsätzlich auch größere Waldgebiete in Brand gesetzt – um Tatsachen zu schaffen für neue Ölpalmenplantagen. Doch das Einsetzen der Regenzeit ist, auch aufgrund des fortschreitenden Klimawandels, nicht immer vorhersehbar. Und so kann aus einem kleinen Feuer schnell ein großer Brand werden, der sich im trockenen Gras und Unterholz rasend schnell ausbreitet und große Waldflächen vernichtet.
Noch gefährlicher sind Brände auf trockenem Torfmoor. Dort mögen die Feuer oberirdisch gelöscht sein, doch unter der Erde können sie weiter schwelen und sich kilometerweit ausbreiten. Solche Brände sind hoch gefährlich und kaum zu kontrollieren. Aus diesem Grund kümmern wir uns in unseren Projektgebieten um den Bau von Hydranten, regelmäßige Feuerpatrouillen und Schulungen im Brandschutz.
Orang-Utan im Gebiet von Tuanan während Brände von 2019
Feuerwehrteams im Einsatz gegen Brandherde im Torfmoor
Training für den Ernstfall im Orang-Utan-Rettungszentrum Samboja Lestari
Plantagen und Monokulturen
Die Menschen haben immer mehr Hunger nach Nahrung und nach Energie. Und die Bevölkerung Indonesiens wächst weiter: 179,38 Millionen Einwohner zählte das Land 1990, 270,2 Millionen Einwohner waren es 2020. Und damit steigt der Bedarf nach Nahrungsmitteln wie z. B. Reis. Immer mehr Anbauflächen werden benötigt und dafür immer mehr Wald gerodet. So wurde z. B. Mitte der neunziger Jahre in unserem Projektgebiet Mawas auf zehntausenden Hektar der Regenwald abgeholzt und das Torfmoor durch Kanäle trockengelegt, um Indonesien durch das sogenannte Mega-Reis-Projekt vom teuren Reisimport unabhängig zu machen. Doch der saure Torfmoorboden eignete sich nicht für den Reisanbau. Das Projekt ist gescheitert, der Regenwald aber wurde zerstört.
Der größte Regenwaldfresser auf Borneo ist aber das Palmöl, das in die ganzen Welt exportiert wird. In Fertiggerichten, Kosmetik, Reinigungsmitteln, Tiernahrung und inzwischen immer mehr in sogenanntem Biodiesel findet sich das Öl, für das die Heimat der Orang-Utans zerstört wird.
Eine Kautschukplantage
Luftaufnahme einer Ölpalmenplantage in Sabah
Zellstoff und Papier
Auch zur Papierherstellung werden in Indonesien Regenwälder zerstört und Monokulturen aus schnellwachsenden Hölzern wie Eukalyptus und Akazien angelegt. Für eine Tonne Zellstoff zur Papierherstellung werden im Schnitt 2,2 Tonnen Holz verbraucht.
Indonesien gilt als der sechstgrößte Papier- und Zellstoffproduzent (Pulp & Paper) der Welt. In Asien sind sie die Nummer vier hinter China, Japan und Südkorea. 2016 produzierte das Land sechs Millionen Tonnen Zellstoff und 10,3 Millionen Tonnen Papier, 2021 bereits 8,8 Millionen Tonnen Zellstoff und 15,8 Millionen Tonnen Papier. Und der Bedarf steigt weiter.
Abbau von Bodenschätzen
Indonesien gehört mittlerweile zu den weltweit größten Exporteuren von Kohle. Zu einem massiven Anstieg der Kohleförderung kam es ab dem Jahr 2000. Damals wurden rund 77 Millionen Tonnen Kohle gefördert. 2020 waren es 562,5 Millionen Tonnen.
Fast 80 % der Kohle werden nach Indien, China, Südkorea, Vietnam, Thailand und auf die Philippinen exportiert. Der Rest wird für Kohlekraftwerke im Inland verwendet mit einer Prognose, dass der Bedarf dafür in Zukunft weiter steigen wird.
Borneo, vor allem Ost‑, Süd- und Zentral-Kalimantan, ist eines der Hauptgebiete des indonesischen Kohlebergbaus. Und der Kohlebergbau ist ein weiterer entscheidender Faktor für die Vernichtung der Regenwälder.
Neben der Kohle werden auf Borneo auch Zinn, Kupfer, Nickel, Silber, Platin, Blei, Eisen und Bauxit gefördert. Bis heute gilt Indonesien auch als eines der wichtigsten Gold-Abbauländern. Der Abbau von Edelmetallen wie Gold bedeutet nicht nur eine Zerstörung der Wälder. Die Verwendung von Chemikalien wie Quecksilber und Zyanid vergiftet Böden und Gewässer. Durch direkten Kontakt mit den Giften bei der Arbeit und durch einen Übergang in die Nahrungskette, stellt der Gold-Abbau eine große Bedrohung dar.
Folgen der Regenwaldzerstörung
Die Auswirkungen der jahrzehntelangen Zerstörung der tropischen Regenwälder wird der Menschheit erst langsam bewusst.
Denn zerstört werden nicht einfach nur Bäume, sondern Lebensräume werden vernichtet. Pflanzen, Pilze und Tiere sterben aus, die die Wissenschaft zum Teil noch nicht einmal entdeckt hat. Geschweige denn ihre Rollen im Ökosystem. Verloren geht so eine genetische Vielfalt, die ein guter, natürlicher Schutz vor Krankheiten ist. Und durch das immer weitere Vordringen der Menschen in einst entlegene Ökosysteme, kommen wir in Kontakt mit Krankheitserregern, denen unser Immunsystem nicht gewachsen ist, wie COVID 19 uns deutlich vor Augen geführt hat.
Tropische Regenwälder sind entscheidend für das Weltklima. Sie kühlen die Atmosphäre, binden Kohlenstoffdioxid. Sie reinigen die Luft von Schadstoffen. Sie speichern und filtern Trinkwasser. Sie lockern Böden und schützen ihn vor Erosion.
Mit dem Fortschreiten des Klimawandels leiden auch die verbliebenen Regenwälder. Trocken- und Regenzeiten ändern sich, Wetterereignisse werden extremer, die Temperaturen steigen – all das hat Auswirkungen auf die Gesundheit der verbliebenen Regenwälder.
Schaffen sie Lebenswald
Lebenswald
Um das Überleben der Orang-Utans zu sichern, müssen wir ihren Lebensraum beschützen. In Mawas, einem jahrtausendealten Torfmoorwald lebt eine der letzten wilden Orang-Utan-Populationen. Doch große Teile dieses einzigartigen Regenwalds wurden zerstört. Hier forsten wir riesige Flächen wieder auf. Baum für Baum entsteht hier Lebenswald.
Häufige Fragen zur Regenwaldvernichtung
Wie schädlich ist Palmöl?
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Die Abholzung der Regenwälder Borneos für die Landwirtschaft und der Anbau von Palmölplantagen beschleunigen den Klimawandel und bedrohen die Artenvielfalt. Dazu werden Flüsse durch die auf Plantagen eingesetzten Dünge- und Pflanzenschutzmittel verunreinigt. Die gesundheitlichen Gefährdungen durch den Konsum von Palmöl sind noch nicht komplett beleuchtet. Doch es gibt Warnungen: Die europäische Lebensmittelbehörde European Food Safety Authority (EFSA) gab Mitte 2016 bekannt, dass Palmöl Krebs verursachen könne. Besonders bei Babys und Kleinkindern sei Vorsicht geboten. Die Warnungen beziehen sich jedoch nicht nur auf Palmöl, sondern auf Stoffe, die generell bei Erhitzung pflanzlicher Fette auf ca. 200°C entstehen und sich in Tierversuchen ab bestimmten hohen Dosen als krebserregend erwiesen haben. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) stuft sie daher als bedenklich ein. Es sind vor allem Glycidyl- und andere Fettsäureester, die sich allerdings in Palmöl in weitaus höherer Konzentration als in anderen pflanzlichen Fetten bilden können. Empfohlen wird ein Grenzwert von 30 Mikrogramm bestimmter Fettsäureester pro Tag und Kilogramm Körpergewicht. Das bedeutet, dass für Kinder aufgrund ihres geringeren Gewichts der Grenzwert schon sehr viel früher erreicht wird. Mehr dazu können Sie hier nachlesen.
Ist Palmöl gesund?
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Die schädlichen Substanzen im Palmöl bilden sich bei starker Erhitzung im Raffinationsprozess. Für Palmöl, das unter geringeren Temperaturen verarbeitet wurde, gilt dies nicht oder nur in sehr viel geringerem Maße. Rohes, unverarbeitetes Palmöl enthält sogar Stoffe wie Carotin und Vitamin E, die als gesundheitsfördernd gelten Letzteres liegt zudem in einer vom Körper besonders gut verwertbaren Variante vor. Anders allerdings als in den Anbauländern, wo es seinen Platz in der täglichen Küche hat, spielt rohes Palmöl in Deutschland nur eine Nischenrolle. Das blumig-veilchenartig riechende, orange-rote und bei europäischer Zimmertemperatur eher wachsartige rohe Palmfett ist bei uns fast nur in Asiamärkten und einigen Bioläden erhältlich. Dem in den diversen Lebensmitteln steckenden, raffinierten Palmöl werden dagegen Farbe, Aroma und Vitamine nahezu vollständig ausgetrieben. Es ist mehr eine lebensmitteltechnologische Substanz als ein für sich stehendes Nahrungsmittel.
Warum wird so viel Palmöl verwendet?
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Der große Vorteil von Palmöl gegenüber anderen pflanzlichen Ölen ist die vergleichsweise hohe Produktivität auf kleinem Raum. So können 3,7 Tonnen Öl aus einem Hektar Land pro Jahr entstehen. Im Vergleich dazu kann man aus einem Hektar Raps nur 1,3 Tonnen Öl gewinnen. Die Produktivität der Sonnenblumen liegt bei 0,9 Tonnen Öl, die der Kokospalme bei 0,8 und die der Sojabohne 0,5 Tonnen Öl pro Jahr und Hektar. Das ist einer der Gründe für die hohe Wirtschaftlichkeit — das heißt, den günstigen Preis — und dadurch vielseitige Verwendung von Palmöl.
Wo wächst die Ölpalme?
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Die Ölpalme kommt ursprünglich aus Westafrika, hat aber schon längst eine neue Heimat in Indonesien und Malaysien gefunden. Mittlerweile hat sie es sogar nach Südamerika geschafft und wird unter anderem in Kolumbien und Brasilien industriell angepflanzt.
Woher erkenne ich welche Produkte Palmfett beinhalten?
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Diese Information sollte bei den Inhaltsstoffen jedes Produkt stehen. Doch leider wird das Wort Palmöl oft durch den Begriff Pflanzenfett oder andere chemische Bezeichnungen ersetzt wird, die nicht klar erkennen lassen, dass es sich um Palmöl handelt. Eine komplette Liste mit Bezeichnungen finden Sie hier.
Palmölbezeichnungen, Alternative Namen zum Palmöl auf Produkten
Auch gibt es einige Apps, die nach dem Scannen des Barcodes diese Hinweise geben .
Welche Produkte beinhalten Palmöl?
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Palmöl steckt zum Beispiel in Tütensuppen, Gebäck aller Art, Schokoladen- und Pralinenfüllungen und vielen anderen verarbeiteten Lebensmitteln. Auch in Kosmetika, Waschmitteln und in sogenanntem Biosprit findet sich das Palmfett. Im Grunde kommen wir in unserem Alltag kaum daran vorbei. Ein Blick auf die Inhaltsstoffe gibt Aufschluss.
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