Regenwaldvernichtung
Die größte Bedrohung für Orang-Utans ist die Zerstörung ihres Lebensraums. Borneo war einst komplett von Regenwäldern bedeckt. Doch mit Beginn der Industrialisierung und dem wachsenden Hunger der Menschen nach Raum, Nahrung und Energie, schrumpften die Waldflächen von Jahr zu Jahr. Inzwischen ist nicht einmal mehr die Hälfte Borneos bewaldet.
Das Ausmaß der Regenwaldzerstörung auf Borneo
Borneo, die drittgrößte Insel der Welt, ist aufgeteilt zwischen den Staaten Indonesien, Malaysia und Brunei. Indonesien gehört zu den waldreichsten Ländern der Welt, doch in den vergangenen 100 Jahren wurden große Teile der Regenwälder zerstört.
1950 waren noch mehr als 80 Prozent des Landes mit Wald bedeckt. In den folgenden Jahrzehnten begann der Raubbau von Tropenhölzern, die unkontrolliert für den Export geschlagen wurden. Um Leichtholz für Sperrholz und später für die wachsende Papier- und Zellstoffindustrie anzubauen, wurden ganze Wälder gerodet. Doch so richtig dramatisch wurde es für die indonesischen Regenwälder ab den 1990er Jahren: Der Palmölboom setzte ein.
Inzwischen stammen 85 % der weltweiten Palmölproduktion aus Indonesien und Malaysia. Mindestens 14 Millionen Hektar des Landes – vor allem auf Borneo und Sumatra – sind mittlerweile mit Ölpalmenplantagen bedeckt. Das entspricht in etwa der Fläche von Österreich, der Schweiz und den Niederlanden zusammen. Allein von 2004 bis 2017 wurden auf Borneo 5,8 Millionen Hektar Regenwald zerstört.
Und so beginnt das Drama: Selektiver Holzeinschlag von Tropenhölzern
Selektiver Holzeinschlag – das klingt erstmal harmlos. Einzelne, wertvolle Tropenhölzer wie Teak oder Meranti werden aus dem Regenwald geschlagen, um in die ganze Welt exportiert zu werden, wo sie in Gartenmöbel, Türen oder Parkettböden verarbeitet werden. Doch tatsächlich ist es der Beginn der Zerstörung. Um die Holzfäller ins Gebiet zu bringen und das gefällte Holz abzutransportieren, müssen Straßen oder Kanäle gebaut werden. So ist der Zugang für Menschen und schweres Gerät schon mal möglich – auch für illegale Baumfällungen.
Zudem reißt ein fallender Baum weitere Bäume und Pflanzen mit sich. Das geschlossene Kronendach wird aufgerissen und der Boden ist Austrocknung und Erosion ausgeliefert.
Ist der Weg in den Regenwald erstmal bereitet, haben auch illegale Holzfäller (und Wilderer) leichtes Spiel. Und so werden aus einzelnen gerodeten Bäumen ganz schnell hunderte. Und der Regenwald so immer mehr ausgedünnt und geschwächt.
Abtransport von illegal gerodeten Baumstämmen
Ölpalmen soweit das Auge reicht
Der Weg ist das Ziel: Straßen und Kanäle
Tropische Regenwälder sind unzugänglich – bis eine Straße gebaut wird. Denn ohne befestigte Straßen können weder Holz noch Bodenschätze noch Palmfrüchte transportiert werden. Kanäle, die angelegt wurden, um den sumpfigen Torfmoorboden zur landwirtschaftlichen Nutzung zu erschließen, haben einen ähnlichen Effekt, vor allem für die Holzindustrie.
Straßen erhöhen zudem den Wert angrenzender Flächen, was zu Landkonflikten führen kann und weitere Rodungen nach sich zieht. Sie führen zu einer Fragmentierung der Landschaft, zerschneiden Lebensräume und führen somit zu einem Verlust der Biodiversität.
Verheerende Waldbrände
Die katastrophalen Brände von 2015 vernichteten in Indonesien fast 2,6 Millionen Hektar Wald. Dabei wurden 1.750.000.000 Tonnen Kohlendioxid-Äquivalent freigesetzt – fast das dreifache der regulären jährlichen Emissionen von ganz Indonesien.
Glücklicherweise geschehen solche Katastrophen nicht jedes Jahr – aber aufgrund des Klimawandels doch immer häufiger. Saisonale Feuer in der Trockenzeit sind nicht ungewöhnlich auf Borneo. Auch werden in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft immer wieder Feuer entfacht, um kleinere Flächen freizumachen. Dies geschieht am Ende der Trockenzeit, in der Hoffnung, dass der einsetzende Regen die Brände löscht. So kann der frisch mit Nährstoffen angereicherte Boden als Anbaufläche zur Selbstversorgung genutzt werden. Immer wieder werden vorsätzlich auch größere Waldgebiete in Brand gesetzt – um Tatsachen zu schaffen für neue Ölpalmenplantagen. Doch das Einsetzen der Regenzeit ist, auch aufgrund des fortschreitenden Klimawandels, nicht immer vorhersehbar. Und so kann aus einem kleinen Feuer schnell ein großer Brand werden, der sich im trockenen Gras und Unterholz rasend schnell ausbreitet und große Waldflächen vernichtet.
Noch gefährlicher sind Brände auf trockenem Torfmoor. Dort mögen die Feuer oberirdisch gelöscht sein, doch unter der Erde können sie weiter schwelen und sich kilometerweit ausbreiten. Solche Brände sind hoch gefährlich und kaum zu kontrollieren. Aus diesem Grund kümmern wir uns in unseren Projektgebieten um den Bau von Hydranten, regelmäßige Feuerpatrouillen und Schulungen im Brandschutz.
Orang-Utan im Gebiet von Tuanan während Brände von 2019
Feuerwehrteams im Einsatz gegen Brandherde im Torfmoor
Training für den Ernstfall im Orang-Utan-Rettungszentrum Samboja Lestari
Plantagen und Monokulturen
Die Menschen haben immer mehr Hunger nach Nahrung und nach Energie. Und die Bevölkerung Indonesiens wächst weiter: 179,38 Millionen Einwohner zählte das Land 1990, 270,2 Millionen Einwohner waren es 2020. Und damit steigt der Bedarf nach Nahrungsmitteln wie z. B. Reis. Immer mehr Anbauflächen werden benötigt und dafür immer mehr Wald gerodet. So wurde z. B. Mitte der neunziger Jahre in unserem Projektgebiet Mawas auf zehntausenden Hektar der Regenwald abgeholzt und das Torfmoor durch Kanäle trockengelegt, um Indonesien durch das sogenannte Mega-Reis-Projekt vom teuren Reisimport unabhängig zu machen. Doch der saure Torfmoorboden eignete sich nicht für den Reisanbau. Das Projekt ist gescheitert, der Regenwald aber wurde zerstört.
Der größte Regenwaldfresser auf Borneo ist aber das Palmöl, das in die ganzen Welt exportiert wird. In Fertiggerichten, Kosmetik, Reinigungsmitteln, Tiernahrung und inzwischen immer mehr in sogenanntem Biodiesel findet sich das Öl, für das die Heimat der Orang-Utans zerstört wird.
Eine Kautschukplantage
Luftaufnahme einer Ölpalmenplantage in Sabah
Zellstoff und Papier
Auch zur Papierherstellung werden in Indonesien Regenwälder zerstört und Monokulturen aus schnellwachsenden Hölzern wie Eukalyptus und Akazien angelegt. Für eine Tonne Zellstoff zur Papierherstellung werden im Schnitt 2,2 Tonnen Holz verbraucht.
Indonesien gilt als der sechstgrößte Papier- und Zellstoffproduzent (Pulp & Paper) der Welt. In Asien sind sie die Nummer vier hinter China, Japan und Südkorea. 2016 produzierte das Land sechs Millionen Tonnen Zellstoff und 10,3 Millionen Tonnen Papier, 2021 bereits 8,8 Millionen Tonnen Zellstoff und 15,8 Millionen Tonnen Papier. Und der Bedarf steigt weiter.
Abbau von Bodenschätzen
Indonesien gehört mittlerweile zu den weltweit größten Exporteuren von Kohle. Zu einem massiven Anstieg der Kohleförderung kam es ab dem Jahr 2000. Damals wurden rund 77 Millionen Tonnen Kohle gefördert. 2020 waren es 562,5 Millionen Tonnen.
Fast 80 % der Kohle werden nach Indien, China, Südkorea, Vietnam, Thailand und auf die Philippinen exportiert. Der Rest wird für Kohlekraftwerke im Inland verwendet mit einer Prognose, dass der Bedarf dafür in Zukunft weiter steigen wird.
Borneo, vor allem Ost‑, Süd- und Zentral-Kalimantan, ist eines der Hauptgebiete des indonesischen Kohlebergbaus. Und der Kohlebergbau ist ein weiterer entscheidender Faktor für die Vernichtung der Regenwälder.
Neben der Kohle werden auf Borneo auch Zinn, Kupfer, Nickel, Silber, Platin, Blei, Eisen und Bauxit gefördert. Bis heute gilt Indonesien auch als eines der wichtigsten Gold-Abbauländern. Der Abbau von Edelmetallen wie Gold bedeutet nicht nur eine Zerstörung der Wälder. Die Verwendung von Chemikalien wie Quecksilber und Zyanid vergiftet Böden und Gewässer. Durch direkten Kontakt mit den Giften bei der Arbeit und durch einen Übergang in die Nahrungskette, stellt der Gold-Abbau eine große Bedrohung dar.
Folgen der Regenwaldzerstörung
Die Auswirkungen der jahrzehntelangen Zerstörung der tropischen Regenwälder wird der Menschheit erst langsam bewusst.
Denn zerstört werden nicht einfach nur Bäume, sondern Lebensräume werden vernichtet. Pflanzen, Pilze und Tiere sterben aus, die die Wissenschaft zum Teil noch nicht einmal entdeckt hat. Geschweige denn ihre Rollen im Ökosystem. Verloren geht so eine genetische Vielfalt, die ein guter, natürlicher Schutz vor Krankheiten ist. Und durch das immer weitere Vordringen der Menschen in einst entlegene Ökosysteme, kommen wir in Kontakt mit Krankheitserregern, denen unser Immunsystem nicht gewachsen ist, wie COVID 19 uns deutlich vor Augen geführt hat.
Tropische Regenwälder sind entscheidend für das Weltklima. Sie kühlen die Atmosphäre, binden Kohlenstoffdioxid. Sie reinigen die Luft von Schadstoffen. Sie speichern und filtern Trinkwasser. Sie lockern Böden und schützen ihn vor Erosion.
Mit dem Fortschreiten des Klimawandels leiden auch die verbliebenen Regenwälder. Trocken- und Regenzeiten ändern sich, Wetterereignisse werden extremer, die Temperaturen steigen – all das hat Auswirkungen auf die Gesundheit der verbliebenen Regenwälder.
Schaffen sie Lebenswald
Lebenswald
Um das Überleben der Orang-Utans zu sichern, müssen wir ihren Lebensraum beschützen. In Mawas, einem jahrtausendealten Torfmoorwald lebt eine der letzten wilden Orang-Utan-Populationen. Doch große Teile dieses einzigartigen Regenwalds wurden zerstört. Hier forsten wir riesige Flächen wieder auf. Baum für Baum entsteht hier Lebenswald.
Häufige Fragen zur Regenwaldvernichtung
Was sind die Ursachen für die Regenwaldzerstörung?
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Kurz gesagt: Der Hunger der Welt nach Nahrung, Energie und Kapital.
Der Palmöl-Boom, der Mitte der neunziger Jahre eingesetzt hat, war ein Turbo für die Vernichtung der Regenwälder Borneos. Aber auch der Bedarf nach Kohle, Tropenholz, Papier und Zellstoff und Nahrungsmitteln hat riesige Regenwaldflächen vernichtet.
Dazu kommt der Klimawandel, der die ohnehin schon angegriffenen Wälder in Trockenzeiten für Brände empfindlich macht, während in Regenzeiten, die in manchen Jahren extrem ausfallen, der ungeschützte Grund für Bodenerosionen angreifbar wird.
Was sind die Folgen der Regenwaldzerstörung?
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Die Folgen der Vernichtung der Regenwälder sind ebenso vielgestaltig, wie die Ursachen.
So wird nicht nur der Wald, sondern auch seine Biodiversität zerstört. Viele Arten, wie zum Beispiel der Orang-Utan, sind auf den Lebensraum Regenwald spezialisiert. Raubt man seine Heimat, zerstört man seine Zukunft. Nicht nur der Orang-Utan ist aufgrund der Regenwaldzerstörung vom Aussterben bedroht. Auch Arten wie das Banteng, der Müller-Gibbon, der Borneo-Zwerg-Elefant oder die Malaienbären – um nur die „großen“ Tiere zu nennen. Dazu kommen unzählige Amphibien, Reptilien, Insekten, Pilze und Pflanzen, die sich zum Teil so sehr auf bestimmte Lebensräume spezialisiert haben, dass kleinste Eingriffe in ihr Ökosystem weitreichende Folgen für die ganze Art hat. Im schlimmsten Fall das Aussterben.
Die Dezimierung oder das Aussterben von Arten hat wiederum Folgen für das gesamte System Regenwald. Denn jede Art hat ihre Rolle und Aufgabe. So gilt der Orang-Utan als Gärtner des Regenwaldes: Er verbreitet Samen und bricht beim Bau seiner Schlafnester Äste aus dem Kronendach, wodurch Licht auf den Boden fallen kann.
Ist das Ökosystem Regenwald nicht mehr intakt, kann es Rollen nicht mehr erfüllen, wie die Reinigung und das Speichern von Wasser. Der Boden wird anfällig für Erosion und Erdrutsche, Überschwemmungen finden häufiger statt.
Der Grundwasserspiegel wird durch die fehlende Vegetation sinken. Dies führt zu einer Austrocknung der Böden und verhindert so ein gesundes Wachstum der Pflanzen.
Regenwaldvernichtung ist ein Beschleuniger der Klimakatastrophe. Werden Wälder verbrannt, wird der in den Blättern, Wurzeln und im Holz gespeicherte Kohlenstoff als CO2 freigesetzt, was zur Erderwärmung beiträgt.
Torfmoore – bzw. auf Borneo die tropischen Torfmoorregenwälder – sind gigantische CO2-Speicher. Ein Großteil der Torfmoorwälder befindet sich in Indonesien. Sie bedecken rund zehn Prozent des Landes auf einer Fläche von ca. 22 Millionen Hektar (in etwa die Größe Großbritanniens). Je nach Tiefe speichern Torfmoorwälder zwischen 3.000 und 6.000 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar, also fast 50-mal so viel wie ein gleichgroßes Regenwaldgebiet ohne Torfmoorboden (120 bis 400 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar). Bei der Rodung und Trockenlegung von nur einem Hektar Torfmoorwald wird 1.000-mal so viel CO2 ausgestoßen, wie bei einem Flug von Paris nach New York. Die CO2-Emissionen gerodeter Torfmoorflächen machten im Jahr 2015 die Hälfte aller indonesischen CO2-Emissionen aus.
Wie kann man Regenwaldzerstörung verhindern?
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Indem man auf nicht nachhaltiges Palmöl verzichtet, weniger Auto fährt (Biodiesel), seinen Papierverbrauch reduziert, Recyclingpapier nutzt, kein Tropenholz kauft oder verwendet. Und natürlich, indem man mit BOS Lebenswald aufforstet und Orang-Utans schützt.
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