3. November 2021

42 — Die Antwort auf fast alles

Das Eis an den Polen schmilzt. Die Arktis erwärmt sich zwei bis dreimal so schnell, wie der Rest der Welt, und auch die lange als unschmelzbar geltende Antarktis zeigt Zerfalls­er­schei­nungen. Müssen wir uns vor der großen Schmelze fürchten? Leider ja, denn wenn das Eis schmilzt funk­tio­nieren die Kühl­kam­mern der Erde nicht mehr. Und das wird das Klima welt­weit massiv beeinflussen.

Momentan lagern an den Polen noch etwa 30 Millionen Kubik­ki­lo­meter Eis. Also etwa 185.000 Mal der Mount Everest. Seit der letzten Eiszeit haben unter anderem auch diese kalten Massen dafür gesorgt, dass unser Klima sehr stabil und das Wetter verläss­lich war. „Diese Stabi­lität war die Voraus­set­zung dafür, dass sich die mensch­liche Zivi­li­sa­tion so entwi­ckeln konnte, wie sie es getan hat“, sagt Ricarda Winkel­mann vom Potsdam-Institut für Klima­fol­gen­for­schung. Aber diesen sicheren Bereich verlassen wir jetzt. Der Grund ist klar: Seit der Mensch auf der Welt ist, war die Konzen­tra­tion an Kohlen­di­oxid in der Atmo­sphäre noch nie so hoch wie heute. Und die dadurch wärmer gewor­dene Atmo­sphäre hat an den Polen eine scheinbar unauf­halt­same Ketten­re­ak­tion ausge­löst. „Im Meereis der Arktis, aber auch auf den Schelf­eisen und Eisschilden von Grön­land und der Antarktis gibt es viele posi­tive Rück­kopp­lungs­ef­fekte“, erklärt die Eisphy­si­kerin Stefanie Arndt vom Alfred-Wegener-Institut in Bremer­haven. „Und die treiben auch die Erwär­mung der Atmo­sphäre weiter an.“ Was in der Arktis passiert, bleibt also nicht in der Arktis. Schmilzt das Eis an den Polen weiter, wird unser Wetter und Klima immer unbe­re­chen­barer. Viel Zeit haben wir nicht mehr, diese Entwick­lung zu verlang­samen oder zu stoppen. „Es gibt soge­nannte Kipp­punkte im Eis. Und die könnten schon in den kommenden Jahr­zehnten über­schritten werden. Dann ist das Schmelzen wirk­lich unum­kehrbar“, sagt Ricarda Winkel­mann. Das Schicksal von Arktis und Antarktis — und damit auch das von uns Menschen — liegt nach Meinung der Wissen­schaft­lern und Wissen­schaft­le­rinnen noch etwa zehn Jahre lang in unseren Händen. Danach sind wir nur noch die Beobachter.