Die Geschichte eines ganz beson­deren Orang-Utans geht um die Welt. Das etwa fünf­jäh­rige Weib­chen wurde erst Ende April von BOS aus ille­galer Gefan­gen­schaft befreit. Zwei Tage musste es dort ausharren. Was aus seiner Mutter wurde, ist nicht bekannt.

Die Kleine zeigt noch deut­lich wildes Verhalten. Mit fünf Jahren sind Orang-Utans noch von ihrer Mutter abhängig, der sie insge­samt bis zu acht Jahre lang durch die Baum­wipfel folgen. Wie so viele seiner Art wird auch dieser junge Orang-Utan Trau­ma­ti­sches durch den Verlust seiner Mutter erlitten haben. Nun wird Alba, wie sie nach einer inter­na­tio­nalen Namens­kam­pagne genannt wird, in der Schutz­sta­tion Nyaru Menteng der BOS Foun­da­tion gesund gepflegt und wieder aufge­päp­pelt. Nach Möglich­keit soll sie bald wieder in der freien Natur leben.

 

Warum kann Alba nicht sofort zurück in den Wald?

Aller­dings liegen die Dinge in diesem Fall etwas kompli­zierter: Dieser Orang-Utan ist ein Albino. Albas Haut, ihrem Fell und ihren Augen fehlt das Farb­pig­ment Melanin. Ein gene­ti­scher Defekt, der auch bei anderen Tieren und auch bei Menschen vorkommt, hat zu dieser sehr selten anzu­tref­fenden Muta­tion geführt. In 25 Jahren Praxis ist dies für die BOS Foun­da­tion der erste Fall eines albi­no­ti­schen Orang-Utans. Dementspre­chend liegen unseren Fach­leuten auch keinerlei Erfah­rungen vor. Auch andern­orts ist über Orang-Utan-Albinos kaum etwas bekannt, so dass die Vete­ri­nä­rinnen und Vete­ri­näre der BOS Foun­da­tion nun unter Hoch­druck inter­na­tional nach Exper­tise suchen.

So hat BOS Deutsch­land zum Beispiel bei Prof. Dr. Barbara Käsmann-Kellner um eine Fern­dia­gnose gebeten. Die Human­me­di­zi­nerin, eine bekannte Kapa­zität für Albi­nismus und Augen­heil­kunde, hat sich sehr dankens­wer­ter­weise umge­hend mit den Vete­ri­nären der BOS Foun­da­tion in Verbin­dung gesetzt. Ihre außer­ge­wöhn­liche Pati­entin ist immerhin so menschen­ähn­lich, dass wahr­schein­lich sogar Seh-Tests an Klein­kin­dern, die noch nicht spre­chen können, als Vorlage dienen können. Sie schrieb: „Ich bin ziem­lich sicher, dass ein Test für kleine Kinder auch bei einem jungen Orang-Utan gut durch­führbar ist und dass man so fest­stellen kann wie gut sie sieht bzw. wie schlimm ihre Sehbe­hin­de­rung ist.“ 

Das junge Weib­chen leidet offenbar unter soge­nanntem okulo­ku­tanen Albi­nismus, also der Spielart, bei der sowohl Augen als auch Haut und Haare vom Mela­nin­mangel betroffen sind. (Die andere Spielart wäre okularer Albi­nismus, der ledig­lich die Augen betrifft.) Zum Glück sind zumin­dest die Augen nicht völlig pigment­frei; sie sind blau und nicht rot wie bei voll­stän­digem Albi­nismus. Der BOS Foun­da­tion stellt sich nun vor allem die Frage, welche Über­le­bens­chancen Alba voraus­sicht­lich haben wird, das heißt ob man sie guten Gewis­sens je wieder wird auswil­dern können. Natür­liche Fress­feinde haben gesunde, erwach­sene Borneo-Orang-Utans so gut wie keine, so dass die bessere Sicht­bar­keit des weißen Fells lang­fristig wohl eher kein Problem darstellt. Aller­dings unter­liegt Alba durch ihre sehr helle Haut unter der Tropen­sonne wahr­schein­lich einem verstärkten Haut­krebs­ri­siko. Dazu kommt die Frage, wie ihre Artge­nossen auf ihre so anders­ar­tige Erschei­nung reagieren. Wird sie dennoch akzep­tiert oder viel­mehr ausge­grenzt oder gar atta­ckiert? Fragen, die in nächster Zeit geklärt werden müssen.

 

Albas Sehfä­hig­keit

Aktuell konzen­trieren sich die Unter­su­chungen aller­dings auf ihre Augen. Bei Albi­nismus sind diese nicht nur sehr licht­emp­find­lich, sondern über­haupt oft in ihrer Sehstärke herab­ge­setzt. Manchmal sind die Sehnerven derge­stalt in Mitlei­den­schaft gezogen, dass das betrof­fene Tier (oder auch der betrof­fene Mensch) die visu­ellen Eindrücke beider Augen nicht richtig ausein­ander halten kann. Auch die Fähig­keit, scharf zu sehen, ist mitunter einge­schränkt. Hinzu kann ein mehr oder weniger ausge­prägter Stra­bismus (Schielen) kommen, der beson­ders das räum­liche Sehen beein­träch­tigt. Orang-Utans orien­tieren sich wie alle Primaten ganz wesent­lich visuell, schließ­lich müssen sie perfekt in den Baum­kronen zurecht­kommen. Die Frage nach dem Sehver­mögen ist daher essen­tiell. Unser junger Albino kann nach den ersten Unter­su­chungen wohl recht gut sehen, aber das muss noch im Einzelnen abge­klärt werden.

In jedem Fall ist Alba, unser neuester Zögling, eine ganz außer­ge­wöhn­liche Botschaf­terin ihrer Art. Nicht umsonst wurde sie so genannt, denn „Alba“ bedeutet auch Sonnen­auf­gang. Ein Hoff­nungs­schimmer sozusagen.

 

Hier sehen Sie das Video zu Albas Namenskampagne

 

Fast fünf Kilo­gramm hat das einzig­ar­tige Orang-Utan-Mädchen seit ihrer Rettung schon zugenommen. 


 

Unser Albino-Orang-Utan in der Presse
 

Deutsch­land (Auswahl):

Spiegel Online: Das ist Alba 

Spiegel Online: Geben Sie dem Affen einen Namen

n.tv: Albino-Orang-Utan hat einen Namen

News RTL 2.de: Albino-Orang-Utan hat jetzt einen Namen

MDR.de: Albino-Orang-Utan heißt nun Alba

green­peace magazin.de: Albino-Orang-Utan heißt Alba

Berliner Zeitung.de: Tausende Vorschläge. Albino-Orang-Utan heißt jetzt Alba

Morgenpost.de: Albino-Orang-Utan auf Borneo hat einen Namen: Alba

Hamburger Abendblatt.de: Primaten-Fans taufen Albino-Orang-Utan auf den Namen Alba

Südkurier.de: Extrem seltener Albino-Orang-Utan hat nun einen Namen

 

Inter­na­tional (Auswahl):

Washington Post: Albino named Alba

Daily­mail: Albino oran­gutan named ‘Alba’ after world­wide appeal

rtlnieuws.nl: Opvang kiest naam voor zeldzame albino orang-oetan

ad.nl: Extreem zeldzame Albino orang-oetan krijgt naam

laRazon.com: La oran­gutana albina de Indo­nesia recibe el nombre de ‘Alba’

rtl.fr: EN IMAGE — Cette femelle orang-outan albinos est une miraculée

Sympatico.ca: Voici Alba, l’orang-outan albinos

origo.hu: Megkapta nevét az albínó orangután

StarTribune.com: Albino-Orang-Utan named Alba after­world­wide Appeal