19. April 2024
Orang-Utan-Weibchen Suci im Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya

Aller guten Dinge sind drei: Begeg­nung mit Suci

Seitdem wir Suci Ende 2021 ausge­wil­dert haben, hat sie sich rar gemacht und wurde vom Post-Release Moni­to­ring (PRM) Team selten gesichtet. Umso mehr freuen wir uns, dass die BOS-Ranger das Orang-Utan-Weib­chen nun gleich drei Mal ausgiebig beob­achten konnten. Denn es gibt Schönes zu berichten!

Es war ein freu­diger Moment, als unser PRM-Team Suci bei einem seiner Kontroll­gänge im Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park (Zentral-Kali­mantan) entdeckte. Zufrieden knab­berte sie Triebe einer wilden Ingwer­pflanze (Etlin­gera trior­gyalis) und ließ sich dabei nicht stören. Mehrere Stunden lang folgte unser Team dem jungen Orang-Utan und konnte dabei beob­achten, wie Suci sich am reich­hal­tigen Buffet des Regen­waldes satt aß: Nach dem Ingwer knab­berte sie die zarte Schicht unter der Rinde eines Baumes, pflückte dann einige wilde Feigen (Ficus sp.) und sammelte schließ­lich Termiten. Am frühen Nach­mittag kam ein Sturm auf und unser Team zog sich ins Camp Himba Pambelum zurück.

Orang-Utan-Weibchen Suci im Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya
Junge Blätter, Baum­rinde und reife Früchte: Suci ist eine Feinschmeckerin

Nur drei Tage später traf das Beob­ach­tungs­team Suci erneut, diesmal in der Nähe des Hiran Flusses. Auch bei dieser Begeg­nung zeigte sich das Orang-Utan-Mädchen als Fein­schme­ckerin, denn sie futterte gerade die Blätter eines Akazi­en­baumes (Vachellia leuco­phloea). Unser Team beob­ach­tete Suci, bis diese sich bei Einbruch der Dämme­rung ein Schlaf­nest in einem Feigen­baum baute, und kehrte dann ins Camp zurück.

Orang-Utan-Mädchen Suci beweist ihr Wissen um essbare Pflanzen

Und dann kam es ganz uner­wartet zu einer dritten Begeg­nung, nur zwei Tage später, jedoch in einem weit entfernten Teil des Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­parks. Viel­leicht hat ihr Appetit Suci dorthin geführt? Es ist bekannt, dass sich Orang-Utans nicht nur die Stand­orte von Futter­bäumen merken können, sondern sogar, wann diese reife Früchte oder junge Blätter tragen. Eine außer­or­dent­liche Leistung!

Orang-Utan-Weibchen Suci im Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya
Weite Entfer­nungen sind für Suci, die so geschickt klet­tert, kein Problem

Denn auch bei dieser dritten Begeg­nung genoss Suci eine Viel­zahl unter­schied­li­cher Nahrungs­mittel: Sie pflückte die Blätter einer Palme und eines Johan­nis­brot­baumes (Koom­passia excelsa), knab­berte dann einige Bambusstengel und pulte schließ­lich Termiten aus einem morschen Baumstamm.

Sucis Kompe­tenz und Einfalls­reichtum macht unser PRM-Team stolz

Nach dem ausgie­bigen Mahl begab sich Suci hinunter zum Fluss, um sich zu erfri­schen. Dazu nahm sie sich einige Blätter und wusch damit ihren Körper – mit offen­sicht­lich größtem Vergnügen.

Orang-Utan-Weibchen Suci im Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya
Herr­lich erfri­schend: Suci am Flussufer

Mit ihrem Wasch­ri­tual über­raschte Suci unsere Ranger und machte sie sehr stolz. Denn sie beweist damit sehr viel Krea­ti­vität und ihre Fähig­keit, sich an das Leben in freier Wild­bahn anzupassen.

Suci war unge­fähr 18 Monate alt, als sie in die BOS-Rettungs­sta­tion kam, und durch­lief nach ihrer Quaran­täne die Wald­schule und Wald­uni­ver­sität im Rekord­tempo. Es schien fast so als könnte sie es nicht abwarten, endlich zurück in die Wildnis zu kommen. Und weil sie ziem­lich clever ist, hatte sie mit knapp sieben Jahren schon alle nötigen Fähig­keiten für die Auswil­de­rung erworben – also in einem Alter, in dem junge Orang-Utans sich gerade so von ihren Müttern abna­beln, mit denen sie seit ihrer Geburt unzer­trenn­lich zusammen gelebt hatten.

Die drei Begeg­nungen inner­halb kurzer Zeit sowie die Möglich­keit, Suci über viele Stunden hinweg beob­achten zu können, haben bei unserem PRM-Team einen sehr zufrie­den­stel­lenden Eindruck hinterlassen.

Die inzwi­schen Neun­jäh­rige Suci hat sich bestens im Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park einge­lebt. Und wird nun hoffent­lich noch viele, viele Jahre dazu beitragen, als natür­liche „Gärt­nerin des Waldes“ das ökolo­gi­sche Gleich­ge­wicht im Regen­wald durch ihr Dasein zu erhalten. Und mit etwas Glück die Orang-Utan-Popu­la­tion zu vergrößern.

BOS setzt sich Tag für Tag dafür ein, die letzten Orang-Utans ihrer Art vor dem Aussterben zu bewahren. Helfen Sie uns dabei – jede Spende zählt!