22. Dezember 2015
Gegen Ende des Jahres 2015 hat die BOS Foundation mit der Unterstützung unserer Partnerorganisation BOS Schweiz weitere vier Orang-Utans aus Samboja Lestari nach Kehje Sewen Wald ausgewildert.
Das Auswilderungsteam der zweiten Waldschule in Samboja Lestari hat Anfang Dezember mit den Vorbereitungen für den Transport der Orang-Utans in den Wald begonnen. Das Team teilte uns mit, dass das Wetter schön war und somit die Gelegenheit perfekt, um Hanung, Bungan, Joni und Teresa wieder in ihren natürlichen Lebensraum zu entlassen.
Unter den vier Orang-Utans war es am schwierigsten, Bungan das Beruhigungsmittel zu verabreichen, so dass wir uns zunächst ganz auf sie konzentriert haben. Wie bereits erwartet, war sie nicht sehr kooperativ, so dass Veterinärin Agnes alle Hände voll zu tun hatte. Während wir darauf warteten, dass Bungan einschläft, wurden Hanung und Joni derselben Prozedur unterzogen. Die beiden letzteren sind rasch eingeschlafen und konnten gleich in ihre Transportkäfige gelegt werden.
Die Lastwagen wurden mit den vier Orang-Utan-Transportkäfigen beladen, um in den Wald zu fahren.
Nach der Eröffnung unserer Sonderstation (SCU) in Samboja Lestari haben die Schweizer Botschafterin in Indonesien, Yvonne Baumann und Dr. Ir. Tachrir Fathoni, Generaldirektor natürlicher Ressourcen und Ökosystemschutz des Ministeriums für Umwelt und Forstwirtschaft, vier unserer Orang-Utans freigesetzt, die direkt in den Kehje-Sewen-Wald transportiert wurden. Die vier — Joni, Hanung, Bungan und Teresa — reisten etwa 20 Stunden auf dem Landweg, bevor in Kehje Sewen eintrafen.
Während der Fahrt wurden die Orang-Utans kontinuierlich von unseren Tierärzten und Fachleuten untersucht. Einen Tag später traf das Release-Team in Muara Wahau ein, die letzte Stadt vor Kehje Sewen.
Vier Stunden später musste das Team stoppen, um die Orang-Utans in Kleintransporter zu setzen, da es für die größeren Lastwagen einfach unmöglich war, die Wege zu passieren. Es ist eine lange letzte Reise für unsere Orang-Utans, und wir müssen sicherstellen, dass sie es während des gesamten Prozesses so gut wie möglich haben.
Nach etwa einer Stunde mit den Kleintransportern ging es kurz vor dem Telen-Fluss zu Fuß weiter. Von hier aus mussten die Orang-Utans über einen sehr steilen Weg getragen werden. Dieser Weg wird aufgrund seiner extremen Steilheit hinüber zum Ufer des Flusses Telen auch “Climb of Hell” genannt. Um das Tragen zu erleichtern, wurde jeder Käfig zwischen zwei lange Bambusstangen gehängt. Auch wenn die Entfernung bis zum Ufer nur 300 Meter beträgt, dauerte es etwa eine Stunde, diesen steilen Weg zu bewältigen.
Am Fluss angekommen, wurden die Transportkäfige in Boote verladen. Später erwartete das Team ein kurzer, aber wieder sehr steiler Aufstieg. Schließlich und endlich warteten am Gipfel zwei Pickup-Trucks, die jeder zwei Käfige aufnehmen konnten.
Hanung war der erste, der freigelassen wurde. Dr. Elisabeth Labes, Leiterin der Internationalen Projekte und Partnerbeziehungen von BOS Schweiz, hatte die Ehre, Hanungs Käfig zu öffnen. Hanung war ein wenig desorientiert und es dauerte eine Weile, bis er die nächstgelegene Liane packte und begann sich in die Höhe zu schwingen. Hanung war nun frei!
Als nächstes war Bungan dran, die der Leiter der BOS Foundation, Dr.Jamartin Sihite freilassen durfte. Im Gegensatz zu Hanung ließ Bungan keine Zeit verstreichen. Sie erklomm sofort einen Macaranga-Baum und begann sogleich, dessen reife Früchte zu plündern.
Joni erfuhr durch Jafar, Fachmann des Jahres“ des Post-Monitoring-Teams im Nles-Mamse-Camp, den letzten Handgriff zu seiner Freiheit. Er folgte sofort Bungan auf den Macarange-Baum.
Zuletzt wurde Teresas Transportkäfig geöffnet. Maria Ulfah aus dem Finanzteam von RHOI ließ Teresa frei. Die schöne Rothaarige flitzte heraus und kletterte auf den nächsten Baum.
Je zwei Mitglieder des Post-Monitoring-Team folgten dann einem Orang-Utan, um ihn zu beobachten und seine Aktivitäten aufzuzeichnen. Dabei wird beurteilt, ob die Orang-Utans überlebensfähig sind und eigenständig in ihrem neuen Habitat leben können.
Hanung aß Feigenfrucht und junge Blätter und erforschte dann das Gebiet, um seine neue Heimat zu erkunden. Am späten Nachmittag baute er ein Nest in einem Macaranga-Baum für eine wohlverdiente Erholung nach so langer Reise. Kurz bevor er sich hinlegte, machte durch bestimmte Geräusche deutlich, dass er sich durch die Anwesenheit von Menschen gestört fühlte. Ein gutes Zeichen für einen ausgewilderten Orang-Utan!
Bungan speiste Macarangafrüchte, Lianen und Artocarpus-Rinde und baute anschließend schnell ein Nest. Als es später am Tage regnete, vervollständigte sie ihre Bettstation durch einen Regenschutzaus Macaranga-Blättern.
Ähnlich wie Bungan aß auch Joni Feigen und Lianen-Blätter und baute dann schnell ein Nest in der Nähe seines Futterbaums, während Teresa jedes Mal nach dem Essen in einen neuen Baum zog. Kurz bevor es dunkel wurde, baute Teresa ihr eigenes Nest.
Die Ankunft der vier neuen Orang-Utans lässt die Gesamtzahl der Orang-Utans, die in Kehje Sewen freigesetzt worden sind, auf 40 steigen. Interessanterweise kommen Bungan und Teresa ursprünglich sogar aus der Gegend des Kehje-Sewen-Waldes. Für beide ist es also eine echte Heimkehr. Doch anders als früher ist das Gebiet für sie nun sicher, weil BOS es als Orang-Utan-Schutzwald gepachtet hat.
Hanung, Bungan, Joni und Teresa haben in Kehje Seven ein neues Zuhause gefunden. Ein neues Leben, das sie verdienen und auf das sie Anspruch haben — ein Leben in Freiheit. Willkommen in Eurem neuen Zuhause!
Text von: Paulina L. Ela, BOS Foundation