8. Februar 2019

Auch der wildeste Orang-Utan braucht mal Hilfe

Nobri ist norma­ler­weise ein echter Dschun­gel­profi. Auf der Suche nach Futter navi­giert mit Leich­tig­keit durch den Urwald. Am liebsten ist sie für sich allein, die Gegen­wart anderer Orang-Utans schätzt sie nur selten. Vor allem mag es die Orang-Utan-Dame gar nicht, von Menschen beob­achtet oder gar verfolgt zu werden. Denn Nobri musste noch nie hinter Gittern leben. 

Als sie 2005 geboren wurde, lebte ihre Mutter Shelli auf einer der Voraus­wil­de­rungs­in­seln der BOS-Foun­da­tion in Zentral-Kali­mantan. Im April 2016 wurde sie in die Frei­heit entlassen. Somit ist die 15-jährige Nobri ein tatsäch­lich wilder Orang-Utan. 

An dem Tag, an dem unser Moni­to­ring-Team aus dem Totat Jalu Camp im Bukit Batikap Schutz­wald Nobri beob­ach­tete, lag das Haupt­au­gen­merk darauf, wie es um ihre Gesund­heit stand. Denn unser Beob­ach­tungs­team hatte entdeckt, dass die Drüsen in Nobris Achsel­höhlen und ihr Kehl­sack geschwollen waren.

Der Kehl­sack eines Orang-Utans ist der Beutel, der direkt unter dem Kinn sitzt. Er ist wichtig, um die lauten Töne zu erzeugen, die im Wald zu hören sind. Das Anschwellen des Kehl­sacks ist in der Regel eine Folge von über­mä­ßiger Flüs­sig­keits­an­samm­lung infolge einer Infek­tion. Also defi­nitiv ein Grund zur Besorgnis! Obwohl Nobri nicht den Eindruck machte, unter einer Infek­tion zu leiden, mussten wir sie einer umfas­senden gesund­heit­li­chen Unter­su­chung unter­ziehen, um sicher­zu­stellen, dass sie auch noch die nächsten Jahre durch den Batikap-Wald streifen kann. 

Das Team kontak­tierte schnell per Funk unser Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng, um schnell einen Tier­arzt für Nobri anzu­for­dern. Der Tier­arzt Greggy Harry Poetra und einer unserer besten Schützen für Beru­hi­gungs­pfeile, wurden schnell auf den Weg nach Batikap geschickt. Keine Spazier­fahrt, denn Batikap liegt drei bis vier Tages­reisen von Nyaru Menteng entfernt und der Weg führt über gefähr­liche Straßen. 

Als unsere Mitar­beiter endlich vor Ort ankamen, wurde die krän­kelnde Affen­dame schnell sediert und in einem Trans­port­käfig zur weiteren Behand­lung in die Nähe des Totat Jalu Camp gebracht. Alle Symptome deuteten darauf hin, dass Nobri an Luft­sa­ku­litis litt — einer bakte­ri­ellen Infek­tion der oberen und unteren Atem­wege, einschließ­lich des Kehl­sacks. Eine poten­ziell tödliche Krankheit!

190208_Nobri_orangutan.de_1
Nobri wurde für die Behand­lung sediert

Am selben Nach­mittag erwachte Nobri in einem Käfig für kranke Orang-Utans. Trotz ihres Zustands machte sie deut­lich, dass sie nicht glück­lich war, dort zu sein. Sie brachte den ganzen Käfig ins Wanken, während sie herum­schwang und machte Kuss­ge­räu­sche, um ihren Unmut zu verkünden. Ihre Wild­heit ist in der Tat stark ausge­prägt und würde nicht einmal durch etwas gebro­chen werden, das so unan­ge­nehm war wie eine tödliche Krankheit. 

Auch am darauf­fol­genden Tag musste Nobri sediert werden. Nur so konnte unser Tier­arzt weitere Behand­lungen und Unter­su­chungen durch­führen. Trotz des Fehlens von High-Tech-Geräten mitten im tiefen Regen­wald war die Erst­be­hand­lung ein Erfolg. Zuerst war Nobri noch etwas benommen, als die Betäu­bung nach­ließ. Aber schon nach etwa einer Stunde klet­terte sie bereits herum und warnte uns immer wieder durch laute Kuss­ge­räu­sche. Sie benahm sich wieder wie der wildeste Orang-Utan, den wir je getroffen hatten!

190208_Nobri_orangutan.de_2

Leider ist der Weg zu Nobris voll­stän­diger Gene­sung lang. Sie benö­tigt immer noch tägliche medi­zi­ni­sche Behand­lungen. Und diese werden auch weiterhin mit lautem Protest begleitet. So kennen wir sie – unsere wilde starke Nobri. 

Werden auch Sie zum BOS-Unter­stützer. Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regen­wald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft.