Die Bedeutung tropischer Torfmoorwälder
Torfmoore bedecken nur drei Prozent der Erdoberfläche, speichern aber so viel Kohlenstoff wie alle grünen Pflanzen der Welt zusammen oder — in Kohlendioxid (CO2) ausgedrückt — fast so viel wie die gesamte Atmosphäre. Das macht Torfmoore besonders unter dem Gesichtspunkt der klimarelevanten Treibhausgas-Vermeidung so unglaublich bedeutsam.
Kohlenstoff wird gebunden
Torfmoore kommen in den verschiedensten Ausprägungen in nahezu allen regenreichen Regionen der Erde an Standorten vor, wo Niederschlagswasser kaum abfließen kann, so dass die Böden dauernd durchnässt sind. Dann entsteht Torf: Abgestorbene Pflanzen werden aufgrund von Durchnässung, Versauerung und Luftabschluss nur unvollständig abgebaut. Auf diese Weise sammelten sich über Jahrtausende Millimeter für Millimeter große Mengen organischen Materials an. Der in ihm enthaltene Kohlenstoff (teilweise über 50% der Gesamtmasse) bleibt darin gebunden und gelangt nicht mehr als den Treibhauseffekt förderndes Kohlendioxid in die Atmosphäre. Das ändert sich natürlich, wenn Torfböden trocken fallen und sich dadurch unter Sauerstoffeinfluss zersetzen oder gar verbrannt werden.
175 Länder verfügen über mehr oder weniger große Torfmoor-Flächen, allen voran Russland, Kanada und Indonesien. Nicht zuletzt die tropischen Torfgebiete bilden Standorte für speziell an sie angepasste Regenwälder mit zum Teil bis zu 20 Meter und mehr mächtigen Torfschichten. Anders als die Torfmoore der nördlichen Breiten, die unter regenreicheren Zeiten nach der letzten Eiszeit entstanden sind und heute nicht mehr wachsen, legen tropische Torfböden auch heute noch zu. Vorausgesetzt natürlich, sie sind noch intakt. Auf ihnen gedeihen Biotope, welche bis heute nun unzureichend erforscht sind und Pflanzen, Pilze und Tiere aufweisen, die nirgendwo sonst vorkommen. Die „fleischfressenden“ Kannenpflanzen haben es allerdings bis in unsere Gartenzentren und Wohnzimmer geschafft. In ihrer natürlichen Umgebung geraten kleine Tiere in die kannenfömigen Blattfallen und liefern der Pflanze die Stickstoffverbindungen, die sie aus den sauren, sauerstoffarmen Torfböden nur unzureichend ziehen kann.
Torfwälder bedeckten einst das Tiefland
Gespeist und ganzjährig durchnässt von zahlreichen Flüssen aus dem Hochland, waren die Tieflandregenwälder Borneos ursprünglich fast alle Torfwälder. Wo es sie noch gibt, stellen sie oft die letzten Refugien für Orang-Utans dar. Etwa 120 Baumarten gedeihen pro Hektar Torfwald und bieten den rothaarigen Menschenaffen Nahrung und Lebensraum. Beispielhaft steht dafür das Mawasgebiet in Zentralkalimantan, in dem noch schätzungsweise 3.000 wilde Orang-Utans leben.
Mawas steht aber auch beispielhaft für die Bedrohung und Zerstörung dieses einzigartigen Lebensraumes. Wie in ganz Indonesien wurden weite Teile des über 3.000 Quadratkilometer großen Gebietes für Landwirtschaft und Ölpalmenplantagen entwässert. Mutwillig gelegte und dann außer Kontrolle geratene Brände haben immer wieder furchtbare Verwüstungen angerichtet. BOS sorgt deshalb mit Neupflanzungen und Blockaden von Entwässerungskanälen für die Wiederherstellung zerstörter Areale von Mawas.
Durch ein unheilsames Zusammenspiel von globalen Wetterphänomenen und absichtlich gelegten Feuern stehen etwa einmal im Jahrzehnt weite Teile des indonesischen Archipels buchstäblich in Flammen und bedecken das Land mit giftigem Rauchnebel. Im Oktober 2015 hatten diese Brände solche Ausmaße angenommen, dass auch die internationale Gemeinschaft endlich davon Kenntnis nehmen musste (siehe auch Orang-Utan-Post 1/2016). Die Bedeutung von Torfwäldern geriet endlich in den notwendigen Fokus.
Von Vulkanausbrüchen vielleicht abgesehen, entlässt keine andere Umweltkatastrophe so viel Treibhausgase in so kurzer Zeit in die globale Atmosphäre, wie großflächige Brände von Torfwäldern. Auch nach dem oberflächlichen Erlöschen der Feuer schwelt der ausgetrocknete Untergrund oft noch wochenlang weiter, bis das Wasser des Monsunregens die tieferen Bodenschichten erreicht.
Torfwälder und –moore stellen nicht nur dauerhafte Kohlenstoffsenken globaler Bedeutung dar, sondern bilden Hotspots biologischer Vielfalt und stabilisieren den Wasserhaushalt ihrer Region. Ihre Bewahrung ist Notwendigkeit und Herausforderung für die gesamte Menschheit.
3% DER ERDOBERFLÄCHE SIND TORFMOORE. DIESE SPEICHERN JEDOCH FAST SOVIEL CO2 WIE ALLE GRÜNPFLANZEN ZUSAMMEN.