1. Oktober 2019

Bäume pflanzen am Tag der Deut­schen Einheit

Eine neue Tradi­tion soll dieses Jahr am Tag der Deut­schen Einheit, dem 3. Oktober, ins Leben gerufen werden. Eine Tradi­tion, die wir von BOS Deutsch­land nur freudig begrüßen können: Das #Einheits­bud­deln.

In Frank­reich erin­nert am 14. Juli eine Mili­tär­pa­rade an den Sturm auf die Bastille. Der Unab­hän­gig­keits­er­klä­rung gedenken die USA am 4. Juli mit Feuer­werk und Pick­nick. Und am 17. März, dem St. Patrick’s Day, ist ganz Irland grün zu Ehren des heiligen Patrick.
Und in Deutsch­land? Da feiern wir am 3. Oktober den Tag der Deut­schen Einheit – noch ganz ohne Tradi­tion. Das soll sich jetzt ändern. Schleswig-Holstein, die in diesem Jahr für die Feier­lich­keiten zuständig sind, möchte ein Zeichen setzen und hat mit der Aktion „Einheits­bud­deln“ eine riesige Baum­pflanz­ak­tion ins Leben gerufen. „Stell dir vor, am 3. Oktober würde jeder Mensch in Deutsch­land einen Baum pflanzen. 83 Millionen. Jedes Jahr. Ein neuer Wald. Für das Klima. Und für dich und deine Familie. Für unsere Zukunft“, lautet das Motto der Aktion. Finden wir super! 

Und bieten uns gern als Erfül­lungs­ge­hilfen an. Denn in unserem Projekt­ge­biet Mawas stehen etwa 70.000 Hektar Fläche zur Verfü­gung, die wir wieder in einen gesunden Regen­wald aufforsten möchten, der Orang-Utans und tausenden anderer Tiere und Pflanzen Heimat schenkt. Eine Millionen Bäume sollen dort ange­pflanzt werden. 

Vom Holz­fäller zum Aufforster

Einer, der uns dabei tatkräftig unter­stützt, ist Rahmadi, der seit 2004 für die BOS Foun­da­tion arbeitet, inzwi­schen als Tech­ni­scher Koor­di­nator für Auffors­tung und Gemeindeentwicklung.
Bevor Rahmadi bei BOS anfing war er ille­galer Holz­fäller. Er stand also auf der anderen Seite…

Doch gerade durch seine ille­gale Vergan­gen­heit kennt er das weit­läu­fige Gebiet bis in die entle­gensten Ecken wie seine Westen­ta­sche. Ein nicht zu unter­schät­zender Vorteil.
Nach mehreren Jahren als Klotok­fahrer bei BOS, zuständig für Moni­to­ring und Logistik in vielen Projekten, stieg er zum Piloten auf und leis­tete mit seinem fast gewichts­losen Flug­zeug wert­volle Monitoring-Arbeit.

Rahmadis Leichtflugzeug
Rahmadis Leichtflugzeug

Auf Grund fehlender Anschluss­fi­nan­zie­rung musste das Flug-Moni­to­ring-Programm leider beendet werden. Von 2009 bis 2013 war Rahmadi im Feuer­schutz der BOS Foun­da­tion aktiv, baute Hydranten und bildete Feuer­wehr­leute aus. Seit 2016 ist der drei­fache Vater außerdem Mitar­beiter in der Auffors­tung und unter­stützt die Dorf­ge­mein­schaften bei der Wieder­auf­fors­tung, den Baum­schulen und dem Schließen der Kanäle, die dem Torf­moor­boden von Mawas noch immer das Wasser entziehen.

Von der Brach­fläche zum Regenwald

Rahmadis Karriere bei BOS ist exem­pla­risch für die vieler anderer. Nach dem Mega­reis­pro­jekt der neun­ziger Jahre, blieben viele Erwar­tungen an die wirt­schaft­liche Entwick­lung der Region uner­füllt, die vom Suharto-Regime geschürt wurden.
Flächen, die für die Infra­struktur der lokalen Dörfer am wich­tigsten waren, mussten dem Reis­pro­jekt weichen. Zurück blieben – als das Projekt Ende der neun­ziger Jahre hastig abge­bro­chen wurde – nur von Kanälen zerfres­sene Brach­flä­chen und tausende abge­holzte aber unge­nutzte Baum­stämme. Ein zerstörtes Ökosystem!

Rahmadi in einer unserer Baumschulen
Rahmadi in einer unserer Baumschulen

Die für das Reis­pro­jekt ange­legten Kanäle machten den Zugang zum noch bestehenden Regen­wald und den Abtrans­port der gero­deten Stämme über­haupt erst möglich. Und die große finan­zi­elle Not zwang viele Menschen aus dem Mawas­ge­biet, zunächst das herum­lie­gende Holz zu Geld zu machen — und schließ­lich auch zur ille­galen Holz­fäl­lerei. Denn wie Jamartin Sihite, CEO der BOS Foun­da­tion, ganz richtig sagt: „Never talk about conser­va­tion with hungry people!”
Doch kaum jemand kennt das Gebiet so gut, wie die ehema­ligen Holz­fäller, die sich teils über Jahre möglichst unge­sehen auf geheimen Wegen in Mawas bewegen mussten.
Und kaum einer versteht die Situa­tion der ille­galen Holz­fäller so gut, wie Rahmadi. Deswegen ist er nicht nur ein Vorbild, sondern begegnet ihnen auch auf Augen­höhe. Denn er kennt ihre Sorgen und Nöte aus eigener Erfahrung.

Jetzt hilft Rahmadi uns, aus Mawas wieder einen neuen Regen­wald zu erschaffen.
 

Doch man muss keine Vergan­gen­heit als ille­galer Holz­fäller haben, um den Wald wieder aufforsten zu können. Jeder kann mit einem kleinen Beitrag zum Wald- und Klima­schützer werden.

Ob nun Laub­wald in Deutsch­land oder Regen­wald in Indonesien.
Sie entscheiden.