Rein vereinstechnisch durfte man zufrieden sein: Der Bericht der Kassenprüfung attestierte tadellose Buchführung, der Vorstand wurde einstimmig entlastet und auch der Finanzbericht wies steigende Einnahmen auf.
Tatsächlich allerdings kann und darf ein Orang-Utan-Schutzverein nie zufrieden sein. Im Gegenteil, solange ein Verein wie BOS Deutschland überhaupt existieren muss, bleibt Unzufriedenheit sozusagen seine Daseinsgrundlage. Der Regenwald schwindet weiter, die Orang-Utans und unzählige andere Spezies stehen dadurch weiterhin am Rande der Ausrottung. Und doch ist Hoffnung keine Weltfremdheit. Die Probleme werden heute öfter und präziser benannt als noch vor 10 Jahren und der Druck der Öffentlichkeit wächst.
BOS Deutschland trägt seinen Teil zu diesem Druck bei, das belegte auch wieder der Tätigkeitsbericht für das Jahr 2016 und die Tendenzen für 2017. Unsere Medienpräsenz war in der Tat noch nie so gut wie seit der vorletzten Mitgliederversammlung 2016. Besonders das ZDF klärte durch BOS Deutschland über die Bedrohung der Orang-Utans auf, vermittelte aber gleichzeitig auch Hoffnung durch Berichte über die Rettungen und Auswilderungen, durchgeführt von unseren indonesischen Partnern.
Natur- und Artenschutz bleiben ohne die Unterstützung der Menschen vor Ort meist wirkungslos. Zum Aufgabengebiet der BOS Foundation gehört daher seit jeher die Förderung lokaler Gemeinschaften. Auch BOS Deutschland will sich in diesem Bereich vermehrt engagieren, zum Beispiel durch den sinnvollen Einsatz öffentlicher Fördermittel. Um dies im Hinblick auf die Gemeinnützigkeit steuerrechtlich wasserfest zu machen, ergänzte die Versammlung einstimmig den Vereinszweck in der Satzung durch den Zusatz der Entwicklungsförderung.
In Zukunft wird sich BOS Deutschland verstärkt auch mit Petitionen zu Wort melden. Das belegt eine aktuelle Petition gegen Agrosprit als auch das engagierte Plädoyer der Regionalgruppe Hannover/Braunschweig für dieses Instrument der Öffentlichkeitsarbeit.
Im Anschluss an die eigentliche Mitgliederversammlung hielt der Dortmunder „Zoolotse“ Marcel Stawinoga einen spannenden Foto-Vortrag über seine Mitarbeit auf Tierauffangstationen in Sumatra. Für den Tag darauf konnten wir den bekannten Zoologen Simon Husson gewinnen, der für die BOS Foundation und andere Orang-Utan-Schutz-Organisationen als wissenschaftlicher Berater tätig ist.
In einem öffentlichen Vortrag berichtete Simon über grundlegende Probleme des Artenschutzes und über seine Erfahrungen der letzten 20 Jahre vor Ort in Kalimantan. Ein Fazit von ihm: Die buchstäblich ungezählten Tier- und Pflanzenarten des Regenwaldes haben nur eine vergleichsweise kleine Lobby. Ausnahme hierbei ist der Orang-Utan: Er beeindruckt mehr und mehr Menschen und trägt so maßgeblich zum gesamten Regenwaldschutz auf Borneo bei. Deswegen ist er gerade auch in diesem Sinne eine Schirmspezies…
Anwesend waren 30 Mitglieder, darunter auch BOS-Urgestein, wie der langjährige 1. Vorsitzende Boris Thiemig und Frau Dr. Hiedel, Assistentin von einem der BOS-Deutschland-Gründer, Dr. Eberhard Kreikemeier.
Und hier fiel auch ein tiefer Schatten über die Versammlung. Vermeldet werden musste leider, dass am 14. Oktober Herr Dr. med. Eberhard Kreikemeier im Alter von 92 Jahren verstorben war. Eberhard Kreikemeier arbeitete als Arzt in Indonesien, wo er auch mit BOS in Kontakt kam. Zusammen mit seinem Kollegen Dr. Jochen-Peter Collin sammelte er noch vor der Gründung von BOS Deutschland Geld zur Unterstützung der indonesischen Orang-Utan-Schützer. Der Naturschutzcharakter der Initiative ließ jedoch eine Organisation außerhalb der eher kulturell orientierten Deutsch-Indonesischen Gesellschaft zweckmäßig erscheinen, was 2001 zur Gründung von BOS Deutschland führte. So gehört Eberhard Kreikemeier zu jenen Personen, denen der Orang-Utan- und Regenwaldschutz in Deutschland Wesentliches zu verdanken hat.