22. Oktober 2017

Berlin, 14. Oktober 2017: Mitglie­der­ver­samm­lung von BOS Deutschland

Rein vereinstech­nisch durfte man zufrieden sein: Der Bericht der Kassen­prü­fung attes­tierte tadel­lose Buch­füh­rung, der Vorstand wurde einstimmig entlastet und auch der Finanz­be­richt wies stei­gende Einnahmen auf.

Tatsäch­lich aller­dings kann und darf ein Orang-Utan-Schutz­verein nie zufrieden sein. Im Gegen­teil, solange ein Verein wie BOS Deutsch­land über­haupt exis­tieren muss, bleibt Unzu­frie­den­heit sozu­sagen seine Daseins­grund­lage. Der Regen­wald schwindet weiter, die Orang-Utans und unzäh­lige andere Spezies stehen dadurch weiterhin am Rande der Ausrot­tung. Und doch ist Hoff­nung keine Welt­fremd­heit. Die Probleme werden heute öfter und präziser benannt als noch vor 10 Jahren und der Druck der Öffent­lich­keit wächst.

BOS Deutsch­land trägt seinen Teil zu diesem Druck bei, das belegte auch wieder der Tätig­keits­be­richt für das Jahr 2016 und die Tendenzen für 2017. Unsere Medi­en­prä­senz war in der Tat noch nie so gut wie seit der vorletzten Mitglie­der­ver­samm­lung 2016. Beson­ders das ZDF klärte durch BOS Deutsch­land über die Bedro­hung der Orang-Utans auf, vermit­telte aber gleich­zeitig auch Hoff­nung durch Berichte über die Rettungen und Auswil­de­rungen, durch­ge­führt von unseren indo­ne­si­schen Partnern.

Natur- und Arten­schutz bleiben ohne die Unter­stüt­zung der Menschen vor Ort meist wirkungslos. Zum Aufga­ben­ge­biet der BOS Foun­da­tion gehört daher seit jeher die Förde­rung lokaler Gemein­schaften. Auch BOS Deutsch­land will sich in diesem Bereich vermehrt enga­gieren, zum Beispiel durch den sinn­vollen Einsatz öffent­li­cher Förder­mittel. Um dies im Hinblick auf die Gemein­nüt­zig­keit steu­er­recht­lich wasser­fest zu machen, ergänzte die Versamm­lung einstimmig den Vereins­zweck in der Satzung durch den Zusatz der Entwicklungsförderung.

In Zukunft wird sich BOS Deutsch­land verstärkt auch mit Peti­tionen zu Wort melden. Das belegt eine aktu­elle Peti­tion gegen Agro­s­prit als auch das enga­gierte Plädoyer der Regio­nal­gruppe Hannover/Braunschweig für dieses Instru­ment der Öffentlichkeitsarbeit.

Im Anschluss an die eigent­liche Mitglie­der­ver­samm­lung hielt der Dort­munder „Zoolotse“ Marcel Stawi­noga einen span­nenden Foto-Vortrag über seine Mitar­beit auf Tier­auf­fang­sta­tionen in Sumatra. Für den Tag darauf konnten wir den bekannten Zoologen Simon Husson gewinnen, der für die BOS Foun­da­tion und andere Orang-Utan-Schutz-Orga­ni­sa­tionen als wissen­schaft­li­cher Berater tätig ist.

In einem öffent­li­chen Vortrag berich­tete Simon über grund­le­gende Probleme des Arten­schutzes und über seine Erfah­rungen der letzten 20 Jahre vor Ort in Kali­mantan. Ein Fazit von ihm: Die buch­stäb­lich unge­zählten Tier- und Pflan­zen­arten des Regen­waldes haben nur eine vergleichs­weise kleine Lobby. Ausnahme hierbei ist der Orang-Utan: Er beein­druckt mehr und mehr Menschen und trägt so maßgeb­lich zum gesamten Regen­wald­schutz auf Borneo bei. Deswegen ist er gerade auch in diesem Sinne eine Schirmspezies…

Dr. Simon Husson über seine Erfahrungen im Orang-Utan-Schutz
Dr. Simon Husson über seine Erfah­rungen im Orang-Utan-Schutz

Anwe­send waren 30 Mitglieder, darunter auch BOS-Urge­stein, wie der lang­jäh­rige 1. Vorsit­zende Boris Thiemig und Frau Dr. Hiedel, Assis­tentin von einem der BOS-Deutsch­land-Gründer, Dr. Eber­hard Kreikemeier.

Und hier fiel auch ein tiefer Schatten über die Versamm­lung. Vermeldet werden musste leider, dass am 14. Oktober Herr Dr. med. Eber­hard Krei­ke­meier im Alter von 92 Jahren verstorben war. Eber­hard Krei­ke­meier arbei­tete als Arzt in Indo­ne­sien, wo er auch mit BOS in Kontakt kam. Zusammen mit seinem Kollegen Dr. Jochen-Peter Collin sammelte er noch vor der Grün­dung von BOS Deutsch­land Geld zur Unter­stüt­zung der indo­ne­si­schen Orang-Utan-Schützer. Der Natur­schutz­cha­rakter der Initia­tive ließ jedoch eine Orga­ni­sa­tion außer­halb der eher kultu­rell orien­tierten Deutsch-Indo­ne­si­schen Gesell­schaft zweck­mäßig erscheinen, was 2001 zur Grün­dung von BOS Deutsch­land führte. So gehört Eber­hard Krei­ke­meier zu jenen Personen, denen der Orang-Utan- und Regen­wald­schutz in Deutsch­land Wesent­li­ches zu verdanken hat.