Familie Over trifft auf Orang-Utans und stellt Bennis Projekt bei den begeisterten Dayaks vor. Sie werden herzlich in der Gemeinschaft aufgenommen.
28. April / Besuch einer Rettungsstation / bei den Dayaks: Zu Mittag haben die Dayaks wieder für uns gekocht. Es schmeckt einfach nur gut. Dann brechen wir auf zum Sekolahtuan Tembak, einer weiteren Rettungsstation für Orang-Utan-Waisen. Der Weg dorthin ist steil und schwieriges Gelände. Teilweise müssen wir Benni in seinem Rollstuhl tragen. Wir alle triefen nur so, aber wir werden mal wieder belohnt. Wir dürfen erleben, wie Willie mit jedem einzelnen Orang-Utan Kontakt aufnimmt, mit ihnen spricht und diese auf ihn reagieren. Das alleine ist schon ein großes Geschenk, erleben zu dürfen.
Selten erleben wir Benni in einer solch´ großen Ruhe mit sich selbst. Er könnte — trotz Mundschutz und hohen Temperaturen — stundenlang hier sitzen und zuschauen. Benni geht es gut.
Zum Abschied vom Sekolahtuan machen wir ein Foto mit dem Team. Was wir spüren, ist ehrliche und gelebte Herzlichkeit. Auch an diesem Ort sagen uns die Menschen, dass sie es nicht fassen können, dass jemand (Benni) im Rollstuhl 15.000 Kilometer und viele weitere Kilometer auf sich nimmt, um sich mit seinem Besuch für die Orang-Utans einzusetzen.
Jeder kennt das Gefühl, wenn man sich im Sommer nur noch auf eine Abkühlung und ein zischendes Radler freut. Radler gibt es nicht, aber einen sauberen und kühlen Fluss, in dem die einheimischen Kinder baden. Ich selbst springe mit allem gleich rein. Dann bringen uns die Nichtschwimmer zwar kein Radler, dafür aber einen gekühlten Mangosaft.
Am Abend sind wir zu Hause bei einer Dayak-Familie in ihr Mehrgenerationenhaus eingeladen. Wir genießen köstliches Essen, vor allem die wilden Salate und Gemüse. Zwischenzeitlich hat man im Dorf bekannt gegeben, dass alle zur Kirche kommen sollen. Denn dort würden Benni und sein Papa Bennis Projekt vorstellen und als Überraschung würde der Trickfilm „Henry rettet den Regenwald“ vorgeführt. Ich werde gefragt, ob das ok sei. „Ja klar“, antworte ich. Alex und Dirk wussten wohl schon vor der Abreise von dem Plan und haben vorsorglich einen Beamer dabei. Außerdem ist die Kirche mit Strom versorgt.
Nach der Präsentation und dem Film stellen die Dayaks Fragen an Benni. Willie übersetzt. Der Häuptling und weitere Obere des Dorfes sprechen für die Gemeinde. Eine ältere Frau (sehr weise wirkend) sagt, dass Benni von Gott zu ihnen geschickt wäre, um ihnen eine Botschaft zu übermitteln. Die ganze Gemeinde würde für Benni beten. Sie verneigt sich vor Benni. Beim Verlassen kommen alle und verabschieden sich persönlich bei uns und untereinander.
Wie schön, wenn es so etwas in Deutschlands Kirchengemeinden gäbe, denke ich in diesem Moment: diese achtsame Zuwendung, dieses Gemeinschaftsgefühl…
Das alles ist sehr emotional und kaum in Worte zu fassen. Daher belasse ich es dabei.
Dann kehren wir zurück in das Heim der Dayak Familie. Wir sitzen drinnen und draussen. Es es diese gefühlte Atmosphäre, als wären wir schon lange Zeit hier zu Hause. Die Familie möchte uns gar nicht gehen lassen — ich bleibe einfach alleine zurück. Die ganze Nacht hätte ich hier bleiben und im Gespräch sein können. Aber irgendwann — durch Bier, Reiswein und Reisschnaps etwas beschwippst — entschließe auch ich mich, zu gehen. Denn wir werden heute Nacht auf Matratzen auf dem Boden und unter einem Moskitonetz in einem Longhouse schlafen — dies bei anhaltend sehr hohen Temperaturen.
Mal schauen, wie das wird und wie Benni damit zurecht kommt…
Fortsetzung mit Teil 4 “Zu Besuch bei den Dayaks“ folgt