24. April 2020
Orang-Utan-Rettung in Zeiten von Corona

BOS-Geschäfts­führer Daniel Merdes: “Orang-Utan-Schutz im Ausnahmezustand”

BOS-Geschäfts­führer Daniel Merdes: “Orang-Utan-Schutz im Ausnahmezustand”

Unsere Orang-Utan-Schutz­zen­tren befinden sich aktuell im abso­luten Lock­down. Denn unser vorran­giges Ziel in der aktu­ellen Situa­tion ist es, unsere Schutz­be­foh­lenen mit allen Mitteln vor einer Über­tra­gung des COVID-19-Virus zu schützen.

Dies gilt nicht nur für die Rettungs­zen­tren, sondern auch für unsere Auswil­de­rungs­ge­biete. Alle Volon­tär­pro­gramme wurden daher bis auf weiteres einge­stellt, die Samboja Lodge geschlossen. Aber auch Mitar­beiter, die für den laufenden Betrieb der Schutz­zen­tren nicht rele­vant sind, haben jetzt keinen Zutritt mehr. Tier­pfleger, Baby­sitter, Tier­ärzte, Liefe­ranten und Sicher­heits­per­sonal müssen strengste Hygie­ne­re­geln einhalten – noch stren­gere als sonst.

Orang-Utans mit Vorer­kran­kungen jetzt beson­ders schützen

Durch diese Maßnahmen wollen wir nicht nur uns, sondern vor allem unsere Orang-Utans schützen. Denn aufgrund der nahen Verwandt­schaft zu uns Menschen könnten auch sie beson­ders gefährdet sein, sich mit Corona zu infi­zieren. Zwar wurde bis jetzt noch keine Über­tra­gung des Virus auf einen Menschen­affen doku­men­tiert, aber die Forschung ist noch lange nicht abge­schlossen und wir können keine Even­tua­li­täten ausschließen. Immerhin können sich Orang-Utans bei uns Menschen u.a. mit Hepa­titis, Tuber­ku­lose und anderen Infek­ti­ons­krank­heiten anste­cken. Vor allem weil sich viele unserer Tiere gerade erst von Atem­wegs­in­fek­tionen infolge der Brände von 2019 erholt haben, manche aber immer noch geschwächt sind, sind wir sehr besorgt.

Die Situa­tion vor Ort

Aktuell sind wir mehr denn je auf unver­zicht­bare Arbeits­mittel wie Masken, Hand­schuhe oder Desin­fek­ti­ons­mittel ange­wiesen. In einem durch­schnitt­li­chen Jahr liegt unser Verbrauch bereits bei etwa 75.000 Atem­schutz­masken. Panik­käufe haben nun aber auch in Indo­ne­sien zu gestie­genen Preisen für medi­zi­ni­sche Ausrüs­tung geführt. Gleich­zeitig treffen uns fehlende Einnahmen z.B. durch die geschlos­sene Samboja Lodge empfind­lich. Wir wollen aber auch weiterhin soziale Verant­wor­tung über­nehmen und unser Mitar­beiter auf Borneo unter­stützen. Sie sind unsere Helden vor Ort und benö­tigen gerade jetzt unsere Soli­da­rität. Die Orang-Utans wiederum sind das letzte Glied in der Kette einer inter­na­tio­nalen Krise, verur­sacht vermut­lich durch unver­ant­wort­li­ches Handeln wie Wild­tier­handel, Verzehr von soge­nanntem Bush­meat und unge­bremste Eingriffe in die Natur.

Die Orang-Utans und der Regen­wald brau­chen uns aktuell mehr denn je. Gemeinsam müssen wir verhin­dern, dass diese menschen­ge­mache Krise auf unsere nächsten Artver­wandten über­tragen wird.

Vielen Dank für Ihre Hilfe in dieser Ausnahmesituation.

Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutsch­land e.V.