Am 19. Oktober ist der Day of Action on Bioenergy angesagt, ein Tag an dem das Bewusstsein für die Auswirkungen der wachsenden Bioenergie-Industrie auf Mensch und Natur geschärft werden soll.
Bioenergie ist Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen, was zunächst ja eine gute Idee zu sein scheint. Der Ursprungsgedanke zielte zunächst auch darauf ab, hauptsächlich organische Landwirtschafts- und Siedlungsabfälle energetisch zu verwerten. Jedoch verlagerte sich der Schwerpunkt rasch auf die großflächige Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte eigens zum Zweck der Energiegewinnung, angetrieben besonders durch entsprechende politische Weichenstellungen. Insofern ist es weitaus zutreffender, von Agro-Energie zu sprechen anstatt den eher positiv besetzten „Bio“-Begriff zu verwenden.
Das Versprechen der Politik, durch den Einsatz nachwachsender Biomasse den CO2-Ausstoß im Vergleich zur Verbrennung von Mineralöl zu vermindern, wurde nämlich nicht erfüllt. Zum einen wird ja auch bei der Verbrennung von Biomasse CO2 freigesetzt, zum anderen hat sich der gesamte Prozess der Erzeugung und Verarbeitung von „energetischer Biomasse“ als durchaus CO2-intensiv erwiesen. Der wachsende Bedarf an diesen Rohstoffen erhöht den Druck auf Wälder und landwirtschaftliche Flächen. Nicht nur, dass Agro-Energie in Konkurrenz zu Nahrungsmittelproduktion gerät, importiert die EU Holz aus bestehenden Wäldern z.B. Nordamerikas. Die Vorstellung, gewissermaßen das Mineralölzeitalter durch nachwachsende Rohstoffe zu verlängern, hat sich vorhersehbar als irrig erwiesen.
Die EU-Kommission arbeitet gegenwärtig an neuen Ansätzen einer nachhaltigen Energiepolitik – Ergebnisse werden im Dezember dieses Jahres erwartet.