Vor kurzem war unser Beobachtungsteam in Kehje Sewen ganz aus dem Häuschen. Bei einem Kontrollgang durch den Wald ertönte auf einmal das Signal von Kumars Radio-Tracker.
Da es an diesem Tag schon zu spät war, dem Signal zu folgen, brach das Team am nächsten Tag auf, um am Ausgangspunkt des Vortages nochmals genauer nachzuforschen. Kumar, der „König des Waldes“, war schon längere Zeit nicht mehr gesichtet worden. Neues über ihn zu erfahren, wäre großartig!
Sie erinnern sich an Kumar? Er ist der extrem backenwülstige Orang-Utan, der im Juli 2017 ausgewildert wurde. Zum Zeitpunkt seiner Auswilderung war er bereits 23 Jahre alt, der älteste Orang-Utan, der je in die Freiheit entlassen wurde. Aufgrund seines Alters und seiner stark ausgeprägten Backenwülste wird er von uns „König des Waldes“ genannt. Das letzte Signal seines Halsbandes empfingen wir im September. Kumars Streifzüge in die tiefsten Tiefen des Urwalds machten eine „Verfolgung“ für uns unmöglich.
Umso spannender das Auftauchen des Signals an diesem Novembertag. Tief im Regenwald wurde es immer stärker. Kumar ist bekannt dafür, dass er die Anwesenheit von Menschen nicht mag. Darum war unser Team jetzt ganz besonders aufmerksam und achtete auf jede noch so kleine Bewegung in den Bäumen. Plötzlich war das Knacken von abbrechenden Ästen zu hören. Kurz darauf landete ein großer Ast unmittelbar neben unseren Mitarbeitern. Dann endlich erschien er: Kumar! Er stand auf einem dicken Ast und schaute auf das Team wie ein König auf seine Untertanen.
Schnell wurden ein paar Fotos gemacht und aus sicherer Entfernung die neuen Beobachtungen notiert. Eine Woche lang konnte unser ehemaliger Schützling beobachtet werden. Er sieht gesund aus und hat einen guten Appetit. Unsere „Majestät“ hält sich hoch oben in den Baumwipfeln auf und baut seine Nester für die Nacht und den Tag in unterschiedlichen Bäumen. Außerdem ist er ein ausgezeichneter Futtersammler. Am liebsten schlemmt er Ficusfrüchte und Lianenrinde. Von beidem gibt es reichlich in Kehje Sewen. Kühn wie ein König markiert Kumar sein Revier. Er macht laute Schmatzgeräusche in Richtung seiner ungebetenen Besucher. Ergänzend stößt er weit hallende Rufe aus und antwortet auch lautstark auf solche Laute anderer Orang-Utan-Männchen.
Es ist wunderbar und erleichternd, Kumar so in seinen neuen Lebensraum eingewöhnt zu sehen. Gut gemacht, Waldkönig!
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