Der Lebensraum am Golf von Bengalen ist ständig von Überschwemmungen bedroht. Doch ein ganz besonderer Deich schützt dieses Gebiet: die Mangrovenwälder von Sundarbans.
Entlang der Grenze zwischen Indien und Bangladesch verläuft ein riesiger Wald: die Sundarbans. Mit einer Fläche von 10.000 Quadratkilometern sind sie das größte Mangrovengebiet der Welt. „Sundarbans“ bedeutet auf Bengalisch „wunderbarer Wald“. Die an tropischen Küsten anzutreffenden Mangroven sind reich an Fisch, Wild und Krustentieren. Ihr verflochtenes Wurzelwerk kann Tsunamiwellen brechen. Der sumpfige Boden nimmt die Ablagerungen auf, die Flüsse bei Überschwemmungen anspülen, und die dichten Baumkronen schwächen die Monsunwinde ab. In diesen Land-Wasser-Wäldern leben heute noch die sagenumwobenen Bengalischen Tiger. Für die Bevölkerung sind diese Ökosysteme lebenswichtig: Die Mangroven schenken ihnen nicht nur Nahrung, Feuer- und Bauholz, sondern bieten auch Schutz vor den immer verheerender werdenden Stürmen. Doch seit einigen Jahren hat der Mensch den Wald überbeansprucht, und die Mittel zur Wiederherstellung des Gleichgewichts fehlen. Alles hängt von lokalen Initiativen ab: Fischer, Landwirte, Jäger, Förster und Organisationen vor Ort versuchen, Flora und Fauna zu retten und die Mangrovenwälder wieder aufzuforsten. Die Menschen fühlen sich dem Wald wieder mehr verbunden und haben begriffen, dass sie ihn nicht zerstören dürfen. Denn für das bitterarme, vom Klimawandel hart getroffene Bangladesch sind die Sundarbans weit mehr als ein Biosphärenreservat — von ihrer Existenz hängen Millionen Menschenleben ab.