Bei der Durianfrucht scheiden sich die Geister — oder auch die Geschmäcker. Von den einen als „Königin aller Früchte“ geehrt, wird sie von anderen geradezu verteufelt. Der Grund dafür ist neben dem Geschmack auch ihr intensiver Geruch.
Die Frucht, welche in der Vergangenheit bereits für den verspäteten Abflug einer indonesischen Fluggesellschaft verantwortlich war und deren Verzehr an einigen Orten sogar verboten und mit Bußgeldern belegt ist, wird selbst von einigen ihrer Liebhaber „Stinkefrucht“ genannt.
Unserem Monitoring Team jedenfalls kam sie bei einem seiner Streifzüge sehr zu Gute.
Die starke Anziehungskraft der Durian gab unseren indonesischen Kollegen nämlich die Möglichkeit, die schon lange nicht mehr gesichtete Orang-Utan Dame Elder wieder einmal ausführlich zu beobachten.
Das im September 2011 in unserem Schutzzentrum Samboja Lestari geborene Orang-Utan-Baby wurde nur wenige Wochen nach seiner Geburt zur Waise. In Obhut unserer Babysitter entwickelte sie sich in kurzer Zeit prächtig und konnte mit nur sieben Jahren ausgewildert werden.

Elder im Juli 2019 kurz nach ihrer Freilassung
Monatelang verschwunden
Nach ihrer Auswilderung Ende Juli 2019 blieb Elder in der Nähe ihres Freilassungsortes. Aber nach einiger Zeit verschwand sie in den Tiefen des Waldes und konnte nicht mehr aufgespürt werden.
Unser Monitoring Team versucht bei seinen regelmäßigen Streifzügen stets, möglichst viele unterschiedliche Orang-Utans zu beobachten. Weil jeder Menschenaffe seinen individuellen Bewegungsradius und eigene Fortbewegungsgewohnheiten hat, werden einige öfter als andere angetroffen. Aus diesem Grund war unser Team sehr erfreut, nach längerer Zeit wieder auf Elder zu stoßen.
Sie saß gerade auf einem Ast und beobachtete ihre Umgebung, bevor sie auf den Boden hinab kletterte und Termiten aus einem morschen Stamm vernaschte.

Die Durian ist Leibspeise vieler Orang-Utans
Nächster Stop: Durianbaum
Zufrieden mit ihrem proteinreichen Appetizer kletterte sie zurück in die Baumkronen und schwinghangelte sich durch den Wald. Erst ein Durianbaum motivierte Elder zum abrupten Anhalten. Allem Anschein nach pflegte sie ein inniges Verhältnis zu den Früchten des Baumes.
Zu ihrem Glück war das Obst zu dieser Zeit erntereif und dadurch zahlreich vorhanden. Während das Öffnen der Frucht sehr mühsam und kompliziert ist, scheint die Orang-Utan-Dame mit ihren starken Händen das stachelige Äußere mit einer bemerkenswerten eingeübten Leichtigkeit zu entfernen.
Elder zelebrierte die Verkostung der Frucht so, wie einige hierzulande Weinproben lobpreisen und dehnte den Verzehr der Durian genüsslich über eine ganze Stunde in die Länge.
Mit vollem Bauch kletterte sie auf den Boden, legte ihn mit Zweigen und Blättern aus und machte darauf ein halbstündiges Verdauungschläfchen, bevor sie den Wald weiter erkundete. Mit ihrem großen Verbrauch wird Elder sicherlich dafür sorgen, dass die Samen der Frucht gut verbreitet werden, sodass hoffentlich auch ihre Nachkommen noch ihre Vorliebe dafür teilen können.
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(Fotos: Commons WikiMedia)