14. Februar, Valentinstag, Tag der Liebenden und der Geschenkeindustrie. Ein guter Anlass, sich zu fragen, wie das eigentlich unsere rothaarigen Vettern halten. Gibt es die große Liebe unter Orang-Utans? Irgendetwas muss bei ihnen doch auch laufen? Um es gleich zu sagen, wir wissen es nicht genau, können aber annehmen, dass weder romantische Eskapaden noch stabile Zweierbeziehungen die Sache der Gattung Pongo sind.
Orang-Utan-Männchen durchlaufen oft eine unter Primaten einzigartige Entwicklung: Nach der eigentlichen Geschlechtsreife sind sie nur wenig größer als die Weibchen, eher große Jungs als ausgewachsene Männer. Manchmal bleiben sie ihr Leben lang in diesem Stadium und müssen sehen, wie sie hinsichtlich Sex und Fortpflanzung auf ihre Kosten kommen. Wenn sie indes Glück haben, können sie buchstäblich auf richtig dicke Backen machen. Dann erfahren sie hormonell gesteuert noch einmal ein deutliches Größenwachstum und bekommen ihre so charakteristischen mächtigen Backenwülste.
Die heißesten Typen haben die größten Reviere
Dies geschieht vor allem dann, wenn es ihnen gelingt, ein eigenes Revier zu etablieren. So ein Revier kann in der Größe sehr variieren und bis zu 5.000 Hektar umfassen. Die Anwesenheit anderer dominanter Männchen mit ihrem kilometerweit zu hörendem, sogenannten Long Call scheint dagegen die Entwicklung zum richtigen Kerl zu bremsen.
Sein Areal teilt sich ein dominantes Männchen in der Regel mit zwei bis vier Weibchen, die dann den Harem des Patriarchen bilden. Im Unterschied zu nahezu allen anderen Primaten bilden Orang-Utans jedoch keine festen Sozialverbände, sondern leben einzeln. Lediglich die Bindung zwischen Mutter und Kind ist dauerhafter. Andererseits sind Orang-Utans aber auch nicht streng solitär, sondern kommunizieren durchaus über die Entfernung miteinander. Wie sie das im Einzelnen tun, ist noch weitgehend ungeklärt.
Kleine Futtergeschenke erhalten die „Romantik“
Aber anders als zum Beispiel ein Gorilla-Silberrücken hat ein revierbesitzender Orang-Utan seine Frauen nicht ständig im Blick. Wenn sie allein bzw. mit ihrem Kind, für dessen Aufzucht sie übrigens allein zuständig sind, umherstreifen, können sie „Wanderern“ und „Pendlern“ begegnen. Das sind nicht-dominante Männchen ohne Revier und Backenwülste. Sie heißen so, weil sie einfach umherwandern oder zwischen verschiedenen Revieren hin und her pendeln. Auf Weibchen wirken sie nicht besonders attraktiv, so dass ein solches Männchen sein Glück durch Bestechung, sprich kleine Essensgeschenke versuchen muss. Vielleicht ist das noch das Valentinhaftigste an Orang-Utan-Zweisamkeit. Oder aber er erzwingt sich eine Begattung mit Gewalt. Das wiederum ist die definitiv unromantische Seite des Orang-Utan-Verhaltens.
Vor dem legitimen Revierinhaber muss sich der junge Unhold natürlich in Acht nehmen. Allerdings werden nicht-dominante Männchen von den Paschas oft nicht ernstgenommen, wahrscheinlich, weil sie eher wie Weibchen aussehen. So bringen die Weibchen oft auch Junge zur Welt, die nicht den Patriarchen zum Vater haben, eine bei Säugetieren mit dominanten Männchen ungewöhnliche Konstellation.
Ob sich unterm Blätterdach bei Orang-Utans außer nackter fleischlicher Begierde nicht doch auch zartere Empfindungen entfalten, können wir natürlich letztlich nicht wissen. Und wenn, dann geht es uns vielleicht gar nichts an.
In diesem Sinne wünschen wir allen Freunden der Orang-Utans einen schönen Valentinstag mit nachhaltigen Geschenken.