7. Februar 2018

Dicke Backen und Vielweiberei

14. Februar, Valen­tinstag, Tag der Liebenden und der Geschenk­e­indus­trie. Ein guter Anlass, sich zu fragen, wie das eigent­lich unsere rothaa­rigen Vettern halten. Gibt es die große Liebe unter Orang-Utans? Irgend­etwas muss bei ihnen doch auch laufen? Um es gleich zu sagen, wir wissen es nicht genau, können aber annehmen, dass weder roman­ti­sche Eska­paden noch stabile Zwei­er­be­zie­hungen die Sache der Gattung Pongo sind.

Orang-Utan-Männ­chen durch­laufen oft eine unter Primaten einzig­ar­tige Entwick­lung: Nach der eigent­li­chen Geschlechts­reife sind sie nur wenig größer als die Weib­chen, eher große Jungs als ausge­wach­sene Männer. Manchmal bleiben sie ihr Leben lang in diesem Stadium und müssen sehen, wie sie hinsicht­lich Sex und Fort­pflan­zung auf ihre Kosten kommen. Wenn sie indes Glück haben, können sie buch­stäb­lich auf richtig dicke Backen machen. Dann erfahren sie hormo­nell gesteuert noch einmal ein deut­li­ches Größen­wachstum und bekommen ihre so charak­te­ris­ti­schen mäch­tigen Backenwülste.

Die heißesten Typen haben die größten Reviere

Dies geschieht vor allem dann, wenn es ihnen gelingt, ein eigenes Revier zu etablieren. So ein Revier kann in der Größe sehr vari­ieren und bis zu 5.000 Hektar umfassen. Die Anwe­sen­heit anderer domi­nanter Männ­chen mit ihrem kilo­me­ter­weit zu hörendem, soge­nannten Long Call scheint dagegen die Entwick­lung zum rich­tigen Kerl zu bremsen.

Sein Areal teilt sich ein domi­nantes Männ­chen in der Regel mit zwei bis vier Weib­chen, die dann den Harem des Patri­ar­chen bilden. Im Unter­schied zu nahezu allen anderen Primaten bilden Orang-Utans jedoch keine festen Sozi­al­ver­bände, sondern leben einzeln. Ledig­lich die Bindung zwischen Mutter und Kind ist dauer­hafter. Ande­rer­seits sind Orang-Utans aber auch nicht streng solitär, sondern kommu­ni­zieren durchaus über die Entfer­nung mitein­ander. Wie sie das im Einzelnen tun, ist noch weit­ge­hend ungeklärt.

 

Kleine Futter­ge­schenke erhalten die „Romantik“

Aber anders als zum Beispiel ein Gorilla-Silber­rü­cken hat ein revier­be­sit­zender Orang-Utan seine Frauen nicht ständig im Blick. Wenn sie allein bzw. mit ihrem Kind, für dessen Aufzucht sie übri­gens allein zuständig sind, umher­streifen, können sie „Wande­rern“ und „Pend­lern“ begegnen.  Das sind nicht-domi­nante Männ­chen ohne Revier und Backen­wülste. Sie heißen so, weil sie einfach umher­wan­dern oder zwischen verschie­denen Revieren hin und her pendeln. Auf Weib­chen wirken sie nicht beson­ders attraktiv, so dass ein solches Männ­chen sein Glück durch Bestechung, sprich kleine Essens­ge­schenke versu­chen muss. Viel­leicht ist das noch das Valent­in­haf­tigste an Orang-Utan-Zwei­sam­keit. Oder aber er erzwingt sich eine Begat­tung mit Gewalt. Das wiederum ist die defi­nitiv unro­man­ti­sche Seite des Orang-Utan-Verhaltens.

Vor dem legi­timen Revier­in­haber muss sich der junge Unhold natür­lich in Acht nehmen. Aller­dings werden nicht-domi­nante Männ­chen von den Paschas oft nicht ernst­ge­nommen, wahr­schein­lich, weil sie eher wie Weib­chen aussehen. So bringen die Weib­chen oft auch Junge zur Welt, die nicht den Patri­ar­chen zum Vater haben, eine bei Säuge­tieren mit domi­nanten Männ­chen unge­wöhn­liche Konstellation.

Ob sich unterm Blät­ter­dach bei Orang-Utans außer nackter fleisch­li­cher Begierde nicht doch auch zartere Empfin­dungen entfalten, können wir natür­lich letzt­lich nicht wissen. Und wenn, dann geht es uns viel­leicht gar nichts an.

In diesem Sinne wünschen wir allen Freunden der Orang-Utans einen schönen Valen­tinstag mit nach­hal­tigen Geschenken.