Vor Kurzem hatte unser Commu­nity-Entwick­lungs­team von PT. RHOI die Möglich­keit eine Reihe von Inter­views mit einigen der in unserem Arbeits­be­reich in Muara Wahau lebenden Dayak Wehea durch­zu­führen. Wir hofften, dadurch weitere Einblicke in Kultur und Tradi­tionen der Dayaks zu erhalten.

Iden­ti­täts­un­ter­schei­dung von anderen subeth­ni­schen Dayak-Gruppen

Die meisten Einhei­mi­schen, mit denen wir spra­chen, erzählten, dass ihre Tradi­tionen sich von denen anderer subeth­ni­scher Dayak-Gruppen unter­scheiden. Das offen­sicht­lichste Beispiel ist ihre Sprache. Im tägli­chen Wort­schatz bezeichnen die Dayak Wehea den Morgen als “Guang Mas”, den Mittag als “Mae Dea”, den Nach­mittag als “Lanhop / Nehop” und den Abend als “Maedem / Mlam”. Zum Vergleich: Die glei­chen Wörter in Dayak Kayan — einer anderen subeth­ni­schen Gruppe in einem nahe gele­genen Gebiet — sind “jimaq”, “ngedau”, “leviq dau” und “malam”.

Dorfatmosphäre
Dorfatmosphäre

Im indo­ne­si­schen Borneo gibt es bis zu 405 subeth­ni­sche Dayak-Bevöl­ke­rungs­gruppen (Quelle: Pesona Indo­nesia). Das Volk der Dayak Wehea wurde jedoch bislang nicht offi­ziell als unab­hän­gige subeth­ni­sche Gruppe aner­kannt. Solch eine Aner­ken­nung ist jedoch bedeutsam, da sie es den Menschen in Dayak Wehea ermög­li­chen würde, ihre Tradi­tionen und Kultur offi­ziell zu schützen und zu bewahren. Vor allem in Bezug auf Sprache, Weis­heit, Kunst, Etikette und Gewohn­heits­ge­setze wäre dies bedeutsam.

Ein Gewohn­heits­ge­setz der Dayak Wehea ist das Tuhing, das es Außen­ste­henden verbietet, in bestimmten Zeit­räumen ohne entspre­chende Erlaubnis ein Dorf zu betreten. Wenn dieses Gewohn­heits­recht verletzt wird, wird die betref­fende Person mit einer bestimmten Geld­buße oder der Entrich­tung einer bestimmten Vieh­menge an Schweinen oder Hühnern bestraft.

Anders bei den Dayak Kayan: Dort werden dieje­nigen, die das Gesetz verletzen, an die Behörden über­geben und dann gezwungen, eine Buße in Form von Geld oder Wert­sa­chen zu zahlen, typi­scher­weise eine wert­volle Machete in Familienbesitz.

Pak Ledjie Be säubert die Statuen seiner Vorfahren
Pak Ledjie Be säubert die Statuen seiner Vorfahren

„Die Dayak Wehea-Tradi­tion ist eine Lebens­weise, die wir niemals hinter uns lassen können, selbst wenn wir jemanden aus einer anderen Dayak-Gruppe mit anderen Tradi­tionen heiraten. Die Zeiten mögen sich ändern, aber wir werden unsere Tradi­tionen beibe­halten und an unsere Kinder weiter­geben “, erklärte eine Mutter aus dem Dorf Dea Beq.

Werte des Lebens in einer Gemeinschaft

Laut Fajaria (auch bekannt als Ria), einer Kran­ken­schwester in einer kleinen öffent­li­chen Klinik im Dorf Diaq Lay, können die Tradi­tionen von Dayak Wehea Einfluss darauf haben, wie verschie­dene Mitglieder der Gemeinde inter­agieren. Die ältere Gene­ra­tion ist den Werten und Tradi­tionen immer noch treu, während viele der jüngeren Menschen beginnen, dieje­nigen zu über­sehen, die sie als zu streng oder unver­nünftig ansehen.

Interview mit Einwohnern
Inter­view mit Einwohnern

Eine alte Tradi­tion der Dayak Wehea ist es auch, dass sie während einer Reise gezwungen sein könnten anzu­halten oder sogar umzu­kehren, wenn sie einer bestimmten Schlange begegnen oder den Ruf eines spezi­ellen Vogels hören. Sie glauben, dass diese Ereig­nisse Pech bedeuten oder zumin­dest höchste zusätz­liche Vorsicht erfor­dern. Diese Art von Weis­heit wird von der jüngeren Gene­ra­tion als über­holt und veraltet angesehen.

Ledjie Be, der Sekretär von Lembaga Adat Besar Dayak Wehea (das große Haus der Dayak Wehea), versucht nun im Unter­be­zirk Muara Wahau, der die sechs Dörfer umfasst, eine Zoll­schule für Dayak Wehea einzu­richten. Er möchte, dass die Kunst und die tradi­tio­nellen Werte der Dayak Wehea formal gelehrt werden, damit das Wissen an jüngere Gene­ra­tionen weiter­ge­geben werden kann.

Die Tradi­tionen der Dayak Wehea legen großen Wert auf Team­ar­beit und gegen­sei­tige Unter­stüt­zung bei der Durch­füh­rung tägli­cher Akti­vi­täten. Dies zeigt sich im Ritual der Rodung, des Reis­pflan­zens und der Ernte­feste, die als Mbob Jengea bekannt sind. An dieser Tradi­tion sind alle Mitglieder der Dayak Wehea, sowohl junge als auch alte, als eine kollek­tive Einheit beteiligt. 

Kunst und Kultur

Zwar besteht die Sorge, dass Mitglieder der jüngeren Gene­ra­tion sich von den tradi­tio­nellen Werten von Dayak Wehea abwenden, doch scheinen einige immer noch aktiv an den Werten fest­zu­halten. Nehmen wir zum Beispiel Febby, ein Mädchen aus dem Dorf Diaq Lay, das häufig an Kunst­auf­füh­rungen und tradi­tio­nellen Veran­stal­tungen in allen sechs Dörfern der Dayak Wehea teil­nimmt. Sie liebt es, tradi­tio­nelle Tänze aufzu­führen und erhält zusammen mit ihren Freunden regel­mäßig Einla­dungen zu lokalen Festi­vals und Veran­stal­tungen. Außerdem unter­richtet sie tradi­tio­nellen Tanz in der außer­schu­li­schen Klasse ihrer Schule.

„Ich würde viel lieber den tradi­tio­nellen Dayak Wehea-Tanz tanzen als die modernen, auslän­di­schen Tänze, die meine Kollegen norma­ler­weise mögen. Es ist in Ordnung, sich für fremde Kultur zu inter­es­sieren, aber wir dürfen unsere eigene nicht vergessen “, betont Febby.

Dann gibt es noch Henri, einen jungen Mann aus dem Dorf Nehas Liah Bing, der einst ein Petkuq Mehuey war, eine lokale Bezeich­nung für einen Wächter des Wehea Protec­tion Forest, wo Orang-Utans wild und frei leben. Er trat zurück, um eine Ausbil­dung in Sama­rinda zu absol­vieren, kehrte aber später in seine Heimat­stadt zurück, um als Kartie­rungs­spe­zia­list im Dorf­büro zu arbeiten. Er enga­giert sich intensiv für die Erhal­tung und den Schutz der Kultur und der Wälder der Dayak Wehea.

Henrikus
Henrikus

Es ist wichtig, dass Tradi­tionen, Kulturen und alte Weis­heiten über Gene­ra­tionen weiter­ge­geben werden, um zu über­leben. Da wir jedoch wissen, dass es Menschen gibt, die sich für die Bewah­rung der Tradi­tionen und Bräuche der Dayak Wehea einsetzen, sind wir über­zeugt, dass diese lokale Bevöl­ke­rungs­gruppe noch viele Gene­ra­tionen über­leben wird. Henrikus, ein tradi­tio­neller Führer im Dorf Nehas Liah Bing, hofft sicher­lich, dass dies der Fall ist: „Unser Weg hat aus einem bestimmten Grund Hunderte von Jahren über­lebt. Er ist unsere Iden­tität und unser Über­le­bens­mittel. Wir können es uns einfach nicht leisten, ihn jetzt verschwinden zu lassen. “

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