Die BOS Foundation gönnt sich keine Pause. Schon zum zweiten Mal im Oktober wilderte sie erfolgreich Orang-Utans aus. So kommt sie ihrem Ziel immer näher: Anlässlich ihres 25. Jubiläums insgesamt 250 Orang-Utans in die Wildnis geschickt zu haben. In der dritten Oktoberwoche hat unser Team gemeinsam mit der regionalen Naturschutzbehörde BKSDA fünf weitere Orang-Utans im Wald von Kehje Sewen ausgewildert.
Unter den neuen Wilden ist ein ganz besonderer Fall – Kent, der jetzt seine zweite Chance in der Freiheit bekommt. Denn Kent wurde bereits am 22. März 2014 erstmals ausgewildert. Leider musste er zwei Monate später zurück nach Samboja Lestari gebracht werden. Er war in einen Revierkampf mit einem anderen Männchen geraten, was ernste Verletzungen zur Folge hatte. Seitdem sind zwei Jahren vergangen, in denen er sich erholen konnte und natürlich weiterhin am Rehabilitationsprogramm teilgenommen hat. Jetzt wurde er zusammen mit Rafli, Jamur, J‑Lo und Saprol im Wald von Kehje Sewen ausgewildert.
Die BOS Foundation bereitet alle Auswilderungen sorgfältig vor. Die Technik muss gecheckt, die Ausrüstung überprüft, die Arzttaschen für alle Eventualitäten befüllt und Nahrung und Flüssigkeit für Mensch und Tier verpackt werden. Penibel arbeiten die BOS-Mitarbeiter alle Sicherheits-Checklisten ab, damit am Ende eine erfolgreiche und sichere Auswilderung stattfinden kann. Die Orang-Utans werden von unserem Veterinär-Team sediert und in die Transportkäfige gesetzt. Diese Transportbehälter werden anschließend gut gesichert auf die Autos verladen. Dann bricht der Konvoi zu seiner aufregenden Reise ins Auswilderungsgebiet auf.
Feierlicher Abschied
Vor dem Büro des Gouverneurs von Ost-Kalimantan wurde auch diesmal eine offizielle feierliche Zeremonie abgehalten, um den neuen Wilden und unserem Team eine gute Reise zu wünschen. Viele wichtige Gäste waren bei der Veranstaltung dabei, darunter der Geschäftsführer der BOS Foundation, Dr. Jamartin Sihite, sowie der Gouverneur der Provinz, Prof. H. Awang Faroek Ishak. Auch Vertreter der Naturschutzbehörde BKSDA, des Umweltministeriums und weiterer Institutionen waren anwesend.
Über alle Hindernisse hinweg
Die Fahrt vom Büro des Gouverneurs bis nach Muara Wahau, der Hauptstadt der Provinz Ost-Kutai, sollte 12 Stunden dauern.
Doch diesmal machte das Wetter leider nicht mit. Während der gesamten Fahrt ließ der Regen nicht nach – eine zusätzliche Herausforderung für das Team.
Auf der letzten Etappe der Reise durchquerte der Konvoi ein ehemaliges Holzkonzessionsgebiet, in dem der Weg sehr schlammig und extrem rutschig war. Das Team musste die steckengebliebenen Autos durch Ziehen und Drücken aus dem Schlamm befreien, um auch die letzte mit dem Auto mögliche Wegstrecke bewältigen zu können. Hier, am Ende der Straße, begegnete die Reisegruppe den Dayaks, die einen traditionellen, spirituellen Tanz vorführten, um den Auswilderungen ihren Segen zu geben.
Doch bald tauchten neue Hindernisse auf. Das Team musste einen nassen und rutschigen Steilhang hinabklettern, um an das Ufer des Flusses Telen zu kommen. Dann folgte die Überquerung des überfluteten Flusses. Am anderen Ufer stand schon der Truck aus dem Nles Mamse Camp bereit, der die Käfige in Richtung der Auswilderungspunkte befördern sollte.
Das letzte Stück der Reise wurde am späten Nachmittag zurückgelegt. Gegen 17 Uhr gingen endlich die Klappen auf und die Orang-Utans durften endlich zurück in die Freiheit.
Aufgrund der einsetzenden Dämmerung und des anhaltenden Regens, beschloss das Team, in der Nähe des Auswilderungsortes ein provisorisches Camp zu errichten. Das ermöglichte es dem Team, früh mit der Nest-zu-Nest Überwachung der neuen Wilden zu beginnen.
Mit der neunten Auswilderung aus Samboja Lestari steigt die Anzahl der Orang-Utans, die wir seit 2012 in Ost-Kalimantan ausgewildert haben, auf 49 Orang-Utans. In Zentral-Kalimantan beträgt die Anzahl mittlerweile 185 Tiere.
Wir möchten uns bei all unseren tollen Partnern und Unterstützern bedanken, die durch ihr jahrelanges Engagement auch diese Auswilderung möglich gemacht haben.
2016 feiert BOS Deutschland sein 15-jähriges Jubiläum. Das sind 15 Jahre erfolgreicher Einsatz für den Erhalt der Orang-Utans und ihrer Habitate! Noch so viele Orang-Utans warten auf den Tag ihrer Auswilderung. Schenken Sie Freiheit! Helfen Sie uns dabei, diese wunderbaren Tiere auf die Reise zu schicken.